Freitag, 10. Juni 2016

Auszubildende der Pflege fordern bessere Ausbildungsbedingungen und Erhalt der Mitbestimmung

Mehr als 200 Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) aus Krankenhäusern und
Pflegeeinrichtungen haben heute (9. Juni 2016) in Willingen die Sicherung der betrieblichen Mitbestimmung im Rahmen der Pflegeausbildungsreform verlangt. In der Resolution fordern sie die Bundesregierung auf sicherzustellen, dass auch künftig der Ausbildungsvertrag vom Ausbildungsbetrieb unterschrieben werden muss und dies nicht an die Schule delegiert werden darf.

Die Teilnehmenden der bundesweiten Konferenz von JAV-Mitgliedern aus dem Gesundheits- und Sozialwesen beraten vom 8. bis zum 10 Juni 2016 in Willingen unter dem Motto "Level up! Gemeinsam Ausbildung aufwerten", wie die Bedingungen vor allem in der Pflegeausbildung verbessert werden können. Es ist die größte Konferenz ihrer Art in der Branche.

Resolution als pdf


Die Zufriedenheit in der Pflege ist signifikant geringer, als in anderen Ausbildungsberufen. 33 Prozent der Auszubildenden erhalten keine praktische Anleitung während ihrer Ausbildung. 60 Prozent werden kurzfristig versetzt, um Personalmangel zu kompensieren. Der Ausbildungsreport der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) bestätigt, wie wichtig die Forderung nach dem Erhalt der betrieblichen Mitbestimmung ist, um auf die Ausbildungsbedingungen innerbetrieblich Einfluss zu nehmen. "Gute Ausbildung geht anders", kritisiert Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. Auf Gesundheitskongressen redeten alle von der Notwendigkeit der Aufwertung der Pflege, um den hohen Personalbedarf wegen des demografischen Wandels abdecken zu können. "Im Klinikalltag fehlt es dann aber schlicht an Zeit und Personal für eine qualitativ gute Ausbildung. Es ist erschreckend, wie viele junge Menschen während der Ausbildung Zweifel an ihrer Berufswahl bekommen. Sie starten mit hohem Engagement und vielen Erwartungen an diesen großartigen und verantwortungsvollen Beruf und schlagen dann oft hart auf dem Boden des Klinikalltags auf", so Bühler.
Sie führte weiter aus: "Der Gesetzgeber muss handeln. Wir brauchen dringend gesetzliche Vorschriften für die personelle Ausstattung in den Kliniken." Nach einer ver.di-Erhebung fehlen in den Kliniken 162.000 Stellen, 70.000 davon in der Pflege.

Quelle: Ver.di-Pressemitteilung vom 9. Juni 2016

Anmerkung: vergleichbare Veranstaltungen aus dem Bereich caritativer und diakonischer Einrichtungen sind uns nicht bekannt; der Sonderweg der kirchlichen Wohlfahrtsverbände befördert offensichtlich auch einen systematischen Paternalismus, der selbstbewußte Interessenvertretung eher erschwert...

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