Sonntag, 22. September 2019

Sonntagsnotizen - Klerikale Macht: Zur Herbstkonferenz der Deutschen Bischöfe

Seit 10.09.2019 ist die Themenpalette für DBK-Herbstvollversammlung in der kommenden Woche bekanntgegeben:
Beratungen über Reformen, Missbrauch und aktuelle Politik
Hochaktuelle Themen stehen auf der Tagesordnung der DBK-Herbstvollversammlung in Fulda.
Dort wollen die Bischöfe vor allem über Reformen in der Kirche und über die weitere Aufarbeitung des Missbrauchsskandals beraten. Auf der Agenda der Versammlung vom 23. bis 26. September stehen aber auch die politischen Entwicklungen nach den jüngsten Landtagswahlen, die Klimadebatte und das Engagement der Kirche für Flüchtlinge, wie die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn mitteilte. An den Beratungen nehmen 69 Mitglieder der Bischofskonferenz unter Leitung des Vorsitzenden teil, Kardinal Reinhard Marx....

"Synodaler Weg" soll Schwerpunktthema sein"
Schwerpunkt der Beratungen bei der Vollversammlung sollen die Vorbereitungen des von den Bischöfen beschlossenen "synodalen Wegs" sein. Bei dieser Reformdebatte soll es ab Dezember unter anderem um die Rolle der Frau in der Kirche gehen. Weitere zentrale Themen sind die Macht in der Kirche sowie Sexualmoral und priesterliche Lebensform.
Dazu berichtet "katholisch.de"
Ein Forum debattiert über Gewaltenteilung
"Synodaler Weg": Vom Klerikalismus zum Priester als Gast
Die Begriffe Macht und Missbrauch spielen in der kirchlichen Debatte derzeit eine Schlüsselrolle. Beim "synodalen Weg" befasst sich eine prominent besetzte Arbeitsgruppe mit dem Thema. ...
Seit dem die Tagesordnung bekannt ist, mehren sich die Widerstände - auch aus dem Vatikan - gegen Aspekte des "synodalen Weges".

Wir kennen die Bedenken, die schon vor Wochen seitens der Kongregation für die Bischöfe gegen Aspekte des "synodalen Weges" geäußert wurden und die von der Bischofskonferenz auf ihrer Website veröffentlicht wurden. Die größte Sorge des Dikasteriums (etwa mit der Bezeichnung "Ministerium" zu vergleichen), so scheint es, ist die Furcht, dass gegen die bischöflichen Verantwortungsträger ein Mehrheitsbeschluss zu einem Fragenkomplex erfolgt, der die Weltkirche betrifft und in der Folge die deutsche katholische Kirche von der Weltkirche und deren Entwicklung trennt.
Und wir verstehen auch, dass sich viele nicht über zwei Jahre in unzähligen Diskussionsrunden abarbeiten wollen, wenn am Ende doch nur unverbindliche Empfehlungen stehen, die jedermann ignorieren kann.

Nun hat das Thema "klerikale Macht und Machtmissbrauch" sehr viele Aspekte und Facetten. Und dabei geht es durchaus auch um rein weltliche Themen. Die priesterliche Lebensform sowie die Weihe von Priesterinnen - das sind gerade eben keine weltlichen Themen. Es sind Aspekte einer innerkirchlich theologischen Diskussion, die sich immer mehr in den Vordergrund drängen - damit aber zugleich die ursächlichen, auslösenden Problembereiche (von Finanzskandalen bis zur Missbrauchsdebatte) aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängen.
Für die Lösung dieser nicht theologischen Probleme sind die Gläubigen gefordert, gemäß ihrer je eigenen Stellung (c. 204 § 1 CIC) an der Erarbeitung von Lösungen mit zu arbeiten. Es gibt, wie gerade festgestellt, sehr viele Aspekte und Facetten klerikaler Macht, die eben gerade nicht auf theologischen Grundlage aufbauen, und die in gemeinsam getragener Verantwortung der Erarbeitung von Lösungsvorschlägen bedürfen.

Wir meinen auch:"Für eine zukunftsfähige und lebendige Kirche brauche es einen offenen Dialog" und schließen uns hier dem Freiburger Erzbischof Burger an.
Es gehe um Wege aus der kirchlichen "Glaubwürdigkeitskrise". Vertrauensverlust und Reformstau führten zu Protesten und Kirchenaustritten, so Burger.
Zweite Quelle: Domradio
Das vorbereitende Forum "Macht, Partizipation und Gewaltenteilung" hat inzwischen ein erstes Arbeitspapier veröffentlicht. Die Verfasser des knapp 20 Seiten umfassenden Berichts wollen "Lehren aus dem Missbrauchsskandal ziehen", der auch im klerikalen Missbrauch geistlicher Macht seine Wurzeln habe. Es sei höchste Zeit für eine Erneuerung der Kirche in den Bereichen Macht, Partizipation und Gewaltenteilung.

Wir fragen uns: Wo bleibt das spezifisch deutsche kirchliche Arbeitsrecht? Geht es da nicht besonders um Macht, Partizipation und Gewaltenteilung bzw. einen fairen und partnerschaftlichen Umgang miteinander "auf Augenhöhe"?
Steht das kirchliche Arbeitsrecht der deutschen Kirche nicht im Gegensatz zu Weltkirche? Steht es nicht im Gegensatz zum universell geltenden Kirchenrecht (can. 1286 1° CIC - zwingende Anwendung des weltlichen Arbeits- und Sozialrechts, das in Deutschland im Wesentlichen auf Tarifverträgen nach dem Tarifvertragsgesetz beruht) und der katholischen Soziallehre (Betonung des Gewerkschaftsprinzips), die beide auf theologischer Grundlage aufbauen?
Hat die katholische Kirche unter dem Einfluss protestantischer Ideologien da nicht nur die eigene sozialethische und theologische Basis sondern auch den Rahmen der Konkordatsvereinbarungen mit dem Vatikan verlassen (indem seitens der Kirche eine Rechtsetzungsbefugnis nicht nur für Katholiken - entgegen can. 1 und 11 CIC - und nicht nur für originär eigene Angelegenheit beansprucht wird - Can. 3 CIC i.V. mit Art. 1 Abs. 2 RKonk) ?

Können abhängige Mitarbeiter*Innen ohne gewerkschaftliche Unterstützung wirksam in Tarifverhandlungen tätig werden und mehr "heraushandeln" als der Arbeitsmarkt ohnehin hergibt? Genau auf diesen "abhängigen Personenkreis" als Akteure zielt aber der sogenannte "Dritte Weg" ab, auf Akteure, denen zudem - entgegen der eigenen Soziallehre - wesentliche Instrumente abgesprochen werden, um "auf Augenhöhe" mit den Arbeitgebern zu verhandeln (wir erinnern an die Zitate von Kardinal Marx, die wir letzte Woche wiedergegeben haben). Und wir meinen, ein Bericht der Tagesschau bringt es auf den Punkt: "Aus Machtgefälle ergibt sich (Macht-)Missbrauch".
Wir wären gerne Mäuschen, wenn die Bischöfe "hinter verschlossenen Türen" um den nächsten Schritt der Kirche ringen. Denn wir wollen unserer Kirche eine Entwicklung wie in den Niederlanden ersparen. Dort …
… gab es im Jahr 1970 auch eine Reformsynode. Da wurden damals die Abschaffung des Zölibats und die Freigabe von Verhütungsmitteln sowie weitere ganz heiße Eisen gefordert. All das haben sie mit 90 Prozent Mehrheit im modernen Sinne entschieden. Rom hat das aber nicht akzeptiert.
Schließlich ist die katholische Kirche in den Niederlanden nach und nach in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, weil es eben nicht gelungen ist, die römische Linie und diese Reformlinie miteinander zu versöhnen.
(Quelle: Ludwig Ring-Eifel, Chefredakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur / KNA im Interview mit dem Domradio)

In dem Kontext könnte die Wortmeldung von Bischof Ackermann nicht uninteressant sein:
Wichtig sei Transparenz

Bischof Ackermann für stärkere Kontrolle von Macht

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