Sonntag, 8. Dezember 2019

Sonntagsnotizen - 150 Jahre erstes Vatikanisches Konzil

Das Erste Vatikanische Konzil (kurz auch I. Vatikanum bzw. I. Vaticanum oder Vatikanum I bzw. Vaticanum I), das von uns als das 20. Ökumenische Konzil angesehen wird, begann am 8. Dezember 1869. Im gleichen Jahr und nur wenige Wochen vorher  - am 16. und 17. November 1869 - fanden die Eröffnungsfeierlichkeiten des Suez-Kanals statt. Was wirkt nachhaltiger?

Ein Ergebnis des Konzils ist den meisten bekannt. Das Domradio bringt es auf den Punkt: *)

Unfehlbarkeit des Papstes gegen ein dreifaches Trauma

Wir möchten heute keine Dogmen betrachten, und auch keine tiefschürfenden Analysen betreiben. Wir möchten aber daran erinnern, dass Diskussionen an sich seit jeher zur Kirche gehören. 
Schon Petrus und Paulus haben sich über den künftigen Weg der Kirche heftig gestritten. 
Wenn es nicht immer wieder solche Auseinandersetzungen gegeben hätte, hätte es einer Aussage über das "Letztentscheidungsrecht des Papstes in  theologischen Fragen" nicht bedurft.
Dieses "Letztentscheidungsrecht" nimmt aber weder den Bischöfen noch den Gläubigen die eigene Verantwortung ab.

Und deshalb darf man auch in Blogs unterschiedliche Meinungen artikulieren. Solange das in gegenseitigem Respekt geschieht, kann man auch miteinander um den richtigen Weg ringen, manchmal muss man das sogar.

Als Christen eint uns dabei die Leitlinie, die Christus mit dem Wort "Nächstenliebe" bezeichnet. Der Mensch ist das primäre Interesse des Handelns, nicht die Durchsetzung kasuistischer Regelungen.  

In diesem Bewusstsein wünschen wir dem "Synodalen Weg" viel Erfolg.

e.s.


*)
Der Streit um die Vorherrschaft zwischen Papst und Kaiser hat seit jeher die europäische Geschichte geprägt. 
Auslöser der neuerlichen Diskussion war eine Zirkulardepesche, die Bismarck an die europäischen Staatsoberhäupter verschickt hatte, wo er die Bischöfe in der Rolle bloßer Beamter oder Exekutivorgane gesehen hatte. 
Der Staat Preußen hatte seinerzeit im Zuge der "polnischen Teilung" große, geschlossen katholische Gebiete annektiert. Für national denkende Polen war die katholische Kirche das einigende Band gegen protestantische Preußen oder Schweden und orthodoxe Russen.  
Die Preußen wiederum wollten in Anlehnung an die protestantische Landeskirche auch die Amtsträger der katholischen Kirche zu Staatsbeamten machen und so unter staatliches Kuratel nehmen.
Die Ernennung von Bischöfen durch ein protestantisches Staatsoberhaupt war für die katholische Kirche wiederum unannehmbar, bestand doch die Gefahr einer "Protestantisierung" der katholischen Gemeinden - woraus sich der "preußische Kulturkampf" entwickelte. 
Gleichzeitig stand der Papst im Widerstreit gegen die Machtansprüche der italienischen Könige. 
Daraus entwickelte sich letztlich die Lehre vom päpstlichen Jurisdiktionsprimat und der theologischen Vorrangstellung des Papstes, die im Unfehlbarkeitsdogma gipfelt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen




Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.

Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.