Montag, 24. November 2025

Vor 50 Jahren - Ende der "Würzburger Synode"

"Die Synode endet – die Synode beginnt": Mit diesem Slogan endete (am 23. November 1975) vor 50 Jahren die Würzburger Synode. Dieser Ausspruch wurde zuletzt auch beim Synodalen Ausschuss bemüht. Und nicht nur hier lassen sich Parallelen zwischen beiden Reformprojekten erkennen.
mit diesem Text beginnt katholisch.de einen Vergleich von "damals und heute".
Wir haben uns auch schon oft mit der Würzburger Synode - wie etwa am 3. Januar vor vier Jahren - und einem uns besonders interessierenden speziellen Text befasst und möchten die Gelegenheit nutzen, um ein bleibendes Versäumnis - einen "fortwährenden Skandal" - in Erinnerung zu rufen.
Wir erinnern seit Jahren immer wieder an den Beschluss "Kirche und Arbeiterschaft", der ... schon jetzt umgesetzt werden könnte:
Die Entfremdung der Arbeiter (lies: Arbeitnehmer, s.u.S. 315, 338 f) von der Kirche ist ein Faktum. Deren Ursache liegt schon im vorigen Jahrhundert. Insofern trifft das Wort vom fortwirkenden Skandal auch auf Deutschland zu.

Diese beklagenswerte Tatsache findet ihren beredten Ausdruck in dem weltbekannt gewordenen Wort Pius’ XL zu Cardijn, worin der Papst es als den großen Skandal des 19. Jahrhunderts beklagt, daß die Kirche die Arbeiterschaft (lies: Arbeitnehmer)verloren habe (S. 327, s.S. 315, 338 f). ...
Den Arbeitern (lies: Arbeitnehmern, s.S. 315, 338 f) das Recht zuzuerkennen, ihre berechtigten Forderungen notfalls im Arbeitskampf durchzusetzen, fiel und fällt heute noch vielen Priestern und Laien schwer (S.330). ...
Vielen Katholiken ist zuwenig bewußt gemacht worden, daß es sich beim Arbeitskampf um legitime Interessenkonflikte handelt, die nur durch eine streitbare Auseinandersetzung zu einem Kompromiß geführt werden können. Nicht die kirchenamtliche Soziallehre, wohl aber viele Geistliche und Laien neigen zu einseitig harmonistischer Sicht; Konflikte gelten ihnen schlechthin als ein Übel; tatsächlich bestehende Interessengegensätze und aus ihnen sich ergebende Konflikte werden einfach geleugnet, namentlich dann, wenn man selbst an dem Konflikt beteiligt und an der Erhaltung des bestehenden Zustandes interessiert ist. Ein Christentum, das im Bilde des Herrn nur seine Sanftmut sehen wollte, übersah völlig, daß Christus Konflikte nicht gescheut hat, ihnen nicht aus dem Weg gegangen ist, vielmehr da, wo es darauf ankam, Konflikte sogar bewußt provoziert und in rückhaltloser Schärfe ausgetragen hat. (S. 331) ...
Seit der vielleicht mit einem Übermaß von Optimismus vollzogenen Gründung der Einheitsgewerkschaft (vgl. 0.2.3) hielten und halten nicht wenige Seelsorger katholische Arbeiter (lies: Arbeitnehmer, s.S. 338 f) vom Beitritt ab, anstatt sie dazu zu ermutigen. Dies geschieht, wenn schon nicht in Worten, so doch durch eine - vorsichtig ausgedrückt - wenig gewerkschaftsfreundliche Haltung (S. 334). ...
Die Förderung der Lebenslage der Arbeiter ist ohne Gewerkschaften nicht möglich. Angesichts der Stellung der Gewerkschaften und ihres Einflusses auf die Arbeiterschaft (woa lies Arbeitnehmerschaft) wäre ein regelmäßiger Kontakt auf den verschiedenen Ebenen der Kirche, von Organisationen und Gremien zu den Gewerkschaften erwünscht. ...
... appellieren wir an die katholischen Arbeiter, in den Gewerkschaften mitzutun. Es müßte selbstverständlich sein, daß der katholische Arbeiter sich gewerkschaftlich organisiert. Seine Mitarbeit ist einmal Ausdruck einer solidarischen Verbundenheit im gemeinsamen Einsatz für Menschlichkeit in den Arbeits- und Lebensbedingungen, zum anderen ist sie ein Dienst im Sinne des Weltauftrags der Kirche. (S. 345). ....

Unsere Überlegungen, Vorschläge und Empfehlungen sollen Seelsorger und Laien, aber auch kirchliche Gremien anregen und ermutigen, von ihnen Gebrauch zu machen, sie in der Praxis zu erproben. Zuvor sind jedoch noch einige Hinweise angebracht, die bei allen Aufgaben und Einzelmaßnahmen mitbedacht sein wollen, wenn unsere gemeinsame Verantwortung gute Früchte tragen soll:
- Wir müssen in Zukunft alles vermeiden, was dazu angetan wäre, das Mißtrauen der Arbeiterschaft (woa lies "Arbeitnehemrschaft) gegenüber der Kirche zu bestätigen ...
wer's nachlesen will: S. 313 (321) ff https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/Synoden/gemeinsame_Synode/band1/synode.pdf
Der Ansatz ist - wie das Domradio schreibt - offensichtlich "versandet".
"Die wirkliche Arbeit, nämlich das, was in Würzburg beraten und beschlossen wurde, mit Geist und Leben zu erfüllen, liegt noch vor uns", schrieb der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Julius Döpfner, im Vorwort zu den zusammengefassten Beschlüssen der Synode. Döpfner, der auch Synodenpräsident war, starb noch vor der Veröffentlichung im Sommer 1976. An der Umsetzung der Beschlüsse konnte er nicht mehr mitwirken.
Nicht zuletzt auch durch seinen Tod hätten sich die Vorzeichen für die Kirche verändert, erklärt Bauer )(Pastoraltheologe zur Katholischen Nachrichten-Agentur - KNA). "Die Nachsynode ist wie die Nachkonzilszeit in eine Phase der Restauration geraten. Von daher sind die Ergebnisse der Synode auch teilweise versandet."

Aber ja - unsere Kirche rechnet in Ewigkeitsmaßstäben. Sie wird sich wohl erst an ihre eigenen Erkenntnisse erinnen, wenn ihr auch die letzten gewerkschaftlich engagierte Arbeitnehmer den Rücken gekehrt haben.

Und nur, damit das auch einmal gesagt wird: "Synode" kommt aus dem Griechischen und wird als "Gemeinsamer Weg" übersetzt.

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