Sonntag, 11. Dezember 2016

Sonntagsnotizen: Die digitale Treppe - Wie die Digitalisierung unsere Arbeit verändert und wie wir damit umgehen

Die Adventszeit ist eine Zeit der Vorbereitung, sollte eine Zeit des Innehaltens und der Hoffnung sein, und der Besinnung auf zukünftige Entwicklungen. Vor etwas über 2.000 Jahren hat der Überlieferung nach die Geburt eines Menschen in einem unscheinbaren Gebäude eine gesellschaftliche Entwicklung ausgelöst, die zumindest den amerikanisch-europäischen Kulturkreis bis heute entscheidend geprägt hat.

Jede - auch unsere - Gesellschaft entwickelt und wandelt sich. Und es ist natürlich, dass man dem Unbekannten mit einer gehörigen Portion Skepsis und Vorsicht gegenüber tritt. Allerdings lässt sich eine Entwicklung nicht aufhalten. Wer das versucht, der wird scheitern. Man kann sich nur auf Entwicklungen einstellen und diese lenken. "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Das gilt nicht nur für gesellschaftliche Entwicklungen.

Es gibt auch andere Entwicklungen, die sich gesellschaftlich extrem auswirken. Die "industrielle Revolution" war Ausgangspunkt für eine solche Entwicklung, die mit den Begriffen "Manchester-Kapitalismus" und "Marx - Das Kapital" durch zwei Schlagworte gekennzeichnet ist. Die industrielle Revolution, ausgelöst durch Entwicklungen wie die Erfindung der Dampfmaschine, hat letztendlich zur heutigen Globalisierung geführt. Die Entfernungen für den Transport von Waren über den Globus sind dadurch geschrumpft.

Heute erleben wir eine neue Art der Revolution - die Digitalisierung.
Sie umfasst alle Bereiche.
Wo noch vor Jahrzehnten "am Band" der KFZ-Industrie hunderte Arbeiter werkelten, werden heute eine Reihe von Industrierobotern durch wenige Spezialisten beaufsichtigt. Dass ein Industrieroboter auch Sozialabgaben zahlt, habe ich noch nie gehört. Im Gegenteil: maschinelle Arbeit erhöht den Kapitalertrag und die Steuerbelastung der Unternehmer sinkt kontinuierlich.
Und in welchem Sekretariat wird heute noch mit Kohlepapier in der Schreibmaschine oder der Wachsmatritze zur Vervielfältigung gearbeitet? In welchem Krankenhaus wird die ärztlich Kunst nicht immer weiter durch Maschinen ergänzt und unterstützt?
Die Erleichterung der Arbeit durch digitale Technik ist nicht schlecht, im Gegenteil - aber sie hat weit über den einzelnen Arbeitsplatz übergreifende Auswirkungen.
Mit dieser Thematik hat sich Lothar Schröder, seit 2006 Mitglied des Vorstandes von ver.di und Leiter des Fachbereichs Telekommunikation, Informationstechnologie und Datenverarbeitung auseinander gesetzt:
Digitalisierung der Arbeitswelt verstehen wir besser, wenn wir wissen, woher sie kommt. Die Digitalisierung nimmt die Bausteine der Arbeitswelt auseinander und setzt sie ganz neu zusammen. Das hat Geschichte. Es war ein weiter Weg vom rumpelnden Großrechner im Güterwagenformat zu den handlichen elektronischen Endgeräten von heute, zum Internet der Dinge, zu Algorithmen, zur Plattformökonomie und zu Informationstechnologien, die es erlauben, jederzeit und überall zu arbeiten. Die Arbeit wird entgrenzt - räumlich, zeitlich, organisatorisch, sogar rechtlich. Sie verliert ihre Fixierung auf einen festen Ort und eine feste Zeit. Grenzenlose Vernetzungen erzeugen Erwartungen an grenzenlose Verfügbarkeit der Arbeitskraft. Beruf und Privatleben vermengen sich. Und digitale Arbeit hinterlässt eine breite Datenspur. Kontrolle und Überwachung in ungeahntem Ausmaß werden möglich.
...
(Lothar Schröder, Bund-Verlag, Frankfurt am Main, Bestellnummer 6595-8)

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