Sonntag, 12. Mai 2019

Sonntagsnotizen - Kirchenstreik "Maria 2.0"

Mit einem Gottesdienst im Freien in Münster hat eine bundesweite Aktion für mehr Frauenrechte in der katholischen Kirche begonnen. Es wäre mit unserem Blog und seinen Intentionen nicht vereinbar, wenn wir diesen "Kirchenstreik" nicht auch ansprechen würden. Auch wir gewerkschaftlich organisierte Mitarbeiter*innen im kirchlichen Dienst sind Kirche - und von den strukturellen Schwächen der Kirche ebenso getroffen wie viele andere. Daher also ein kleiner Ausflug auf die aktuellen Aktivitäten:
Unter dem Motto "Maria 2.0" fordern die Initiatorinnen Frauen, aber auch Männer auf, eine Woche lang keine Kirchen zu betreten und ehrenamtliche Tätigkeiten ruhen zu lassen.
berichtet die Tagesschau (Quelle), und führt weiter aus:
Der Protest richtet sich gegen Machtstrukturen in der Kirche und die Vertuschung von sexuellem Missbrauch durch Amtsträger. Neben dem Zugang von Frauen zu allen Kirchen-Ämtern fordern die Initiatorinnen unter anderem auch die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine umfassende Aufklärung von Missbrauchsfällen in der Kirche.

Nun ist der Zugang von Frauen auch für Weiheämter nicht unbedingt unser gewerkschaftliches Thema. Wir wären schon zufrieden, wenn die katholische Kirche wenigstens das eigene weltweit geltende Kirchenrecht und die päpstlichen Enzykliken zur Soziallehre einhalten würde.
Das aber ist aufgrund der Machtstrukturen der Kirche derzeit nicht gegeben. Auch hier weigert sich "Kirche" also, die eigenen Erkenntnisse unter anderem zur gewerkschaftlichen Betätigung (Mater et magistra, insbesondere Nr. 97 ff; Laborem exercens . insbesondere Ziffer IV.- um nur einige zu nennen) selbst umzusetzen. Auch hier ist die Scheu, Macht abzugeben, offensichtlich. Das kirchliche Arbeitsrecht geht durchgehend davon aus, die Beschäftigten nicht als Partner sondern als Diener wahrzunehmen, die sich bis in die private Lebensführung hinein den Vorstellungen einer kleinen Männergruppe beugen und bei Verstößen mit der (zumindest wirtschaftlichen) Existenzvernichtung bedroht sind. Christentum als Religion von Freiheit und Erlösung? Von "Glaubwürdigkeit" kann so nicht mehr gesprochen werden.
Die gleichen Ursachen für einen Belastung der Kirche also, mit der die Frauenbewegungen kämpfen und mit der auch wir uns herumschlagen.
Dazu passt dann auch die aktuelle Meldung von Radio Vatikan:

Laien-Gremium „auf Augenhöhe“ mit Bischöfen.
Das höchste Gremium des deutschen Laien-Katholizismus will „auf Augenhöhe“ mit den Bischöfen über Reformen in der Kirche beraten und erwartet dabei konkrete Ergebnisse.
… Die Deutsche Bischofskonferenz hatte infolge der im Herbst veröffentlichten Missbrauchsstudie einen „verbindlichen“ gemeinsamen Gesprächs- und Reformprozess angeregt. Dabei sollen Machtabbau, die Zulassung zu kirchlichen Weiheämtern, der Pflichtzölibat und die Sexualmoral Themen sein. …
... Beim synodalen Weg werde es um Fragen der Macht, des Amtes in der Kirche und die Sexualmoral gehen.

Wenn es jetzt auch einmal um das spezifisch deutsche, spezifisch kirchliche Arbeitsrecht gehen würde, wären auch wir einen Schritt weiter. In diesem Sinne können wir dem Kirchenstreik "Maria 2.0" nur viel Erfolg wünschen, zumindest was einen Denkprozess bewirkt.


weitere Links zum Kirchenstreik der Frauen:
katholisch.de - "Maria 2.0": Warum Frauen keinen Fuß mehr in die Kirche setzen
Kirche + Leben: Bischof Bode findet „Maria 2.0“ gut – Kirchenstreik der Frauen

Süddeutsche Zeitung: Aufstand der Frauen 

Nachtrag - inzwischen auch bei Radio Vatikan angekommen:
Die deutschen Bistümer reagieren unterschiedlich auf die Proteste der katholischen Fraueninitiative, die unter dem Namen „Maria 2.0" noch bis Samstag laufen. Viele zeigen sich zurückhaltend oder ablehnend, einige wenige begrüßen den Kirchenstreik ausdrücklich.

1 Kommentar:

  1. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sieht keine Möglichkeit der Weihe von Frauen. Jesus habe sehr bewusst mit Blick auf die innere Logik des priesterlichen Dienstes einen Kreis von Männern ausgewählt, sagte Voderholzer laut Internetseite des Bistums Regensburg in Heiligenkreuz bei Wien. Die Kirche habe kein Recht, von dieser Vorgabe abzuweichen. Kritisch sieht Voderholzer demnach auch den von den deutschen katholischen Bischöfen geplanten „synodalen Weg“. Ein Prozess, der meine, „die Kirche neu erfinden zu sollen, beschreitet einen Weg der Zerstörung. Er zerspaltet die Christen, er zerstückelt die Kirche.“
    Voderholzer erinnerte an das bischöfliche Weiheversprechen. „Der Bischof gelobt unter anderem, das von den Aposteln überlieferte Glaubensgut rein und unverkürzt weiterzugeben.“ Kein Gremium, kein Komitee und keine Synode könne diese personale Verbindlichkeit ersetzen.
    Quelle: https://www.kirche-und-leben.de/artikel/frauen-streik-maria-20-in-hunderten-orten-bischoefe-skeptisch/

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