Sonntag, 18. Mai 2025

Sonntagsnotizen - päpstliches Lehramt und kirchliche Soziallehre

In unseren Blogbeiträgen weisen wir immer wieder darauf hin, dass der gewerkschaftsfeindliche "Dritte Weg" der deutschen Kirche nicht mit den katholischen Sozialenzykliken konform ist und daher dem päpstlichen Lehramt widerspricht. Das "päpstliche Lehramt" - was ist das?
Es ist ein "Spezifikum" der katholischen Kirche und damit ein Unterschied zu protestantischen Gemeinschaften.
Das "päpstliche Lehramt" soll bei unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten Orientierung geben. Es „steht nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist“ - erklärt Kirche+Leben.
Und katholisch.de stellt fest:
Kein Gläubiger kann gezwungen werden, ihm auch tatsächlich im Glauben zuzustimmen. Entsprechenden Lehren des Papstes ist jedoch sehr wohl "religiöser Verstandes- und Willensgehorsam" entgegen zu bringen; "nämlich so, dass sein oberstes Lehramt ehrfürchtig anerkannt und den von ihm vorgetragenen Urteilen Anhänglichkeit gezollt wird, entsprechend der von ihm kundgetanen Auffassung und Absicht", heißt es in den Worten "Lumen gentiums" (LG 25).
Von den Gläubigen wird damit gefordert, sich zunächst äußerlich an die verkündete Lehre zu halten. Das bedeutet auch, "sorgsam zu meiden, was ihr nicht entspricht", wie es im Kirchenrecht heißt. Darüber hinaus sollen die Katholiken sich jedoch auch bemühen, eine authentische Lehre als ihre persönliche Überzeugung zu übernehmen. Die "hartnäckige Ablehnung" einer Aussage des authentischen Lehramts, und damit ein Bruch der Gehorsamspflicht, ist unter Strafandrohung verboten. Gläubigen, die eine entsprechende Lehraussage trotz allem für falsch halten, rät etwa der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller zu Gehorsam und Schweigen.
Das päpstliche Lehramt wird insbesondere durch die päpstlichen Enzykliken konkret dargelegt.
Im Bereich der kirchlichen Soziallehre und damit des kirchlichen Arbeitsrechs - also unserem Blogthema - sind das insbesondere die Sozialenzykliken, sowie ergänzende Ansprachen und Briefe, die wir in unserem Beitrag vom 2. Mair des Jahres angesprochen haben.
Wer diese Verlautbarungen liest muss feststellen: das "kirchliche Arbeitsrecht" der deutschen katholischen Kirche steht im eklatanten Widerspruch zu den Vorgaben der eigenen Soziallehre. Das gefährdet nicht nur die eigene Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche. Der "Dritte Weg" trennt die deutsche Kirche von der weltweit aktiven katholischen Kirche.

Papst Leo XIV. hat nun - so Radio Vatikan - sein Verständnis des päpstlichen Lehramtes erläutert:
Leo XIV.: „Das Lehramt ist ein gemeinsamer Weg zur Wahrheit“
In seiner Rede vor der Stiftung „Centesimus Annus Pro Pontifice“ hat Papst Leo XIV. an diesem Samstagvormittag die Bedeutung der Soziallehre der Kirche als Weg der Reflexion und des Dialogs unterstrichen. Im Zentrum stand seine Ermutigung, das kirchliche Lehramt nicht als starr, sondern als lernfähig, offen und dialogbereit zu verstehen – ein Beitrag zur Erneuerung von Glaube und Gesellschaft.


Literaturhinweis:
Herter: Das päpstliche Lehramt auf dem Prüfstand der Geschichte

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