Dienstag, 9. März 2021

Presseecho (5) - Demonstrationen vor mehreren Caritas-Standorten

siehe auch
Presseecho (1) zur Altenpflege: Beschluss der AK Caritas Bundeskommission
Presseecho (2): Caritas erledigt Drecksarbeit
Presseecho (3) zur Altenpflege: Beschluss der AK Caritas Bundeskommission - Machtmissbrauch in der / durch die Kirche?
Presseecho (4) zur Altenpflege: Caritas unter Druck


Wir möchten dieses Presseecho den Demonstrationen zum Internationalen Frauentag widmen. Auch gestern wurde nämlich wieder über die Wertigkeit von "Frauenarbeit", die Pflegeberufe im Allgemeinen und die Caritas und ihre Arbeitgebervertreter im Besonderen berichtet. Wir geben hier erst noch einmal dem Caritas-Präsidenten Neher Raum. Das Domradio berichtet:
Caritas-Präsident verteidigt Verband in der Debatte um Löhne in der Pflege
"Ein ganz furchtbares Signal"

Im Streit um einen Flächentarifvertrag in der Altenpflege steht die Caritas zunehmend unter Druck. Am Montag wurde vor mehreren Caritas-Standorten demonstriert. Präsident Neher sieht die Caritas zu Unrecht in der Kritik.
...
(siehe auch: Neues Ruhr-Wort: "Protestkundgebungen: Caritas unter Druck")

Gleichzeitig wird bei Kirche und Leben die Leiterin des Bildungswerks der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Münster, Ortrud Harhues, zitiert:
Immer noch führe schlechte Bezahlung besonders in systemrelevanten Frauenberufen im Handel, im Pflege- und Dienstleistungsbereich zu einer „geschlechtsspezifischen Lohnlücke“. Beifall in der Corona-Pandemie reiche den Pflegekräften nicht, ihre Leistung werde „weiterhin unter Wert vergütet“, so Harhues. Vielen Frauen drohe daher Altersarmut.
Die Caritas-Arbeitgeberseite hätte es tatsächlich in der Hand gehabt, die theoretischen Ankündigungen endlich einmal mit Leben zu füllen. Aber sie hat (wieder einmal) bewiesen, was von den vollmundigen Bekenntnissen bis hin zur Betonung des Gewerkschaftsprinzips in päpstlichen Sozialenzykliken in der Praxis der deutschen Kirche zu halten ist ... nämlich nichts.

In den gestrigen Tagesschau https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-41829.html war nun auch unsere Nürnberger Kollegin Tatjana Sambale ‚ anzutreffen‘ (etwa bei Minuten 7:15). Und hier noch Bericht aus der SZ: https://www.sueddeutsche.de/bayern/dumpingloehne-einsatz-fuer-tarifvertrag-1.5227169.
Jüngst erst habe sich die Arbeitsrechtliche Kommission der Caritas auf Bundesebene einem Tarifvertrag über Mindestarbeitsbedingungen in der Pflegebranche verweigert, und die Diakonie ihrerseits tauche ab. "Damit wird es Dumpinganbietern in der Pflege weiter ermöglicht, den Wettbewerb in der Pflegebranche auf Kosten der Beschäftigten und den ihnen anvertrauten Pflegebedürftigen fortzusetzen", so Hinke.

Nun aber auch noch einige wenige (als bayerischer Blog widmen wir uns primär den Meldungen aus Bayern) der von Präsident Neher angesprochenen Corona-gerechten Demonstrationen in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet:

Bayreuth
Der BR berichtet:
Verdi: Caritas blockiert Tarifvertrag in der Altenpflege
Eigentlich war ein Tarifvertrag in der Pflegebranche bereits besprochene Sache, doch Caritas und Diakonie hätten dem zustimmen müssen – das ist nicht passiert. Deswegen hat die Gewerkschaft Verdi in Bayreuth vor dem Caritasverband protestiert.
...

Berlin
Das offizielle Hauptstadtportal Berlin.de kündigt an:
Tausende Menschen zur Frauentags-Demonstration erwartet
Tausende Menschen wollen in Berlin am heutigen Internationalen Frauentag auf die Straße gehen.
und rbb24 berichtet:
Anlässlich des Weltfrauentags haben am Montag mehrere tausend Menschen am Brandenburger Tor in Berlin für Gleichberechtigung und Chancengleichheit demonstriert
und der Tagesspiegel berichtet über die dezentralen Aktionen (zur Pflege ab ca. 0:40):
Demos zum Frauentag – Der lange Weg zur Gleichstellung Zum Frauentag demonstrierte die Bewegung „Walk of Care“ für bessere Arbeitsbedingungen im Pflege- und Gesundheitsbereich, ...

Hamburg:
Attac meldet:
Internationaler Frauentag. Tarifvertrag für Pflegekräfte jetzt

Köln
Express:
Verdi-Attacke Lohndumping in Altenpflege: Da eskaliert's vor der Kölner Caritas
(Bild: ver.di Dornen statt Rosen – Protestaktion am 08.03.2021 bei der Caritas in Köln)

Radio Leverkusen:
ver.di-Protest für höhere Pflegegehälter
Pflegekräfte tragen gerade jetzt in der Corona-Zeit eine gewaltige Belastung – und müssen auch entsprechend bezahlt werden. Dass der flächendeckende Tarifvertrag, der das leisten sollte, vor einigen Wochen gescheitert ist, daran haben Caritas und Diakonie Schuld ...
Die Leverkusener Vertretung hat heute deshalb vor der Caritas-Verwaltung in Köln demonstriert. ....

Mainz Aktion am Internationalen Frauentag 2021
siehe auch ver.di und SWR Aktuell
Pflegekräfte fordern in Mainz bessere Arbeitsbedingungen
ver.di berichtet:
Nicht nur Brot, sondern auch die Rosen
Zum Frauentag demonstrieren 55 Gesundheitsbeschäftigte stellvertretend für 43.000 Kolleginnen und Kollegen in Mainz für eine angemessene Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen.
... »Die alten Menschen, die dieses Land aufgebaut haben, haben etwas Besseres verdient als nachts mit 60 Bewohnern von nur einer Pflegekraft versorgt zu werden – das ist unwürdig«, kritisierte Schehl. Höhere Gehälter seien eine Voraussetzung dafür, dass sich das ändert.

Das meinten auch viele andere Teilnehmer*innen der Aktion – und zeigten sich entsprechend empört über die Entscheidung der Arbeitsrechtlichen Kommissionen von Caritas und Diakonie, die Allgemeinverbindlichkeit des von ver.di ausgehandelten Tarifvertrags für die Altenpflege nicht zu unterstützen. »Das ist ein herber Rückschlag und eine große Enttäuschung«, sagte Marc Zimmermann, der in einer Pflegeeinrichtung des diakonischen Trägers Mission Leben in Alzey arbeitet. Insbesondere bei kommerziellen Betreibern werde es den Beschäftigten extrem schwer gemacht, ihre Interessen zu vertreten. »Da kommen wir nur raus mit einem einheitlichen Tarifvertrag für die Altenpflege«, ist der Fachpfleger überzeugt. Dass die kirchlichen Wohlfahrtsverbände diesen Weg blockiert haben, sei »eine Katastrophe«.

Das meint auch der Altenpfleger Ewald Heimann, der bei der Caritas in Ludwigshafen arbeitet und im dortigen »Pflegestammtisch« aktiv ist. »Der allgemeinverbindliche Tarifvertrag wäre der erste Schritt. Diesen abzulehnen ist ein ganz falsches Signal.« Der »Dritte Weg« kircheninterner Lohnfindung – den die Arbeitsrechtliche Kommission der Caritas durch den flächendeckenden Tarifvertrag infrage gestellt sah – habe sich nicht bewährt. »Man muss sich selbst organisieren, sonst ist man nur Bittsteller«, so Heimanns Schlussfolgerung. Ein besonderes Anliegen ist es ihm, dass nachts keine Fachkraft mehr allein im Wohnbereich arbeiten muss. »Das ist unverantwortlich und gefährlich«, betonte er.

Parchim
Die Parchimer Zeitung berichtet:
VERDI NORD ZUM INTERNATIONALEN FRAUENTAG:
„Altersarmut ist weiblich“

Regensburg:
REGENSBURG: PROTESTAKTION AM INTERNATIONALEN FRAUENTAG VOR DER CARITAS-ZENTRALE berichtet TVAktuell - Fernsehen für Ostbayern
8. März 2021 13:57

Heute ist internationaler Frauentag. Diesen Tag haben viele Beschäftigte aus der Altenpflege genutzt und zusammen mit GewerkschafterInnen von ver.di und der DGB-Regionssekretärin Katja Ertl gegen die Entscheidung der Caritas protestiert, einem allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für die Altenpflege nicht zuzustimmen. Bei der – coronabedingt – symbolischen Protestaktion vor der Zentrale des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg e.V. wurde ein offener Brief an die Arbeitsrechtliche Kommission der Caritas verlesen und diese aufgefordert, ihre Entscheidung zurückzunehmen.

Regensburg digital berichtet:
Nach Nein zum Tarifvertrag in der Altenpflege
ver.di protestiert vor Caritas-Geschäftsstelle
Mit seinem Nein zu einem bundesweit einheitlichen Tarifvertrag für Beschäftigte in der Altenpflege hat sich der Caritas-Verband viel Ärger eingehandelt. Am Montag – dem Internationalen Frauentag – kam es in Regensburg und weiteren Städten zu Protesten.

Die Donau-Post "Idowa" (Isar-Donau-Wald) schreibt:
"Ein wirklich mieses Signal"
Verdi Regensburg kritisiert Caritas-Nein zu Pflegetarif

Nachtrag
verdi Bayern berichtet
Altenpflege
Caritas und Diakonie blockieren einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für die Altenpflege
...

Bemerkenswert ist das Auseinanderfallen von öffentlichen Verlautbarungen und faktischem Tun auf Arbeitgeberseite schon lange – zumal im kirchlich-wohlfahrtsverbandlichen Bereich. Zur Erinnerung: Wir hatten ein mit den Wohlfahrtsverbänden in Bayern abgestimmtes Tarifprojekt auf den Weg gebracht, über das sämtliche Auszubildende in der Altenpflege Bayerns über einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag eine Mindestabsicherung erhalten sollten. Wie bereits bei dem jüngsten Versuch verblieb allein die Arbeiterwohlfahrt als großer Verband der gemeinsamen Zielsetzung treu. Hinter vorgehaltener Hand hieß es zum Teil auf Arbeitgeberseite, dass man doch aufgrund der besseren Ausbildungsbedingungen ganz gut mit der Situation leben könne. Unser Projekt scheiterte bereits damals, 2018, an der wenig nachhaltigen Bereitschaft, den veröffentlichten Worten Taten folgen zu lassen. Bereits damals ein Skandal.
Mit der Eröffnung des Arbeitnehmerentsendegesetzes für die Verallgemeinerung von Mindestnormen in der Altenpflege und des eingeräumten Beteiligungsrechtes der Kirchen wurde zum einen das Verfahren deutlich vereinfacht und der Sondersituation der Kirchen (Dritter Weg) Rechnung getragen. Dennoch blockieren ausgerechnet die Kirchen eine Verbesserung der Entgelt- und Arbeitsbedingungen. Damit wird es Dumpinganbietern in der Pflege, nunmehr mit dem vermeindlichen Segen der Kirchen, weiter ermöglicht, den Wettbewerb in der Pflegebranche auf Kosten der Beschäftigten und den ihnen anvertrauten Pflegebedürftigen fortzusetzen. Die Kirchen haben einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag, es wäre wünschenswert, sie kämen diesem gemäß ihrer Verlautbarungen auch wirksam nach.

...
ver.di Bayern verweist ergänzend auf folgende Berichte:
https://gesundheit-soziales.verdi.de/mein-arbeitsplatz/altenpflege/++co++7d73c698-776e-11eb-82b5-001a4a160119
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-41829.html
https://www.br.de/nachrichten/bayern/verdi-caritas-blockiert-tarifvertrag-in-der-altenpflege,SR8NRNr
https://www.sueddeutsche.de/bayern/dumpingloehne-einsatz-fuer-tarifvertrag-1.5227169
https://www.tvaktuell.com/regensburg-protestaktion-am-internationalen-frauentag-vor-der-caritas-zentrale-399021/
https://www.regensburg-digital.de/ver-di-protestiert-vor-caritas-geschaeftsstelle/08032021/

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