Presseecho (1) zur Altenpflege: Beschluss der AK Caritas Bundeskommission
Presseecho (2): Caritas erledigt Drecksarbeit
Presseecho (3) zur Altenpflege: Beschluss der AK Caritas Bundeskommission - Machtmissbrauch in der / durch die Kirche?
Wir möchten diesen Beitrag mit dem gestrigen Blogbericht von Prof. Dr. Sell beginnen:
Was für ein unheiliges Desaster: Die katholische Caritas blockiert den Weg zu einem allgemeinverbindlich erklärten Tarifvertrag für die Altenpflege, die Verbände der privatgewerblichen Arbeitgeber freuen sich und die Pflegekräfte ganz unten bleiben untenSell zitiert dann u.a. auch Thomas Rühl, den Sprecher der Mitarbeiterseite, in seinem Interview mit katholisch.de (wir berichteten), weist auf den "bemerkens- und lesenswerten Aufruf von 17 Professorinnen und Professoren aus der Christlichen Sozialethik" an die Caritas hin (wir berichteten ebenso) und analysiert schließlich die Entgegnung und Rechtfertigungsversuche von Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes.
7. März 2021 von Stefan Sell
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Die Möglichkeit eines allgemeinverbindlich erklärten Tarifvertrags für die Altenpflege scheitert nicht an den privaten Pflege-Anbietern, sondern die katholische Caritas beerdigt den von vielen und seit langem geforderten Vorstoß
Vom „Irrsinn folgender Nachricht“ spricht beispielsweise Charlotte Parnack (ZEIT ONLINE) unter der kürzest möglichen Überschrift Scheinheilig:»Einen neuen flächendeckenden Mindestlohn für Pflegekräfte wird es vorerst nicht geben. Und verantwortlich dafür sind nicht etwa Verbände gieriger privater Heimbetreiber – sondern die Dienstgeberseite der katholischen Caritas, die die Ausweitung eines neuen Tarifvertrags zum Scheitern gebracht hat.«Und sie bilanziert zutreffend:»Dass ausgerechnet die Caritas einen höheren Mindestlohn verhindert, ist ein neuer Tiefpunkt im Umgang mit den Pflegekräften.« ... *)
Der Bayerische Rundfunk berichtet:
08.03.2021, 06:55 Uhr
Tarifvertrag in Altenpflege: Caritas unter Druck
Die Caritas hat einen Tarifvertrag für die Altenpflege scheitern lassen - und damit auch eine bessere Bezahlung für die Pflegekräfte. Am Montag plant die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Protestkundgebungen vor Caritas-Einrichtungen.
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Caritas will Wettbewerbsvorteil nicht verlieren
Es gebe noch einen weiteren Grund für die Weigerung der Caritas, sagt Sambale von Verdi. ...
"Die Stimmung ist gerade sehr sparsam," meint auch Thomas Rühl, Sprecher der Caritas-Mitarbeiter. "Wir sind auf der Mitarbeiterseite noch sehr entsetzt über das Abstimmungsverhalten unserer Dienstgeberseite letzte Woche. Und wir sind im Moment nicht in der Lage, mit denen zu kommunizieren."
Private Pflegedienste profitieren von niedrigen Lohnkosten
Rühl hat in der sogenannten "Arbeitsrechtlichen Kommission" der Caritas vergeblich für den Flächentarifvertrag geworben. Er sah die hohen Caritas-Standards nicht in Gefahr. Sehr wohl aber das Image des katholischen Wohlfahrtsverbandes. Viele hätten diesen Tarifvertrag nicht gewollt, sagt er. Allen voran private Anbieter, die von den niedrigen Lohnkosten profitierten.
Gerechte Bezahlung: Fehlanzeige!
Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche haben im zurückliegenden Corona-Jahr immer wieder eine gerechte Bezahlung in der Pflege angemahnt. Am Ende haben sich die großen Träger und Einrichtungen der Caritas durchgesetzt. Auch gegen Widerstand im eigenen Verband.
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Schaden für Ansehen der katholischen Kirche
Die Entscheidung untergrabe die Gemeinwohlorientierung der Caritas, schreiben auch Deutschlands katholische Sozialethiker. Damit werde dem ohnehin schon angeschlagenen gesellschaftlichen Ansehen der katholischen Kirche weiterer Schaden zugefügt.
Auch das Domradio und katholisch.de nehmen die Überschrift auf:
Nach Nein zu flächendeckendem Tarifvertrag für die Altenpflege
Caritas unter Druck – Verdi ruft zu Protestkundgebungen auf
Nach ihrem Nein zu einem Flächentarifvertrag in der Altenpflege steht die Caritas zunehmend unter Druck. Die Gewerkschaft Verdi ruft zu Demonstrationen vor Caritas-Standorten aus. Präsident Peter Neher wendet sich gegen die Protestkundgebungen.
Berlin - 08.03.2021
Im Streit um einen Flächentarifvertrag in der Altenpflege steht die Caritas zunehmend unter Druck. Die Gewerkschaft Verdi ruft dazu auf, am heutigen Montag vor Caritas-Standorten zu demonstrieren, weil die Arbeitgeberseite der Caritas einen flächendeckenden Tarifvertrag für die Altenpflege scheitern ließ.
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In dem Kontext: was passiert eigentlich jetzt mit der Pflege-Petition des STERN, die Anfang des Monats im Bundestag verhandelt wurde?
"PFLEGE IN WÜRDE"
Nach der Anhörung im Bundestag: So geht es weiter mit der Pflege-Petition
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Es geht um einen Systemwechsel, um ein Ende des Profitdenkens, damit sich die Lage in Heimen und Krankenhäusern grundlegend bessert. Viele Pflegekräfte wünschen nichts mehr, als ihren Beruf würdevoll ausüben zu können. ...
Wir enden heute Mittag in alphabetischer Reihenfolge wieder einmal mit der Tagesschau:
Caritas unter Druckund einem Interview der Tagesschau mit Rita Süssmuth, von 1985 bis 1988 als Bundesministerin zuständig für Jugend, Familie und Gesundheit (1986 um Frauenfragen erweitert) - und von 1988 bis 1998 Bundestagspräsidentin, sowie bis 2002 langjährige Vorsitzende der Frauen-Union der CDU zum Internationalen Frauentag:
Stand: 08.03.2021 03:59 Uhr
Der Berufszweig der Pflegekräfte benötigt dringend eine Aufwertung. Darin sind sich alle einig. Ein Tarifvertrag für die Altenpflege scheiterte aber ausgerechnet an der Caritas. Jetzt ist dort der Ärger groß.
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"Ich werde nicht aufhören zu kämpfen"
Stand: 08.03.2021 06:36 Uhr
Nach 40 Jahren Einsatz für mehr Frauenbeteiligung zieht Rita Süssmuth eine düstere Bilanz. Vor allem in der Politik sei wenig erreicht worden. Fortschritt gebe es immer nur nach Kampf, sagt sie im Gespräch mit tagesschau.de.
Anmerkungen:
*) Aus dem ZEIT-Kommentar:
Darunter leiden am Ende nicht nur die aktiv tätigen Pflegekräfte – sondern vor allem jene, die von deren Arbeit abhängen: Kranke und Verletzte, Hochbetagte und Schwache, Demente und Verlorene. Jene, die einer katholischen Einrichtung eigentlich besonders am Herzen liegen sollten.
Die Caritas hätte sich insofern keinen schlechteren Zeitpunkt für ihr Nein zum neuen Pflege-Mindestlohn aussuchen können. Durch die Missbrauchsskandale in Köln ist der Ruf der katholischen Kirche ohnehin ramponiert, nun holt sie sich zudem den Vorwurf der Unbarmherzigkeit ins Haus. Gleichzeitig trifft ihr Egoismus ausgerechnet jene, deren Relevanz und deren Nöte die Corona-Pandemie vielen erst vor Augen geführt hat: Selten wurde so offenbar, wie stark die Gesellschaft von ihren Pflegekräften abhängt. Und wie schlecht sie sie behandelt.
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