Dienstag, 12. April 2022

Das linke Magazin "die Eule" zum kirchlichen (Arbeits-)Recht:

Haben queere Menschen in der katholischen #Kirche eine Zukunft, die kein Gnadenbrot ist? Außerdem: Ein bischöfliches Vergehen, Missbrauchs-Aufarbeitung und People of Color.
(Quelle: Die Eule auf Twitter)

Das Magazin zum Nachlesen gibt es hier https://eulemagazin.de/go-or-no-go-die-latdh-vom-10-april/.
Wir erlauben uns, einige Auszüge zu zitieren:
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Erzbistum Freiburg: Transmann darf katholische Religion unterrichten – Inès Plume (SWR)
Wir starten gleich mit einer guten Nachricht: Der Transmann Theo Schenkel aus Waldshut darf katholische Theologie unterrichten. Das hat das Bistum Freiburg diese Woche entschieden. Schenkel ist einer der Mitarbeiter:innen, die sich in der ARD-Dokumentation geoutet haben.
Für die Erzdiözese war es eine heikle Entscheidung und vor allem eine Einzelfallentscheidung, wie Generalvikar Christoph Neubrand betont. „Also der wichtige Punkt für uns war, dass einfach durch und durch spürbar ist, dass Theo Schenkel mit Leib und Seele Religionslehrkraft werden will. Er brennt für dieses Thema“. Dass Theo Schenkel im Religionsunterricht Wissen vermitteln will, sei der ausschlaggebende Punkt für die Kirche bei ihrer Entscheidung gewesen. Ein grundsätzlicher Paradigmenwechsel sei dies aber nicht.
Und genau das bedauert Theo Schenkel an der Entscheidung. Zwar freue er sich darüber, dass er nun Sicherheit habe und in Zukunft Religion unterrichten dürfe, doch der Weg sei noch weit. ...

Non-binär und trans in der katholischen Kirche – Till Opitz (Deutschlandfunk Nova)
Mara Klein ist Mitte 20 und eine von 230 Menschen, die beim sogenannten Synodalen Weg der katholischen Kirche mitmachen. Mara ist trans und non-binär. In dem Podcast „Eine Stunde Liebe“ von Deutschlandfunk Nova (@dlfnova) spricht sie/er mit Moderator Till Opitz über ihre/seine Arbeit beim Synodalen Weg. Mara beschreibt die Arbeit als Wechselbad der Gefühle, man begebe sich auf einen langen Weg:
„Grundsätzlich ist die katholische Kirche queer- und frauenfeindlich.“
Und trotzdem hilft Mara der Glaube gegen Widerstände zu kämpfen. Im Moment studiert sie/er katholische Theologie und zweifelt dabei auch immer wieder an den Wiedersprüchen der Verkündigung und dem gleichzeitigen Ausschluss von Menschen aufgrund ihrer Sexualität.

Queer in der katholischen Kirche? Gespräch mit der Initiative Out in Church – (Radio Corax)
Apropos #OutInChurch: Das freie Radio im Raum Halle Radio Corax (@radiocorax) hat ein Interview mit Jens Ehebrecht-Zumsande (@ZumsandeJens) veröffentlicht. Er ist Theologe, Gemeindereferent in Hamburg und Mitglied der Initiative #OutInChurch. Er sagt, dass die Initiative durchaus zuversichtlich ist, dass es in Fragen des kirchlichen Arbeitsrechts dieses Jahr große Veränderungen geben kann.

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Soweit so gut? Dass es mit der Bewältigung der Thematik "queer" alleine nicht getan ist, macht "die Eule" dann schon in den weiteren Beiträgen deutlich:
Bischof outet Betroffene – Annette Zoch (Süddeutsche Zeitung)
Das nennt man wohl einen richtigen Fehltritt: Der Trierer Bischof Stephan Ackermann nennt den Klarnamen eines Opfers von sexualisierter Gewalt durch einen Priester vor den Mitarbeiter:innen seines Bistums. Besonders heikel daran ist, dass die Betroffene auch für das Bistum arbeitet. Viele Anwesende kennen die Frau also, die gegen ihren Willen geoutet wird. Und das vom Missbrauchsbeauftragten der Bischofskonferenz. Man müsste meinen, dass gerade ihm so etwas durch seine Arbeit als Missbrauchsbeauftragten nicht passieren dürfe.
Seine Begründung soll viele Zuhörer [bei einer digitalen Anhörung, Anm. der Autorin] entsetzt haben: Wenn jetzt schon offen über Namen gesprochen werde, dann nenne er auch den Namen der beteiligten Person, soll Ackermann gesagt haben. Zudem sei Weißenfels‘ bürgerlicher Name vielen Menschen im Bistum bekannt.
Dlf-Religionsexpertin Florin: „No-Go für einen Missbrauchsbeauftragten“
Den ganzen Vorfall analysiert auch Christiane Florin (@christianeflori) im Deutschlandfunk, inkl. der ausführlichen Vorgeschichte, die für alle interessant ist, die mit dem Fall bisher nicht vertraut sind. In der Sendung (15 Minuten) kommt auch die neue UBSKM Kerstin Claus (s. #LaTdH von letzter Woche) zu Wort.
Florin berichtet von dem langjährigen (Rechts-)Streit der Betroffenen mit dem Bistum Trier und auch von den Ergebnissen langfristiger Recherchen, die sich selbst schon wieder über Jahre hinziehen. Die Klarnamen-Nennung durch Bischof Ackermann ist nur das letzte Kapitel einer bedenklichen Geschichte.
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Skandal um früheren Dompastor: „Täter wie Abramzik gibt es überall“ – Benjamin Lassiwe (Bremer Nachrichten)
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Lassiwe schreibt auch, dass diese Geschichte zu Studienergebnissen passe, wonach die Gründe für sexuellen Missbrauch in der evangelischen Kirche andere seien als in der katholischen Kirche. Bei den Evangelischen sei es nicht der Zölibat und ein verklemmter Umgang der Kirche mit Sexualität, die den Missbrauch begünstigten. Vielmehr sei es die sexuelle Befreiung der 60er- und 70er-Jahre, die eine falsch verstandene Modernität und organisierte Verantwortungslosigkeit förderte, die den sexuellen Missbrauch begünstigte.
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Damit wird der Kern der Skandalwelt in unserer katholischen Kirche angesprochen: es ist der Unterscheid von der Lehre der "frohen Botschaft" zu einem Verständnis von Amtskirche, das den klerikalen Machtmissbrauch erst ermöglicht - weil Abweichungen vom Idealbild (dass es dazu kommen kann, hat die Kirche immerhin sogar schon in der Grundordnung konzidiert) bei Klerikern grundsätzlich vertuscht wurden, damit "das eigene Nest nicht beschmutzt werde". Damit ist bzw. war die Kirche "von Amts wegen" zur Unglaubwürdigkeit verpflichtet. Dieses "klerikale Amts- und Machtverständnis" führt auch zu den vielen Finanzskandalen, die wir in den letzten Jahrzehnten "am Rande" immer wieder aufgegriffen haben, von der "bischöflichen Badewanne" in Limburg bis zur "Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT)", die als Lieblingsprojekt des Kölner Kardinals Woelkis gilt. Und dieses "klerikale Amts- und Machtverständnis" ist auch die Ursache dafür, dass die klerikale Amtskirche entgegen der eigenen Soziallehre die Verhandlung "auf Augenhöhe" mit den Gewerkschaften verbietet.
(dazu dann morgen weiter)

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