Gemeinsame Presseerklärung der Arbeitsgemeinschaften der katholischen und evangelischen Klinikseelsorgerinnen und -seelsorger im Saarland zur bundesweiten Ver.di „Aktion 162.000“ am 24. Juni 2015
„Der Personalnotstand in den deutschen Krankenhäusern, vor allem in der Pflege, ist nicht mehr zu übersehen. Er ist ein Skandal.“ Zu diesem Urteil kommen die 40 katholischen und evangelischen Klinikseelsorgerinnen und -seelsorger im Saarland. Nach einem Personalcheck der Gewerkschaft Ver.di fehlen in den deutschen Krankenhäusern insgesamt 162.000 Stellen. Die Politik hat das Gut „Gesundheit“ durch die Gesundheitsreformen der vergangenen 20 Jahre zur Ware gemacht. Diese Ökonomisierung führt zum Personalabbau als logische Konsequenz. Die Kosten für das Gesundheitswesen wurden gedeckelt. Der Personalabbau betrifft besonders Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege. Deren permanente Überforderung macht krank und gefährdet letztlich die Gesundheit der Patientinnen und Patienten. Dass eine Nachtschwester für 40 schwerkranke Patienten zuständig ist, ist keine Seltenheit mehr. Häufig müssen zwei examinierte Vollzeitkräfte mit ein, zwei Schülerinnen 40 Patienten auf einer chirurgischen Station auf die OP vorbereiten und nach der OP versorgen. Was als Notbesetzung anfing, wird zum personellen Dauerzustand. Überlastungsanzeigen, ein Arbeitsschutz-Instrumentarium, das einem Arbeitgeber erlaubt, seiner Fürsorgepflicht nachzukommen, werden nicht mehr ernst genommen. Krankenhausleitungen verfolgen den Personalabbau mit aller Konsequenz und Härte. Ihnen bleibt auch nichts anderes übrig, stehen sie doch selber unter einem unvorstellbaren wirtschaftlichen Druck, ihr Krankenhaus nicht in die roten Zahlen zu bringen. Die Politik kennt und schafft diese Probleme und schaut weg.
Damit muss Schluss sein! Die saarländischen Klinikseelsorgerinnen und –seelsorger fordern deshalb die Krankenhausträger auf, die schlimmen Konsequenzen, die der ständige Personalabbau für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, als Skandal zu benennen. Die Politiker und Politikerinnen, die Krankenkassen und die Krankenhausträger werden aufgefordert, die immer größer werdende Not der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen endlich zur Kenntnis zu nehmen und gemeinsam nach neuen Lösungen zu suchen. Wir unterstützen daher die Forderung der Gewerkschaft Ver.di für eine bundeseinheitliche gesetzliche Personalbemessung. Die Politik muss endlich handeln. So kann es nicht mehr weitergehen. Wir brauchen eine ausreichende Finanzierung für die Krankenhäuser und ihr Personal. Deshalb ist die Ver.di „Aktion 162.000“ am 24. Juni , am Gedenktag Johannes des Täufers, dieses unliebsamen und einsamen Rufers in der Wüste, ein notwendiger und guter Schritt in die richtige Richtung.
Saarbrücken, 19. Juni 2015
Für die AG der katholischen und evangelischen Klinikseelsorgerinnen und –seelsorger
Pastoralreferent Hermann-Josef Mayers, Sprecher der AG der katholischen Klinikseelsorgerinnen und -seelsorger im Saarland, Saarbrücken
Erwin Graus, katholischer Krankenhauspfarrer, Saarbrücken
Andreas Noster, katholischer Krankenhauspfarrer Völklingen und Püttlingen
Pfr. Rolf Joachim Kiderle, Sprecher der AG der evangelischen Klinikseelsorgerinnen und -seelsorger im Saarland, Saarbrücken
Peter Sorg, evangelischer Klinikpfarrer, Saarbrücken
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