Donnerstag, 29. September 2022

Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch äußert sich auf kath.ch

zum "Synodalen Weg" und erinnert zugleich an die Würzburger Synode:
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Kurt Koch erinnert an die Würzburger Synode, die vor 50 Jahren den Satz formulierte: «Die Krise des kirchlichen Lebens beruht letztlich nicht auf Anpassungsschwierigkeiten gegenüber unserem modernen Leben und Lebensgefühl, sondern auf Anpassungsschwierigkeiten gegenüber dem, in dem unsere Hoffnung wurzelt und aus dessen Sein sie ihre Höhe und Tiefe, ihren Weg und ihre Zukunft empfängt: Jesus Christus mit seiner Botschaft vom ‘Reich Gottes’.»

Kritik an der deutschen Theologie
Koch kritisiert auch die «starke» Tendenz in der deutschen Theologie, «in allem von der Freiheit als dem höchsten Wert für den Menschen auszugehen und von daher zu beurteilen, was noch als Glaubenswahrheit gelten darf und was über Bord geworfen werden muss».
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(Quelle und mehr: kath.ch)

Der frühere Bischof von Basel hat ja recht, wenn er an die Würzburger Synode erinnert. Das tun wir in Bezug auf den Beschluß "Kirche und Arbeiterschaft" und die zu grunde liegenden Texte ja auch gerne und immer wieder bei sich bietender Gelegenheit. Und wir bedauern, dass sich die Kirche in Deutschland immer noch bemüßigt fühlt, sich selbst alle anderen Wege offen zu halten.
Beim Verweis auf die ausschließlichen "Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition" müssen wir aber schon anmerken, dass es gesellschaftliche Entwicklungen gibt, die weder in der Schrift noch in der Tradition genannt sind. Oder gab es vor rund 2.000 Jahren bereits die industrielle Gesellschaft mit gewinnorientierten Unternehmern und Gewerkschaften als Gegengewicht sowie eine global agierende Finanzmafia mit Hedgefonds und anderen Errungenschaften? Auf solche neuen Entwicklungen muss auch die Kirche eine Antwort finden - und hinsichtlich der Arbeitswelt tut sie das mit den päpstlichen Sozialenzykliken. Auch wenn die deutsche Amtskirche meint, das gelte nur für alle anderen.
Ja, die Freiheit zur Entscheidung ist seit "Adam und Eva" eine Grundfreiheit aller Menschen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass vor diesem Hintergrund vom Schöpfer "willenlose Sklaven" gewollt waren. Und daher gehören Angst, Furcht und Zwang auch nicht in das Repertoire einer christlichen Organisation, insbesondere einer Kirche - stattdessen aber die Notwendigkeit, die Menschen in ihrer persönlichen Freiheit so zu akzeptieren, wie sie geschaffen wurden. Und das betrifft auch das Geschenk der Liebe zwischen erwachsenen Menschen. Auf welcher Grundlage maßt sich eine (vorgeblich christliche, also der Nächstenliebe verpflichtete) Organisation an, mit strafenden, auch existenzvernichtenden, Konsequenzen die Annahme dieses Geschenkes zu ahnden?

Bei dieser Gelegenheit ein kleiner Hinweis auf den Text aus der Genesis: "Gott schuf also den Menschen als sein Abbild, als Abbild Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie“ (Gen 1,27). Da steht "und", aber nicht "oder". Kann es dann etwa sein, dass Menschen - manche mehr, manche weniger - Merkmale beider Geschlechter in sich tragen? Kann das, was auf der körperlichen Ebene möglich ist, auch auf der geistig seelischen Ebene möglich sein? Die Frage wird durch verschiedene Studien zum Thema Gender, die von den Humanwissenschaften vorgelegt werden, heute anders interpretiert als früher - und auch im Vatikan diskutiert.
Und nebenbei bemerkt - auch die Sprache ändert sich. Aus regionalen Dialekten werden eigene Sprachen mit eigenen Worten. Die heutigen romanischen Sprachen weichen deutlich vom antiken Latein ab, auch wenn jede Generation meint, die Muttersprache unverändert übernommen zu haben. Und mit ihr der Begriffsinhalt von Worten. Wer kann etwa mit der Formel "gebenedeit unter den Weibern" in seinem täglichen Sprachgebrauch noch etwas anfangen, diese "Floskel" spontan mit Inhalt füllen? Daher ist es immer wieder notwendig, die Schrift neu zu interpretieren und dem geänderten Sprachgebrauch anzupassen.
Die Erde ist halt doch keine Scheibe - die Schöpfung erfolgte nicht innerhalb von 6 Kalendertagen.
Und das alles hat nichts mit "Mode" oder "Zeitgeist" zu tun.

e.s.

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