Verdi-Pressemitteilung von heute:
In fünf Verhandlungsrunden mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft
(ver.di) hat die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA)
zur Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes über zwei Monate - vom
25. Februar bis zum 21. April 2015 - kein Angebot vorgelegt. Stattdessen haben die Arbeitgeber
von Anfang an betont, für eine inkommensverbesserung der Beschäftigten
im Sozial- und Erziehungsdienst gebe es keinen Grund.
"Die Arbeitgeber haben unmissverständlich deutlich gemacht, dass es aus
ihrer Sicht keinen generellen Handlungsbedarf für eine Aufwertung der
Sozial- und Erziehungsberufe gibt - eine Haltung, die an
Maximalverweigerung grenzt", sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske.
Die unverbindlichen "Vorschläge" der VKA sind nach ihrer eigenen Aussage
ausdrücklich kein Angebot - das ist das Gegenteil einer "ausgestreckten
Hand", sondern sind die gekreuzten Finger hinterm Rücken. Auch
inhaltlich können die unverbindlichen Vorstellungen der VKA keine
Verhandlungsgrundlage sein: Für Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagoginnen
und Heilpädagoginnen sowie für die Beschäftigten in den Werkstätten für
behinderte Menschen lehnt die VKA jegliche Verbesserung ab. Die von der
VKA als "möglich" angesehene Verbesserung für Erzieherinnen würde,
unabhängig davon, dass nur wenige Beschäftigte überhaupt davon
profitieren könnten, lediglich zu Erhöhungen zwischen 27 und 39 Euro
monatlich brutto (entsprechend 0,9 bis 1,6 Prozent) führen. Gleichzeitig
bestünde die Gefahr, dass bereits heute besser eingruppierten
Erzieherinnen herabgruppiert würden. Das ist das Gegenteil von
Aufwertung. Die Arbeitgeber-Vorschläge für Kita-Leitungen schließen die
Leitungen von mittleren und großen Kitas, die die Mehrheit bilden,
explizit aus.
Die Praxis in den Kommunen ist schon heute längst eine andere - was die
VKA vorsätzlich unterschlägt. Die Stadt München, in der der
VKA-Präsident Dr. Thomas Böhle Personalverantwortung trägt, bezahlt
Erzieherinnen bereits jetzt 200 Euro Arbeitsmarktzulage plus 120 Euro
München-Zulage monatlich. Viele andere Städte bezahlen die Erzieherinnen
statt nach der Entgeltgruppe S 6 längst nach der Entgeltgruppe S 8, was
je nach Stufe zu Einkommenserhöhungen zwischen 112 und 443 Euro monatlich führt. Offenbar haben diese Städte bereits
das erkannt, was die VKA nicht wahrhaben will: Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst müssen besser bezahlt werden.
Auch seit der letzten Verhandlungsrunde am 21. April 2015 hat die VKA
kein Angebot unterbreitet. Sie ist stattdessen in Bewegungslosigkeit
erstarrt und hat es noch nicht einmal für nötig befunden, ihre
Mitgliederversammlung, auf der "grünes Licht" für echte
Verhandlungsangebote gegeben werden könnte, zeitnah einzuberufen. Die
Arbeitgeber setzen nach den Worten ihres Präsidenten darauf, den Streik
der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst "auszuhungern".
Gänzlich verschweigt die VKA, dass sie einseitige Richtlinien
herausgegeben hat, wonach zum Beispiel Ärztinnen und Ärzte oder
Beschäftigte im IT-Bereich mit mehr als 1.000 Euro monatlich
übertariflich bezahlt werden können. Ein fehlender finanzieller
Spielraum kann daher der Umsetzung der dringend erforderlichen
Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes nicht entgegenstehen.
Hinzu kommt, dass häufig die Betriebskosten von Kindertageseinrichtungen
zu großen Teilen von den Ländern erstattet werden. ver.di fordert eine
bessere Eingruppierung der Sozial- und Erziehungsberufe, die im
Durchschnitt zu zehn Prozent besseren Einkommen führt. Die Beschäftigten
im Sozial- und Erziehungsdienst machen rund zehn Prozent aller
Beschäftigten bei den Kommunen aus. Es geht also lediglich um eine
Erhöhung der kommunalen Personalausgaben um ein Prozent. Das "Jammern"
der VKA über die "Unfinanzierbarkeit"
der ver.di-Forderung ist daher nicht begründet.
Die Vertreterinnen und Vertreter aus den streikenden Einrichtungen des
Sozial- und Erziehungsdienstes haben deshalb bei der bundesweiten
Streikdelegiertenkonferenz in Fulda unmissverständlich deutlich gemacht: Zur Beendigung des Tarifkonflikts erwarten die Beschäftigten im
kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst ein annehmbares Ergebnis.
Bis dahin werden die unbefristeten Streiks fortgesetzt.
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