Freitag, 14. Juli 2023

Chance gehabt - Chance vertan: zur Beschlussfassung der ARK der EKD in Bayern

Gut 16.000 hatten unterschrieben - das zeigt, wie angespannt die Situation ist.
Nun liegt die Beschlussfassung der ArbeitsRechtlichenKommission der EKD in Bayern vor. Eine erste Analyse zeigt schon: die Chance, selbst etwas zu regeln und den "Druck aus dem Kessel zu nehmen", hat die Kommission vertan.
Ich habe mir die bisher bekannten Infos zum heutigen Abschluss der ARK Bayern für die Diakonie angeschaut. Zum einen hatten wir mit unserer Petition Erfolg, die #Inflationsausgleichsprämie kommt 🙂🥳😎
für die knapp 100.000 Beschäftigten bei Diakonie in Bayern kommt die Inflationsausgleichsprämie in voller Höhe.
Im April 2024 werden 1.800 € steuer- und sozialversicherungsfrei ausbezahlt, in den Folgemonaten bis Jahresende dann jeweils 150 €. Auszubildende, Praktikanten und Praktikantinnen sowie Studierende jeweils die Hälfte. Teilzeitkräfte bekommen die Prämie anteilig.
Die Auszahlung erfolgt zwar später als erhofft, aber statt zum 01.07.2024 wie zunächst von der ARK geplant bekommen wir bereits ab dem 01.04.2024 deutlich mehr Geld. Materiell entspricht dieser Beschluss im Übrigen der Prämie im TVöD.
Und auch die Gehaltserhöhung entspricht - bis auf die drei untersten Entgeltgruppen - der im TVöD. Strukturell verbessert wird zudem die Vergütung von Hilfskräften in der Pflege, Betreuung und Erziehung in den Entgeltgruppen E 4 und E 5. Aber: die Prämie wird erst ab April 2024 ausbezahlt - und die Gehaltserhöhung kommt erst zum Dezember 2024. Und trotz der Verbesserungen werden (Fach-)Pflegehelfer:innen und Heilerziehungspfleger:innen hinter ihren Kolleg:innen im TVöD, bei der AWO Bayern und der Caritas zurückbleiben.
In E 1 - E 3 gibt es nur 50 € statt 200 € Sockelbetrag und dann die 5,5 % on Top. Das ist mager.
Zudem argumentiert die ARK wie die Arbeitgeber in der Mindestlohnkommission. Die Einstiegswerte der Tabelle in der E 1 und E 4 sind von 2022 auf 2023 gestiegen, aber gegenüber dem gesetzlichen Mindestlohn gab es dann zum 01.01. nicht die proklamierten 8 %, sondern nur noch 2,6 % mehr. Und ähnlich war es bei der Einstiegsvergütung für Pflegehelfer:innen, auch nur noch magere 2,8 % wegen der Erhöhung des Pflegemindestlohns zum 01.09. letzten Jahres
https://www.ark-bayern.de/.../pm_inflationsausgleich.pdf
https://www.vkm-bayern.de/tarifeinigung.../
Die lange Durststrecke für die Kolleg:innen in den unteren und mittleren Entgeltgruppen überzeugt bei weitem nicht 🧐😫😠
Das Ergebnis wird insbesondere den Anforderungen dieser unteren und mittleren Vergütungsgruppen nicht gerecht. Der individuelle Wechsel zum öffentlichen Dienst, zur AWO Bayern bzw. zur Caritas ist vorprogrammiert - oder der weitere Einsatz für einen Tarifvertrag mit einer echten, starken Gewerkschaft für auskömmliche Löhne in der Diakonie selbst.
Die Kolleg:innen wollen gefragt und einbezogen werden, das geht nicht im "Dritten Weg", sondern nur mit einem #Tarifvertrag.

Nun zur Landeskirche selbst:
Für die ca. 25.000 kirchlich Beschäftigten, die nach der DiVO, also im Wesentlichen nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) bezahlt werden, konnte sich die ARK noch nicht zu einer Entscheidung durchringen. Die Tarifverhandlungen im Länderbereich beginnen erst im Oktober, der Abschluss gilt dort rückwirkend zum 01.10. und wird erfahrungsgemäß danach von der ARK Bayern mit ein bis zwei Monaten Verzögerung übernommen. es ist also nicht unwahrscheinlich, dass die Inflationsausgleichsprämie bei der Kirche sogar noch vor der Diakonie zur Auszahlung kommt.

Deshalb eine Bitte an die Beschäftigten bei den kirchlichen Trägern der ELKB: unterstützt die Kolleginnen und Kollegen im Länderbereich, zeigt euch solidarisch. Sie kämpfen auch für Euch! Zusammen geht mehr! zusammen-geht-mehr.verdi.de/

1 Kommentar:

  1. Da die Erhöhung erst im Dezember kommt, läuft die alte Tariftabelle, die nur bis Juni gelten sollte und ohnehin dem TVöD nachhinkt, jetzt noch länger, als gedacht.

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