Mittwoch, 1. Juli 2015

Altenpflegeberuf muss attraktiver werden

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert mutigere Schritte zur Aufwertung sozialer Berufe, insbesondere der Altenpflege. Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen hänge entscheidend davon ab, ob es gelinge, die dafür erforderlichen Fachkräfte zu gewinnen:
„Wir brauchen Entlastung bei der Arbeit und eine bessere Vergütung“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler anlässlich einer bundesweiten Altenpflegefachtagung in Kassel am Dienstag. Schon heute fehle qualifiziertes Personal. Aufgrund des demografischen Wan-dels müssten bis 2030 jährlich 10.000 zusätzliche Fachkräfte ausgebildet werden. Es sei das Gebot der Stunde, den Beruf attraktiver zu machen.

Die Bundesregierung habe in ihrem Koalitionsvertrag zwar Personalmindeststandards im Pflegebereich und eine Aufwertung der Pflegeberufe sowie ein verbindliches Verfahren zur Refinanzierung der Ausbildungskosten zugesagt. Aber weder in dem bereits verabschiedeten Pflegestärkungsgesetz I noch im jetzt vorgelegten Entwurf für ein Pflegestärkungsgesetz II seien Regelungen enthalten, die Personalsituation zu verbessern.

Es fehle der Altenpflege weiterhin an Anerkennung, die sich auch in der Entlohnung ausdrücke. Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung habe im Frühjahr Studienergebnisse präsentiert, die den großen Handlungsdruck belegten. So verdienten qualifizierte Altenpflegerinnen etwa in Sachsen-Anhalt lediglich 1.743 Euro brutto. Auch im Bundesdurchschnitt erhielten Fachkräfte in der Altenpflege mit etwa 2.400 Euro brutto rund 21 Prozent weniger als in der Krankenpflege.
„Viele Arbeitgeber nutzen die Empathie der Beschäftigten und ihr Engagement schamlos aus. Es handelt sich um eine qualifizierte und verantwortungsvolle Tätigkeit, die anständig zu bezahlen ist“, sagte Bühler.

ver.di will einen bundesweit verbindlichen Personalschlüssel und eine faire Bezahlung. „Unabhängig vom Arbeitsort muss eine examinierte Pflegekraft in Vollzeit mindestens 3.000 Euro Grundvergütung im Monat erhalten“, sagte Bühler. In der Altenpflege machten niedrige Löhne, der Zwang zu Teilzeitbeschäftigungen, Befristungen ohne Sachgrund und zu wenig Personal das Arbeitsfeld unattraktiv. Spätere Renten der Altenpflegerinnen reichten nicht für die eigene Pflege. Die Folge des vor 20 Jahren politisch initiierten Pflegemarktes sei der freie Fall der Löhne. ver.di will einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für Mindestbedingungen in der Altenpflege. Der Wettbewerb zwischen den Einrichtungen dürfe nicht über Billiglöhne ausgetragen werden.

Quelle: Ver.di-Pressemitteilung vom 30.6.2015

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