die bayerische Staatsregierung plant eine Verkürzung der Erzieherinnenausbildung auf 3 Jahre (3 Tage Arbeit + 2 Tage Schule, alle drei Jahre an einer Praxisstelle, ähnlich wie beim Automechaniker ) plus ein Jahr Vorkurs (ohne nähere Ausdifferenzierung, was damit gemeint ist).
ErzieherIn in der Kindertagesstätte - mehr als Kaffetante in der Kinderaufbewahrungsanstalt! *)
Die seit 1982 geltende "Rahmenvereinbarung über die Ausbildung und Prüfung von Erziehern/Erzieherinnen" (Rauschenbach/Beher/Knauer 1996, S. 178) fordert statt des bis dahin geltenden einjährigen Vorpraktikums eine abgeschlossene Berufsausbildung oder eine mehrjährige Berufstätigkeit bzw. eine vergleichbare, von den Ländern bestimmte Alternative (Derschau 1991, S. 979). Die Voraussetzungen für Bewerberinnen an Fachakademien sind im Vergleich zu den 60er/70er Jahren deutlich angehoben worden.
Die ErzieherInnenausbildung ist dementsprechend in Bayern zweigeteilt in
= eine zwei jährige Berufsausbildung mit dem Berufsabschluss als Kinderpflegerin und
= darauf aufbauend nach weiteren drei Jahren der Berufsabschluss als Erzieherin. Diese dreijährige Fortbildung ist geteilt in
==> eine zweijährige theoretische Ausbildungsphase mit folgenden Lehrinhalten: Didaktik und Methodik der sozialpädagogischen Praxis, Kunst-, Werk-, Musik-, Spiel- und Bewegungserziehung, Pädagogik, Psychologie, Jugendliteratur, Sozialhygiene und Recht sowie allgemeinbildende Fächer (nach Rauschenbach/Beher/Knauer 1996, S. 219),
==> und ein einjähriges Berufspraktikum zur Vertiefung und Ergänzung der fachtheoretischen Ausbildung (Rauschenbach/Beher/Knauer 1996, S. 223).
Die zweistufige Ausbildung der ErzieherIn entspricht damit der "Meister-Ausbildung", die in der Regel eine bestandene Gesellenprüfung voraussetzt, und ermöglichen eine Förderung über das "
Meister-Bafög".
Die Forderung nach Verkürzung der Ausbildung kam und kommt insbesondere von kommunaler Seite (VKA), die mit einer Verkürzung (Schmalspurausbildung) den Erzieherinnenmangel beseitigen wollen.
Die Fachleute insbesondere aus den bayerischen ver.di Fachbereichen 7 (Gemeinden) und unserem Fachbereich 3 sowie den bayerischen Fachakademien haben sich unisono vehement gegen eine Verkürzung ausgesprochen. Die ErzieherInnen haben spezielle Kenntnisse der frühkindlichen Pädagogik, die das Krippenalter bis zum Hort umfasst, und das lässt sich in nur drei Jahren mit den eingearbeiteten Praktika nicht in in der bisherigen Qualität vermitteln.
Dazu kommen die ständig steigenden Anforderungen.
Der Bayerische Erziehungs- und Bildungsplan (BEP) entspricht inhaltlich weitgehend dem Lehrplan für die Grundschulen, der Gesetzgeber hat zusätzlich z.B. das schöne Wort "Integration" im Gesetz durch "Inklusion" ersetzt. Die Anforderungen an den Beruf der ErzieherIn steigen also ständig an.
Sogar ausgebildete GrundschullehrerInnen brauchen eine Zusatzausbildung, wenn sie in einer KiTA als ErzieherIn (beser: Kindergartenpädagogin) arbeiten und anerkannt werden wollen.
Zitat:
"Es wird jedoch immer deutlicher, dass die gegenwärtige Ausbildung zukünftigen Anforderungen immer weniger gerecht werden kann und dass sich der Erzieherberuf neuen Anforderungen und damit einem neuen Profil sowie einem neuen Selbstverständnis stellen muss."
(Quelle: Bernhard Nagel *)
Trotz steigender Anforderungen weniger Ausbildung?
Das kann doch nicht sein. Deshalb bitten wir Euch, die Petition zum Erhalt der Erzieherinnenausbildung zu unterstützen und zu unterzeichnen. Sehr schön wäre es auch, wenn Ihr Eure vielfältigen Kontakte und Netzwerke informieren könntet, damit dieser Angriff auf einen Berufsstand abgewehrt wird.
Link zum unterzeichnen (Pro)
*) Literaturhinweise:
Derschau, D. von: Personal: Entwicklung der Ausbildung und der Personalstruktur im Kindergarten. In: Erning, G./Neumann, K./Reyer, J. (Hrsg.): Geschichte des Kindergartens. Band II: Institutionelle Aspekte, systematische Perspektiven, Entwicklungsverläufe. Freiburg: Lambertus 1987,
Derschau, D. von: Erzieher/Erzieherin. In: Roth, L. (Hrsg.): Pädagogik: Handbuch für Studium und Praxis. München: Ehrenwirth 1991,
Rauschenbach, T./Beher, K./Knauer, D.: Die Erzieherin - Ausbildung und Arbeitsmarkt. Weinheim: Juventa, 2. Aufl. 1996
Bernhard Nagel in Bildung, Erziehung, Betreuung von Kindern in Bayern 2000, Heft 1, S. 11-13
Um den gestiegenen Anforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft gerecht werden zu können, bedarf es einer qualitativ hochwertigen und umfassenden Erzieherinnenausbildung. Die zwei Jahre Vollzeitunterricht an der Fachakademie im 3. und 4. Ausbildungsjahr, legen den Grundstein für den theoretischen Wissenserwerb von Pädagogik, Didaktik und Entwicklungspsychologie, deshalb kann die Faks nicht durch"Berufsschulunterricht" ersetzt werden.
AntwortenLöschenViele Grüße
Susanne Meßmer