Dienstag, 15. März 2022

Wer sich der Vergangenheit nicht erinnert, ist verurteilt, sie noch einmal zu erleben

in diesem Sinne *) hat sich nun wohl auch Papst Franziskus geäussert. Das Domradio berichtet:
14.03.2022 Papst geht mit Machtmenschen hart ins Gericht
Nichts aus der Vergangenheit gelernt
Papst Franziskus hat die mangelnde Bereitschaft verurteilt, Konsequenzen aus der Vergangenheit zu ziehen. Er habe den Eindruck, "dass die Welt im Wesentlichen weiterhin nach veralteten Kriterien regiert wird", so das Kirchenoberhaupt.
...
Daher ist es gut und richtig, dass die evangelische Nordkirche die Unterstützung des NS-Regimes durch die Vertreter der Kirche untersucht hat - mit bestürzendem Ergebnis:
Wie nah waren Schleswig-Holsteins Pastoren dem NS?
"Es gibt praktisch fast keine neutrale Predigt"
Die frühere evangelische Landeskirche Schleswig-Holsteins war offenbar stärker in den Nationalsozialismus verstrickt als bisher angenommen. Ein Wissenschaftler wertete Personalakten der Landeskirche aus.


... Der Wissenschaftler wertete demnach für seine fast 2.000 Seiten umfassende Promotion die Personalakten aller 729 Pastoren der Landeskirche in der Zeit zwischen 1933 und 1945 aus. Befürwortung und Unterstützung der NS-Herrschaft seien "erstaunlich weit verbreitet" gewesen, resümierte Hertz. "Es gibt praktisch fast keine NS-neutrale Predigt."

Äußerungen gegen jüdische Religion
Stellvertretend für seine Erkenntnisse steht nach Angaben der Uni das Zitat des Stormarner Propstes Gustav Dührkop: "Wer Deutscher und Christ sein will, der trete selbstlos in die vordersten Reihen und helfe des Führers Werk vollenden." ....
(Quelle).
Die Haltung der protestantischen Kirchenvertreter, die insbesondere in Preußen im Sinne einer "Staatskirche" aufgewachsen waren, ist nicht verwunderlich. Sie darf den einzelnen Personen insofern auch nicht vorgeworfen werden. Die mehr als deutlichen Fingerzeige aus Rom (vgl. "Mit brennender Sorge" vom 21. März 2017) sprachen dagegen für die katholische Kirche eine deutlich andere Sprache.

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die nationalsozialischte Idee der "Dienstgemeinschaft" gerade bei der protestantischen Kirche auf fruchtbaren Boden viel (wir berichteten).
Warum aber dann in den "Aufbaujahren" nach der Nazizeit auch die katholische Kirche - in ökumenischer Zusammenarbeit und entgegen den päpstlichen Hinweisen (wir berichteten) - in bewusster Abkehr von der Weltkirche dieser Ideologie gefolgt ist, erschließt sich uns nicht.
Es mag "Geschichtsvergessenheit" gewesen sein, oder auch das schlechte Gewissen, die Gewerkschaften dem Nazi-Terror unwidersprochen ausgeliefert (wir berichteten) zu haben.
Es wird Zeit, dass sich auch die katholische Kirche ihrer Verantwortung stellt - und die historisch schwer belastete Ideologie der "Dienstgemeinschaft" dorthin verfrachtet wo sie hingehört - auf die Müllhalde der Geschichte.


*)
frei nach George Santayana in The Life of Reason:
„Wer sich nicht seiner Vergangenheit erinnert, ist verurteilt, sie zu wiederholen“
(“Those who cannot remember the past are condemned to repeat it”).

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