Sonntag, 20. Januar 2019

Sonntagsgedanken: Vertrauensverlust ohne Ende?

Der Missbrauchsskandal hat ein schon lange schwelendes Unbehagen an der Amtskirche deutlich werden lassen:

18.01.2019

Ein betrübter Blick auf den Zustand der Kirche

Vertrauensverlust ohne Ende?

Es ist schlimmer als befürchtet: Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben im vergangenen Jahr mehr Vertrauen verloren, als alle andere gesellschaftlichen Institutionen.

 
Der Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen des Kölner Domradio hat seine Begründung für diese - ihn nicht überraschende - Entwicklung deutlich gemacht:
 
Wie oft bleibt jeder Christ hinter den eigenen Ansprüchen zurück? Wo wird nicht überall Wasser gepredigt und dann leider doch der Wein in falschen Schläuchen serviert? 
 
Wir möchten den von Brüggenjürgen genannten Beispielen noch einen weiteren Punkt hinzufügen: schon in der Würzburger Synode wurde es als "fortwirkenden Skandal" beklagt, dass die Kirche die Arbeiterschaft verloren habe. Tatsächlich hat dieser Bruch konkret aufzeigbare Ursachen:
  1. mit dem "Reichskonkordat" wurden auch die starken christlichen Gewerkschaften, gemeinsam mit der gesamten Gewerkschaftsbewegung, auf dem Altar der Vermögenssicherung geopfert.
  2. nach dem Krieg wurde es versäumt, die Chance zu ergreifen, die eigene Soziallehre umzusetzen und sich mit den neu erstanden Gewerkschaften "zu vertragen". Stattdessen hat die Kirche unter Rückgriff auf historisch schwer belastete Begrifflichkeiten die (jedem Arbeitgeber zustehende negative Koalitionsfreiheit) Möglichkeit genutzt, Tarifverträge mit den Gewerkschaften zu verweigern.
Vereinzelte Publikationen von einzelnen Bischöfen, Sozialethikern, Theologen ändern daran nichts. Sie wirken bei vielen Gewerkschaftern wegen der weiteren hartnäckigen Gesprächsverweigerung als "Schaufensteraussagen" ohne Substanz.
Inzwischen "kracht ein Balken nach dem anderen" aus dem Gebälk. Finanz- und Mißbrauchsskandale sind weitere Aspekte, die am verbliebenen Vertrauensvorschuss der Kirche zehren. Und ursächlich für alle diese Skandale ist Machtmißbrauch. Macht ohne Kontrolle auf Augenhöhe führt zwangsläufig zu Machtmissbrauch. Und eine klerikale Einstellung in kirchlichen Institutionen führt zu Machtmissbrauch dieser Institutionen.
Ob es dann hilft, noch mehr zu institutionalisieren - mehr Institutionen zu schaffen und diese zu stärken?
Der Kommentar im Domradio endet mit:
"Legt deshalb die Lüge ab, und redet untereinander die Wahrheit; denn wir sind als Glieder miteinander verbunden… Jede Art von Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung und alles Böse verbannt aus eurer Mitte! … Vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat!" (Eph 4.25ff)
Mt. 7, 16 - 20 sollte reichen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen




Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.

Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.