Sonntag, 11. Mai 2025

Sonntagsnotizen - Leo XIV. erklärt Namenswahl: Sozialer Papst für eine neue Zeit

In seiner ersten Ansprache an das Kardinalskollegium nach der Wahl zum Papst hat Leo XIV. an diesem Samstagvormittag im Vatikan seine Beweggründe für die Wahl des Namens „Leo“ erläutert – und damit eine klare inhaltliche Linie für sein Pontifikat vorgegeben: soziale Gerechtigkeit, technologische Verantwortung und eine Kirche, die Hoffnung spendet in einer Welt im Wandel.
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„Gerade weil ich mich berufen fühle, diesen Weg weiterzugehen, habe ich den Namen Leo XIV. gewählt“, erklärte der neue Papst. Dabei verwies er vor allem auf Papst Leo XIII., der 1891 mit seiner bahnbrechenden Enzyklika Rerum novarum die soziale Frage ins Zentrum der katholischen Lehre rückte. „Leo XIII. stellte sich den Herausforderungen der ersten industriellen Revolution – heute stehen wir vor einer neuen: der Revolution der künstlichen Intelligenz und ihrer Auswirkungen auf Gerechtigkeit, Arbeit und Menschenwürde“, sagte Leo XIV.
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"Die Kirche bietet auch heute ihren Schatz der Soziallehre an, um den Menschen Orientierung zu geben“, so Leo XIV.
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Quelle und mehr: Radio Vatikan

Der Erklärung des Papstes auf dem Stuhl Petri ist nichts hinzu zu fügen. Wir wünschen ihm und allen, die weltweit mit ihm diesen weiteren Weg gehen, alles Gute - und ein rasch erfolgreiches Wirken mit dem Segen Gottes.




weitere Quellen und Links zu Erwartungen an sein Pontifikat (Auswahl):
(es ist durchaus bemerkenswert, wie Medien unterschiedlicher Herkunft ihre Aussagen gewichten)
Berliner Morgenpost: Neuer Papst erklärt, warum er sich Leo XIV. nennt (Kopie hier)
Domradio: Papst Leo XIV. kündigt Kardinälen ein weiter so an - Franziskus' Weg weitergehen
FAZ: Kardinal Prevost zum Papst gewählt – er gibt sich den Namen „Leo“
Franfurter Rundschau: Papst Leo XIV. mit Klartext zu Franziskus‘ Erbe – und überraschender Namens-Erklärung
katholisch.de: Treffen des neuen Papstes mit dem Kardinalskollegium - Leo XIV. kündigt Kardinälen an: Will Franziskus' Weg weitergehen
Kirche+Leben: Leo XIV. vor Kardinälen: Will den Weg von Papst Franziskus weitergehen
NZZ: Papst Leo erzürnt die amerikanische Rechte: «ein totaler Marxist wie Franziskus»
Tag24: Darum entschied sich der neue Papst für Namen "Leo" (Kopie hier)
Tagesschau: Ausrichtung des Pontifikats
Vorarlberger Allgemeine: Neuer Papst von Vorgänger Leo XIII. inspiriert - Der Papst erklärte, warum er sich dazu berufen gefühlt habe, den Namen Leo XIV. anzunehmen. (Kopie hier)
Vorarlberger Allgemeine: Leo XIV. will sich mit KI und Sozialem befassen
Welt: Mit seiner Namenswahl stellt sich der neue Papst in die Tradition eines frühen Medienprofis:

Samstag, 10. Mai 2025

Stellungnahmen zu Leo XIV.

Es war zu erwarten - die Medien überschlagen sich mit Analysen, Berichten und Meldungen zum neuen Pontifex. Wir möchten hier nicht auf kindliche Bügelbretter eingehen - aber einige Stellungnahmen, die Leo XIV. in unserem Kontext darstellen, können wir dann doch wiedergeben.

Das "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND) berichtet über Reaktionen aus den USA, das - nach dem argentisch stämmigen Papst Franziskus - nun Geburtsland des "zweiten amerikanischen Papstes" ist:
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Er ist ein kompletter Marxist!“
Kurz zuvor hat die ultrarechte Bloggerin Laura Loomer, die bei Trump immer auf ein offenes Ohr trifft, den Account des bisherigen Kardinals Robert Prevost bei X durchgeforstet. „Das ist der neue Papst“, schlägt sie in Großbuchstaben bei dem Kurznachrichtendienst Alarm: „Er ist Anti-Trump, Anti-MAGA, für offene Grenzen und ein kompletter Marxist!“
Tatsächlich hat sich Kardinal Prevost noch vor drei Wochen höchst kritisch zu Trump eingelassen. Da saßen Trump und der salvadorianische Präsident Nayik Bukele im Oval Office und feixten über die Deportation von Migranten in einen Gefängnis-Gulag in El Salvador: „Seht Ihr nicht das Leiden? Ist Euer Gewissen nicht beunruhigt“, stand in einem Post, den der Geistliche teilte.
Zwei Monate zuvor legte sich Prevost offen mit dem zum Katholizismus übergetretenen Vizepräsidenten J.D. Vance an, der erklärt hatte, Christen müssten sich vordringlich um ihre Familien und nicht um Migranten kümmern: „J.D. Vance hat Unrecht: Jesus fordert uns nicht auf, die Nächstenliebe abzustufen.“

Nun zurück zu ernsthafteren Stellungnahmen:
Das Domradio schreibt in einem Gastkommentar von Kolping International:
Mit einer Deutung wird man sich jedoch sicher nicht zu weit aus dem Fenster lehnen: mit der Wahl des Namens Leo ist ein inhaltlicher Ton gesetzt. Denn ihm als XIV. Namensträger ging der große Leo XIII. voraus, der als Begründer der katholischen Soziallehre gilt. Sein 1891 erschienenes Schreiben "Rerum Novarum" von den "neuen Dingen" ist die erste Sozialenzyklika, weil sie sich systematisch mit der "Arbeiterfrage" auseinandersetzte und die Frage nach einem gerechten Lohn in den Blick nahm. Auch die Notwendigkeit staatlicher sozialer Sicherungsleistungen wurde erstmalig von Leo XIII. ins Wort gebracht. Zentral ist jedoch, dass er als erster Papst den Konflikt zwischen Arbeit und Kapital sah, wenngleich er versuchte, diesen allein durch den Geist christlicher Nächstenliebe zu überwinden.
Die damals als neu erkannten Dinge gelten heute als altbekannt, breit erforscht und in der Tradition römischer Sozialverkündigung von vielen Seiten beleuchtet. Der Konflikt zwischen den wenigen mächtigen Kapitaleignern und jener Mehrheit, die nichts anderes zur Überlebenssicherung hat als ihrer Hände und Hirne Arbeitskraft, bleibt jedoch weiter ungelöst. Der Kapitalismus, wohlgleich in Europa "sozial temperiert", wie Oswald von Nell-Breuning SJ es formulierte, bedeutet aber in einer globalen Perspektive noch immer die millionenfache Ausbeutung, Unterdrückung, ja auch Erniedrigung von Menschen. Der unmittelbare Vorgänger Leo XIV. formulierte im Franziskus-Sound kantig: "Diese Wirtschaft tötet!"
Die Wahl des Namens Leo IV. deutet also darauf hin, dass Prevost an diese große Tradition römischer Sozialverkündigung anschließen möchte. Dass auch er die Not der arbeitenden Armen der Welt sieht und in einer systematischen, durch die Liebesbotschaft des Evangeliums erhellten Weise diese Not lindern will. Sicher haben die Jahre des Lebens mit den Kleinbauern im peruanischen Chiclayo, ihre Lebensumstände und ihr mühsamer Überlebenskampf den neuen Leo geprägt. Es ist daher zu erwarten, dass er die Besitzenden sowohl in die individuelle als auch in die sozialethische Pflicht nehmen wird.
Denn wo Leo XIII. seinerzeit noch nicht wagte, die strukturellen Machtverhältnisse zu adressieren, auch aus der Angst, die braven Katholiken könnten dem revolutionären Sozialismus anheimfallen, betonen die Sozialenzykliken der letzten Jahrzehnte die Bedeutung von Gewerkschaften, internationalen Arbeitsnormen und dem Ziel, das Menschen in ihrer Arbeit Erfüllung finden, gar Anteil haben am Wirken Gottes in der Welt. ...
Bemerkenswert ist dann auch ein Akzent, den der Papst selbst in seiner Predigt anlässlich seiner ersten Messfeier als Papst gelegt hat.
Diese Messe feierte Papst Leo XIV. zusammen mit den Kardinälen des Konklaves. Die von ihm gehaltene Predigt kann also durchaus auch als "an die Kardinäle gerichtet" bezeichnet werden. Wir zitieren Radio Vatikan:
... "... Auch heute wird der christliche Glaube in nicht wenigen Fällen als etwas Absurdes angesehen, als etwas für schwache und wenig intelligente Menschen; vielfach werden andere Sicherheiten wie Technologie, Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen bevorzugt. Es handelt sich um Umfelder, in denen es nicht leicht ist, das Evangelium zu bezeugen und zu verkünden, und in denen Gläubige verspottet, bekämpft, verachtet oder bestenfalls geduldet und bemitleidet werden.“
...
Alle, die in der Kirche ein Leitungsamt ausüben, seien dazu gehalten, „zu verschwinden, damit Christus bleibt, sich klein zu machen, damit er erkannt und verherrlicht wird (vgl. Joh 3,30), sich ganz und gar dafür einzusetzen, dass niemandem die Möglichkeit fehlt, ihn zu erkennen und zu lieben“.
da ist sie also wieder, die Frage des zunehmenden Unglaubens und der Glaubwürdigkeit in einer Gesellschaft, die sich mehr um Dinge "wie Technologie, Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen" sorgt. Und ja - auch die angsprochenen kirchlichen Würdenträger sind Teil der Gesellschaft.
Es gibt für eine religiöse Institution nichts schlimmeres, als ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Dann geht auch der Glaube verloren. Und eine Kirche, die um der Macht willen selbst die eigene Soziallehre missachtet, verliert ihre Glaubwürdichkeit.
Dabei geht es nicht um das erschreckende Verhalten von einzelnen Personen - sondern um systemisches Versagen und damit systematisches Handeln einer ganzen Institution, wie beim Vertuschen von Missbrauchsfällen durch geweihte Kleriker.

Dass es sich bei Leos Ausführungen nicht um spontane Gedanken handelt, sondern eine wohlüberlegte Aussage, macht Radio Vatikan dann auch deutlich:
Der Vorgänger Franziskus hatte 2013 noch eine Stegreifpredigt gehalten; Leo hingegen hielt sich – bis auf seinen englischsprachigen Spontan-Prolog – an einen sorgfältig ausgearbeiteten Text. Darin zitierte er häufig aus dem Neuen Testament, zweimal aus Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils – und er machte sich eine berühmte Formulierung des hl. Ignatius von Antiochien zu eigen, nämlich dass die römische Kirche den „Vorsitz in der Liebe“ führe. Eine Deutung des Petrusdienstes, die heute ökumenisch weithin akzeptabel erscheint und die auch Franziskus 2013 gleich in seiner ersten Rede nach der Wahl aufgerufen hatte.

Donnerstag, 8. Mai 2025

„Annuntio vobis gaudium magnum: habemus Papam!“





































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wir zitieren aus

L'UNIONE SARDA.it
einige Aussagen, die einen Blick auf Robert Francis Prevost erlauben:
Der „Bergoglianer“, der sich um Ausgegrenzte und Migranten kümmert, ist Robert Francis Prevost
und weiter
Robert Francis Prevost, der am 14. September 70 Jahre alt wird, ist der 267. Papst. Leo XIV. ist der Name, den er gewählt hat: ... Er ist Augustiner und Vertrauter Bergoglios. Er ist der erste Papst Nordamerikas . Seit 2023 ist er Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe und Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika .
Im selben Jahr erhielt er das Purpur. Er wurde in Chicago als Kind einer Familie französischer Abstammung geboren und schloss sein Studium der Mathematik und Philosophie ab. Von 1985 bis 1999 war er Missionar in Peru . Nach seiner Rückkehr nach Chicago wurde er 2001 Prior des Ordens des Heiligen Augustinus, eine Position, die er bis 2013 innehatte. Im selben Jahr kehrte er als Bischof von Ciclayo nach Peru zurück.

Bergoglio berief ihn 2023 nach Rom. Der amerikanische Bischof, der fließend Spanisch, Portugiesisch, Italienisch und Französisch spricht, hatte den Randgruppen und Migranten in Peru besondere Aufmerksamkeit geschenkt, was Franziskus sehr schätzte.
In Fragen wie der Aufnahme von Migranten, dem Umweltschutz und der Unterstützung der Armen und Ausgegrenzten ist er progressiv, in Fragen der Bürgerrechte gilt er jedoch als konservativer. Es verkörpert eine Vision, die Spiritualität, soziale Gerechtigkeit und Umweltverantwortung vereint.
Als Präfekt der Bischöfe ernannte er Hunderte von Prälaten und formte so eine Generation „bergoglianischen“ Ordensleuten, die aufgeschlossen und fortschrittlich waren. Prevost hat sich den Ruf eines zurückhaltenden und ausgeglichenen Kardinals erworben.
Er war bisher Mitglied der Dikasterien für Evangelisierung (Sektion für Erstevangelisierung und neue Teilkirchen), für Glaubenslehre (Ostkirchen), für den Klerus, für Institute geweihten Lebens und Gesellschaften apostolischen Lebens, für Kultur und Bildung sowie für Gesetzestexte. Er war auch Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Staat Vatikanstadt.
...
Ein überzeugter Verfechter der integralen Ökologie: Im Jahr 2024 betonte er während des Seminars „Die Probleme der Umweltkrise im Lichte von Laudato si‘ und „Laudate Deum“ die Notwendigkeit, „von Worten zu Taten“ überzugehen und die Reaktion auf die Umweltkrise auf die Soziallehre der Kirche zu stützen. Für Prevost darf die „Herrschaft über die Natur“, die Gott der Menschheit anvertraut hat, nicht in „Tyrannei“ umschlagen, sondern muss als „wechselseitige Beziehung“ mit der Umwelt erfahren werden.
Er warnte außerdem vor den Folgen einer unkontrollierten technologischen Entwicklung und betonte die Bedeutung einer menschlichen Wirtschaft, die die Umwelt respektiert und Kreislaufmodelle der Produktion und des Konsums fördert, sich der „Wegwerfkultur“ entgegenstellt und bekräftigte, dass die Wirtschaft unsere Welt verbessern und nicht zerstören sollte.
Für den neuen Pontifex muss die globale Zusammenarbeit die Grundlage für den Kampf gegen die Klimakrise sein, mit einer rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Ordnung, die die gemeinsame globale Arbeit für „die solidarische Entwicklung aller Völker“ stärken kann.
...

ergänzend:
Dazu passend auch die Namenswahl nach dem Begründer der katholischen Soziallehre.

Mittwoch, 7. Mai 2025

Heute beginnt das Konklave - die (Aus-)Wahl des künftigen Papstes

Der neue Papst benötigt eine Zweidrittelmehrheit der "Wähler" - von uns in "Anführungszeichen" gesetzt, denn nach Auffassung der Kirche ist der neue "Brückenbauer" oder Papst bereits vorbestimmt. Es geht nur noch darum, diese Vorbestimmung zu erkennen.
Der erste Wahlgang des Konklaves in der Sixtinischen Kapelle findet heute Nachmittag statt. Der weitere Rhythmus an den folgenden Tagen besteht dann aus zwei Wahlgängen am Vormittag und zwei Wahlgängen am Nachmittag.
Nach 35 erfolglosen Wahlgängen ist eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen möglich.
Zieht sich das Konklave, dann können Ruhetage eingelegt werden.
Konklaven im Überblick: So lange dauerte die Wahl der letzten fünf Päpste

Papst Franziskus: Fünf Wahlgänge (12. bis 13. März 2013)
Papst Benedik XVI.: Vier Wahlgänge (18. bis 19. April 2005)
Papst Johannes Paul II: Acht Wahlgänge (14. bis 16. Oktober 1978)
Papst Johannes Paul I: Vier Wahlgänge (25. bis 26. August 1978)
Papst Paul VI.: Sechs Wahlgänge (19. bis 21. Juni 1963)

Montag, 5. Mai 2025

Ein prominenter Kirchenaustritt - und eine Begründung, die zu denken geben sollte

Der SPIEGEL berichtet:
Der langjährige SPD-Spitzenpolitiker Franz Müntefering hat vor rund drei Jahren damit begonnen, sich Gedanken über die katholische Kirche zu machen. Zuletzt zog er Konsequenzen, wie er jetzt bei »Maischberger« berichtete.
und er begründet das unter anderem wie folgt:
Weitere Gründe seien die Missbrauchsskandale und die Tatsache gewesen, dass die Kirche ihrer Verantwortung für die Gesellschaft nicht gerecht werde.

Er kritisierte, dass die katholische Kirche zum Beispiel Mitarbeiter entlasse, wenn sie sich scheiden ließen oder einen anderen Glauben annähmen. Vor etwa drei Jahren habe er sich dann grundsätzliche Gedanken über die katholische Kirche gemacht, so der langjährige SPD-Spitzenpolitiker.
Kopie hier "klick"
Vergleich auch katholisch.de mit einem weiteren Bericht - der die von uns zitierte Begründung nicht erwähnt.

Kurz und prägnant: wer Nächstenliebe predigt, darf nicht an unmenschlichen und inhumanen Praktiken festhalten oder Fehler vertuschen, sondern muss selbst nach seinen Vorgaben handeln. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit.

Wie sich die vielen Kirchenaustritte auswirken, hat die ZEIT am 1. Mai dokumentiert:
Kirchenaustritt:
Wenn die Kirche Kitaplätze streicht
Kirchliche Kitas sind fest eingeplant, um die Kinderbetreuung in Deutschland zu organisieren. Doch den Kirchen fehlt Geld. Jetzt wird klar, wie verzweifelt die Lage ist.
,,,

Sonntag, 4. Mai 2025

Sonntagsnotizen - noch ein Nachruf und eine Erwartung zum Konklave

RADIO VATIKAN - sicher kein kirchenfeindlicher Sender - hat zu den herausragenden Leistungen des verstorbenen Papstes den folgenden Beitrag publiziert:
In memoriam: Franziskus‘ Wirtschaftsanalyse war „wichtiger Weckruf“
Franziskus‘ Analyse und Kritik einer Wirtschaft, die „tötet“, sei ein wichtiger „Weckruf im politischen Diskurs“ gewesen, wo solche Fragen oft ignoriert würden. So hat der Schweizer Jesuit Stephan Rothlin Franziskus‘ Vermächtnis im Bereich der Wirtschaftsethik gewürdigt
.
Nachdem sich die wenigen universalkirchlichen Vorgaben aus dem Arbeitsrecht der Kirche, mit dem wir uns beschäftigen, an die Ökonomen oder Vermögensverwalter der kirchlichen Einrichtungen richten (vgl. c. 1286 CIC) kommen wir nicht umhin, diesem Beitrag auch in unserem Blog entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen. Denn da ist er wieder - der klare Verweis auf die eigene, katholische Soziallehre:
Immer wieder habe der Papst während seines Pontifikates an die innere Verbindung zwischen dem christlichen Glauben und Gerechtigkeit hingewiesen, so Rothlin gegenüber „O' Clarim“ weiter. Wofür die katholische Soziallehre seit mehr als einhundert Jahren eintritt, habe der Papst „in nuancierter und konkreter Weise dargelegt“ und in den drei Enzykliken „Evangelii gaudium“ (2013), „Laudato si“ (2025) und „Fratelli tutti“ (2020) besiegelt.
Es könnte sich lohnen, die Beitrag von Radio Vatikan komplett zu lesen.
Mit diesem Hinweis möchten wir aber zugleich noch einen Schwenk zu einer durch und durch "nichtkirchlichen" Publikation machen. Auch dort hallt der "wichtige Weckruf" auf. Hat Franziskus mit diesen Aussagen "einen Nerv getroffen", der durch alle politischen Lager verläuft? Wir zitieren:
Zum Tod des prophetischen Papstes Franziskus

»Diese Wirtschaft tötet«

Es ist vielleicht ungewöhnlich, dass eine sozialistische Zeitschrift einen Nachruf auf einen Papst veröffentlicht. Noch ungewöhnlicher aber ist es, dass die Kardinäle am 13. März 2013 nach zwei sehr konservativen, ja betont anti-kommunistischen Päpsten den aus dem sozialen Kontext der Armut kommenden, befreiungstheologisch orientierten Argentinier Jorge Mario Bergoglio in das höchste Amt der Römisch-katholischen Kirche wählten.

Ungewöhnlich ist auch, dass er auf seiner ersten Reise im Juli 2013 die Flüchtlingsinsel Lampedusa besuchte und angesichts der tausenden ertrunkenen Flüchtlinge an Europas Grenzen gegen die »Globalisierung der Gleichgültigkeit« protestierte.

Geradezu revolutionär ist es jedoch, dass seine erste große öffentliche Erklärung nur acht Monate nach seiner Wahl im November 2013 das Thema der kapitalistischen Weltwirtschaft kritisch in den Mittelpunkt rückt. Der Apostolische Brief Evangelii Gaudium (die Freude des Evangeliums) entfaltet die zentrale Aussage »Diese Wirtschaft tötet« mit vier klaren Neins: »Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung – Nein zur neuen Vergötterung des Geldes – Nein zu einem Geld, das regiert, statt zu dienen – Nein zur sozialen Ungleichheit, die Gewalt hervorbringt.«

Nach dem Solidaritätszeichen gegenüber den Schwächsten und dem klaren Einsatz für die soziale Gerechtigkeit gegen die Mammonswirtschaft folgt als weiterer Schwerpunkt der Einsatz für die von eben dieser Wirtschaft zerstörten Natur. In seiner 2. Enzyklika Laudato si konzentriert er sich auf Mitwelt- und Klimaschutz. Hier knüpft er an Franz von Assisi an, der Mutter Erde als »gemeinsames Haus« besang.

Und klagt erneut unser Wirtschaftssystem an, das den Menschen als »Herrn und Eigentümer der Natur« (Descartes) ansieht und dadurch diese zerstört. Und er bestärkt die Hoffnung: »Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen.«

Schließlich ist er unermüdlicher Mahner zum Frieden, zuletzt in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag im Januar 2025. Dabei sieht er den Frieden ganzheitlich und wendet sich gegen »die unmenschliche Behandlung von Migranten, die Umweltverschmutzung, die durch Desinformation schuldhaft erzeugte Verwirrung, die Ablehnung jeglicher Art von Dialog und die beträchtliche Finanzierung der Militärindustrie«.

Er fordert nicht nur einen Schuldenerlass für die verarmten Länder, sondern: »Lasst uns wenigstens einen festen Prozentsatz des Rüstungsetats für die Einrichtung eines Weltfonds verwenden, der den Hunger endgültig beseitigen und in den ärmsten Ländern Bildungsmaßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ermöglichen soll, die dem Klimawandel entgegenwirken.«

Requiescat in pace – Möge er in Frieden ruhen.
zitiert aus: Sozialismus.de
Der Autor Ulrich Duchrow ist apl. Prof. für systematische Theologie und Sozialethik, arbeitet mit der ökumenischen Basisbewegung Kairos Europa und Attac.
Man kann aus den Zeilen auch lesen, welche Erwartung bei einem großen Teil der Menschheit an einen Nachfolger auf dem Stuhl des Petri bestehen.


Bei der Gelegenheit: auch unsere heutige Ergänzung auf der Seite "Sozial- und Erziehungsdienste, Behindertenhilfe und Kitas - Kindertagesstätten" hat etwas mit der Wirtschaftskritik zu tun, man muss nur darüber nachdenken ...

Freitag, 2. Mai 2025

Zum Geleit - Sozialenzykliken und andere Aussagen der Päpste

Zum Erscheinen der dritten Enzyklika von Papst Franziskus stellte die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) die wichtigsten Verlautbarungen vor (vgl. kath.ch). Wir erinnern zu Beginn des Monats Mai an diese Entzykliken und weisen auch auf einige ergänzende Ansprachen, Briefe und Dokumente hin, die ebenso Bestandteil des päpstlichen Lehramtes sind:
Mit seiner Reihe von Adventspredigten im Mainzer Dom über «Die grossen sozialen Fragen der Gegenwart» wird 1848 Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811-1877) zum Vorreiter der kirchlichen Sozialverkündigung. Papst Leo XIII. nennt Ketteler in seiner Enzyklika «Rerum novarum» 1891 «unseren grossen Vorgänger».

«Rerum novarum»
Am 15. Mai jährt sich die Veröffentlichung der ersten Sozialenzyklika eines Papstes - veröffentlich im Jahr 1891.
«Rerum novarum» (Über die neuen Dinge) ist das erste päpstliche Rundschreiben zur Arbeiterfrage und das grundlegende Dokument der katholischen Soziallehre. Bereits hier wird in Rd.Nr. 36 eine positive Würdigung der "Arbeitervereine" (später Gewerkschaften) vorgenommen:
"... man kann nur wünschen, dass sie an Zahl und an innerer Kraft zunehmen. ..."


«Singulari quadam
In der recht kurzen Enzyklika vom September 1912 an die Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe Deutschlands erklärt Pius X. ausdrücklich, dass Katholiken nicht nur den konfessionellen katholischen Vereinigungen sondern auch den überkonfessionellen und nichtkonfessionellen Gewerkschaften beitreten können. In dieser Frage war der "Deutsche Gewerkschaftsstreit" entstanden.

«Quadragesimo anno»
40 Jahre nach "Rerum novarum" aktualisiert Pius XI. am 15. Mai 1931 in der Enzyklika «Quadragesimo anno» die Lehren von Leo XIII. Unter Mitgestaltung der deutschen Jesuiten Gustav Gundlach und Oswald von Nell-Breuning entfaltet er unter anderem das Prinzip der Subsidiarität, nach dem das jeweils gesellschaftlich oder institutionell untergeordnete Glied Probleme und Aufgaben möglichst eigenständig lösen soll. Nur wenn die Aufgabe zu gross ist, soll die übergeordnete Instanz in die Verantwortung treten.
Auch hier wird in Rd.Nr. 31 ff der "Zusammenschluß der Arbeiter", also das Koalitionsrecht ausdrücklich begrüßt und gefordert.
In Nr. 91 ff wird dagegen ausdrücklich "Kritik am faschistischen Korporativstaat" geübt, dessen konkrete Ausgestaltung mit der Ideologie der "Betriebs- und Dienstgemeinschaft" wohl den "Dritten Weg" der Kirchen in Deutschland maßgeblich beeinflusst hat.

Quelle ver.di - das Geschehen wird in den Tagebuchnotizen von (seit 1921 Kardinal) Faulhaber und sicher auch von anderen Bischöfen ignoriert

Mittwoch, 30. April 2025

1. Mai 2025: Mach dich stark mit uns!

Gemeinsam bewegen wir mehr
Gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne sind der Schlüssel für eine gerechte Arbeitswelt – dafür kämpfen wir jeden Tag.

1.-Mai-Aufruf zum Download
Mai-Aufruf 2025

Unter dem Motto “Mach dich stark mit uns!” gehen wir am 1. Mai 2025 auf die Straße, um unsere Stimme für eine gerechte Arbeitswelt zu erheben. Kommt mit uns mit und macht euch stark für eine friedliche und gerechte Zukunft in Deutschland, Europa und der Welt! Gemeinsam können wir die Politik zum Handeln bringen und für Investitionen, Verteilungsgerechtigkeit, Tarifbindung, faire Arbeitszeiten, stabile Renten und eine starke Demokratie kämpfen.

Hauptredner*innen des DGB:
Yasmin Fahimi, Vorsitzende: Chemnitz
Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende: Bamberg
Stefan Körzell, Mitglied im Geschäftsführenden Bundesvorstand: Nürnberg
Anja Piel, Mitglied im Geschäftsführenden Bundesvorstand: Braunschweig

Hauptredner*innen unserer Mitgliedsgewerkschaften:
Christiane Benner, erste Vorsitzende der IG Metall: Wolfsburg
Frank Werneke, ver.di-Vorsitzender: Ingolstadt
Michael Vassiliadis, IGBCE-Vorsitzender: Saarbrücken
Maike Finnern, GEW-Vorsitzende: Kassel
Robert Feiger, IG BAU-Vorsitzender: München
Guido Zeitler, NGG-Vorsitzender: Frankfurt/Main
Martin Burkert, EVG-Vorsitzender: Mönchengladbach

Komm mit uns auf die Straße und teile deine Social Media Posts auf Instagram, Facebook und X mit uns. So geht's:

Instagram: Nutze die Hashtags #1Mai und #StarkMitUns bei deinen Posts.
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😡 Zersplittert und Maximal unsozial! Ein Konzern, 21 Tarifregelungen.

Bis zu 15 Prozent wird die gleiche Tätigkeit innerhalb des Konzerns Agaplesion unterschiedlich bezahlt. Besonders die unteren Entgeltgruppen werden benachteiligt.
❗Bei dem Diakonie-Konzern müssen endlich einheitliche, in Tarifverhandlungen auf Augenhöhe ausgehandelte Bedingungen gelten, fordert die konzernweite Mitarbeitervertretung.
✊ Die Mitarbeitervertretung unterstützt den Weimarer Appell für Demokratie und Mitbestimmung in kirchlichen Betrieben.
Das Votum war eindeutig: Die konzernweite Mitarbeitervertretung bei Agaplesion unterstützt den Weimarer Appell für Demokratie und Mitbestimmung in kirchlichen Betrieben. Innerhalb des Diakonie-Konzerns mit seinen rund 22.000 Beschäftigten müssten endlich einheitliche, in Tarifverhandlungen auf Augenhöhe ausgehandelte Bedingungen gelten, so der Tenor. Bislang sind die Arbeitsbedingungen in den Agaplesion-Einrichtungen ganz unterschiedlich geregelt. Problematisch sind sie vor allem dort, wo sie auf dem kircheninternen »Dritten Weg« in sogenannten Arbeitsrechtlichen Kommissionen festgelegt werden.

Die Mitarbeitervertreter*innen bei Agaplesion haben nachgerechnet: Bis zu 15 Prozent wird die gleiche Tätigkeit innerhalb des Konzerns unterschiedlich bezahlt – je nachdem, welche der insgesamt 21 verschiedenen Regelungen in der betreffenden Einrichtung zur Anwendung kommt. »Wir haben für drei Berufsgruppen – Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachpersonen und mindestens einjährig ausgebildete Pflegehilfskräfte – untersucht, wie sich das Tabellenentgelt im Vergleich zum Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) über 16 Jahren entwickelt«, erläutert der stellvertretende MAV-Vorsitzende des Evangelischen Diakonissenkrankenhauses Leipzig, Hansgeorg Matschke. Das Ergebnis ist erschütternd. So erhält beispielsweise eine Pflegehilfskraft in Chemnitz im genannten Zeitraum über 100.000 Euro weniger als ihre Kollegin in Hamburg, für die der ver.di-Tarifvertrag KTD gilt. »Die Unterschiede zwischen Tarifvertrag und kirchlichen Arbeitsvertragsrichtlinien, den AVR, werden mit abnehmender Qualifikation immer größer«, berichtet Hansgeorg Matschke. »Das heißt: Diejenigen, die ohnehin wenig verdienen, werden auf dem Dritten Weg am stärksten benachteiligt.«
...
Quelle und mehr: ver.di

Warum wir das als Caritas-Blog posten?
Weil die Caritas-Arbeitgeber mit der Weigerung, an allgemein verbindlichen Tarifverträgen mit zu wirken, diesen Wahnsinn erst ermöglichen. Die Caritas ist aus rein ideologischen Gründen auch Steigbügelhalter für solchen unsozialen Irrsinn - vgl. schon Matthäus 7,16.

Sonntag, 27. April 2025

Sonntagsnotizen - Nachrufe und Würdigungen von Papst Franziskus

Es ist schwierig, aus den vielen Nachrufen und Würdigungen besonders einprägsame und trefende Beispiele auszuwählen. Wir möchten uns daher auf zwei "weltliche Medien" beschränken, die nicht unbedingt das Klischee einer kirchenfreundlichen Presse erfüllen.

Die NZZ schreibt:
Ein Requiem auf die Werte des christlichen Abendlandes
Gestern wurde mit Franziskus nicht nur ein Papst und Würdenträger zu Grabe getragen. Sondern vorab ein Mensch, der für all das stand, was in der Welt der Deals verschwindet: Rücksicht, Respekt, Rechtschaffenheit.
Und der SPIEGEL (print, 26,04.2025, S. 6) widmet Franziskus einen Leitartikel:
Das ignorierte Vermächtnis
Zur Beerdigung des Papstes werden hochrangige Politiker anreisen. Von der Botschaft, die der Papst zu Lebzeiten verkündet hat, wollen sie nichts wissen. Das ist bitter.

Wir möchten es bei diesen Hinweisen bewenden lassen. Denn alle anderen Bemerkungen - Stichworte wären etwa die Öffnung der Kirche für Lebensentwürfe mit einer eher untraditionellen Orientierung - lassen sein Engagement für andere Fragen in den Hintergrund treten. Und das haben diese "anderen Fragen" nicht verdient.

Wir möchten aber den anreisenden Kardinälen eine Bitte auf dem Weg zum Konklave mitgeben: sorgen Sie dafür, einen Menschen zu küren, der die Glaubwürdigkeit dieser unserer Kirche wieder herstellt - wenn Sie das schon in ihrem eigenen Bistum nicht schaffen.

Montag, 21. April 2025

BREAKING NEWS: Papst Franziskus am heutigen Ostermontag verstorben

Papst Franziskus ist am Morgen des Ostermontag verstorben. Das hat der Kardinalkämmerer des Vatikans Kevin Farrell am Vormittag bekannt gegeben. Franziskus war 88 Jahre alt, noch am Vortag, dem Ostersonntag, hatte er, sichtlich geschwächt, den Segen Urbi et Orbi auf dem Petersplatz gespendet.
meldet RADIO VATIKAN und führt aus
„Liebe Brüder und Schwestern, mit tiefer Trauer muss ich den Tod unseres Heiligen Vaters Franziskus bekannt geben“, sagte Kardinal Kevin Farrell. „Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt. Sein ganzes Leben war dem Dienst des Herrn und seiner Kirche gewidmet“, so der US-amerikanische Kurienkardinal.

„Er hat uns gelehrt, die Werte des Evangeliums mit Treue, Mut und universeller Liebe zu leben, insbesondere zugunsten der Ärmsten und Ausgegrenzten. In großer Dankbarkeit für sein Beispiel als wahrer Jünger des Herrn Jesus empfehlen wir die Seele von Papst Franziskus der unendlichen barmherzigen Liebe des dreifaltigen Gottes."

Papst Franziskus schien auf dem Weg der Genesung von einer langwierigen Atemwegsinfektion, die ihn am 14. Februar für gut fünf Wochen ins Krankenhaus brachte.

(vatican news – gs)

In seiner Osterbotschaft zum Segen Urbi et Orbi lies der Papst verlesen:
...
Christus ist auferstanden! Diese Botschaft enthält den ganzen Sinn unseres Daseins, das nicht für den Tod, sondern für das Leben bestimmt ist. Ostern ist das Fest des Lebens! Gott hat uns für das Leben erschaffen und er will, dass die Menschheit aufersteht! In seinen Augen ist jedes Leben kostbar! Das der Kinder im Mutterleib ebenso wie das der Alten oder Kranken, die in immer mehr Ländern als Menschen betrachtet werden, derer man sich entledigen kann.
An diesem Tag würde ich mir wünschen, dass wir wieder zur Hoffnung und zum Vertrauen in unsere Mitmenschen zurückfinden – auch denen gegenüber, die uns nicht nahestehen oder mit fremden Sitten, Lebensweisen, Vorstellungen und Gebräuchen aus fernen Ländern kommen – denn wir alle sind Kinder Gottes!
Ich wünschte, wir könnten wieder zurückfinden zu der Hoffnung, dass Frieden möglich ist! Vom Heiligen Grab in der Auferstehungskirche aus, wo Katholiken und Orthodoxe dieses Jahr am selben Tag Ostern feiern, möge das Licht des Friedens ausstrahlen über das gesamte Heilige Land und die ganze Welt. Den leidenden Christen in Palästina und Israel wie dem gesamten israelischen und palästinensischen Volk bekunde ich meine Nähe. Das wachsende Klima des Antisemitismus, das sich in der ganzen Welt ausbreitet, ist besorgniserregend. Gleichzeitig sind meine Gedanken bei den Menschen und insbesondere bei der christlichen Gemeinde im Gazastreifen, wo der schreckliche Konflikt weiterhin Tod und Zerstörung bringt und eine dramatische und unwürdige humanitäre Situation verursacht. Ich appelliere an die Kriegsparteien, das Feuer einzustellen, die Geiseln freizulassen und den Menschen zu helfen, die hungern und sich nach einer friedlichen Zukunft sehnen!
Beten wir für die christlichen Gemeinschaften im Libanon und in Syrien. Während das letztgenannte Land sich in einer empfindlichen Übergangsphase seiner Geschichte befindet, sehnen sich die Menschen beider Länder nach Stabilität und Teilhabe am Schicksal ihrer jeweiligen Nation. Ich rufe die ganze Kirche auf, die Christen des geliebten Nahen Ostens mit Aufmerksamkeit und im Gebet zu begleiten.
Besonders denke ich an das Volk des Jemen, das aufgrund des Krieges eine der schlimmsten „verlängerten“ humanitären Krisen der Welt durchlebt, und ersuche alle, durch einen konstruktiven Dialog Lösungen zu finden.
Möge der auferstandene Christus der gepeinigten Ukraine das österliche Geschenk des Friedens zuteilwerden lassen und alle Beteiligten ermutigen, ihre Bemühungen um einen gerechten und dauerhaften Frieden fortzusetzen.
Man kann diesen Teil der Osterbotschaft als durchaus konkretes poltisches Testament des Papstes auffassen.