Sonntag, 1. September 2019

Sonntagsnoitzen - Heute vor 80 Jahren ...

In der polnischen Stadt Wielun fielen am Morgen des 1. Septembers 1939 die ersten Bomben - der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Bereits in den ersten Stunden zeigen sich wesentliche Elemente der NS-Kriegsführung: Militärtechnik, Lüge und Brutalität.
Dass bereits das Vordringen der Wehrmacht nach Osten, von den Beteiligten als "Polenfeldzug" verharmlost, von schwersten Kriegsverbrechen begleitet war, deren Opfer vor allem aus der Zivilbevölkerung kamen, ist bis heute in der bundesdeutschen Gesellschaft wenig präsent. …
Ein Sammelband, besorgt unter anderem von Hans-Christian Jasch, dem Leiter der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, ergänzt nun auf vortreffliche Weise die Fachliteratur über den September 1939 mit einer Fülle von zeitgenössischen Zeugnissen, die ebenso beeindruckend wie bedrückend sind. …
Die meisten Fotos und Tagebucheintragungen betreffen indes die katholische Zivilbevölkerung. In den ersten Kriegstagen witterten die Wehrmachtssoldaten überall Freischärler, wie der Historiker Jochen Böhler schildert. Wohl Tausende von Zivilisten wurden als angebliche Partisanen erschossen, ohne jegliche Untersuchung, wie es eigentlich vorgeschrieben war. …
"Außerordentliche Befriedung" hieß die Erschießung von etwa 5000 Angehörigen der intellektuellen Führungsschicht, unter ihnen viele Priester, als "Kulturträger", denn Polen sollte ein Reservoir von Arbeitskräften werden, somit als Kulturnation vernichtet werden. ...
Zitiert aus der Süddeutschen Zeitung: "Das Feixen der Landser"

Nur wenige Tage später folgten die Sowjets dem Beispiel Hitlers. Die erst 1918 nach der Niederlage aller drei Teilungsmächte im Ersten Weltkrieg errichtete souveräne Zweite Polnische Republik wurde erneut zur Geschichte.
Im zweiten Weltkrieg starben 6 Millionen Polen. Über 3 Millionen waren polnische Juden.

Und die endgültige Beendigung dieser leidvollen Geschichte einer europäischen Kulturnation erfolgte erst mit der 1980 (aus einer Streikbewegung heraus) mit Unterstützung der katholischen Kirche entstandenen Gewerkschaft Solidarność. Deren Bewegung war maßgeblich nicht nur durch die dritten Enzyklika von Papst Johannes Paul II. "über die Arbeit" - Laborem exercens („durch Arbeit…“) aus dem Jahre 1981 sondern wohl auch durch massive materielle Unterstützung des Vatikan mögich.
Spätestens seit dieser Zeit fragen sich Gewerkschafter in Deutschland, wieso diesseits von Oder und Neisse eine theologisch andere Einschätzung zu Gewerkschaften bestehen soll als im Rest der katholischen Welt.

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