Sonntag, 28. September 2025

Sonntagsnotizen: Kann sich die katholische Kirche noch retten?

Unter dieser Überschrift setzt sich ein Kommentator - bezeichnenderweise aus Österreich - bei katholisch.de mit dem Ergebnis der Herbstkonferenz der Bischöfe auseinander
Selbstrelativierung als einzige Chance Kann sich die katholische Kirche noch retten? Salzburg ‐ Der Studientag der Deutschen Bischofskonferenz zur "Sendung der Kirche inmitten der säkularen Gesellschaft" lieferte beunruhigende Erkenntnisse, schreibt Dogmatiker Hans-Joachim Sander in einem Gastbeitrag. Für die Kirche ergebe sich ein schwerwiegendes Problem. ... ...die katholische Kirche ... begriff sich über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte, wie der Pharisäer – und sehr viele tun es in ihr immer noch. Die anderen sollen gefälligst bei ihr die Sünden beichten, aber sie selbst war die wahre Religion und mittlerweile sogar ein Sakrament Gottes für die Welt, wenn nicht sogar das Sakrament. Dann wurde diese Kirche allerdings an langen Hammelbeinen mit dem erwischt, was sie in der unheiligen Trinität von Sex, Macht, Geld auf dem Kerbholz hat. Und das ist eine lange Liste, die ständig neue Einträge findet. Bewältigt ist sie längst nicht. Das wiederum ist ziemlich übel für sie, ihren Glauben, ihre religiösen Angebote, ihre Distinktionsbilanz. Denn, was immer die anderen tatsächlich sind, die sich nicht für sie und ihren Glauben interessieren, ob sie nun Pharisäer, arrogante Frei-, Anders- oder Nicht-Religiöse, Unglaubende, spirituell Desinteressierte, völlig säkularisierte Menschen oder auch enttäuschte ehemalige oder nur Schein-Katholiken sind usw. – für die Kirche ist nur eines wirklich wichtig: Dass niemand von denen auf ihr Niveau herabsteigen kann, ohne an Distinktion im sozialen Gefüge zu verlieren. Warum sollten diese Menschen es also machen? Das wiederum kann sie völlig unabhängig davon, wer die sind und warum sie es tun, nicht kalt lassen, weil es ihre tatsächlichen massiven Distinktionsverluste anzeigt. Sie muss wollen, dass sie diese Verluste loswird und wieder auf die Gewinner-Seite wechselt. ... Dafür, sagt Lk 18, gibt eine Chance, aber es gibt auch nur diese einzige und es gibt sie nur so: Die katholische Kirche muss diese Schreckensbilanz ihrer Distinktionen annehmen und es hinnehmen, dass die anderen immer bessere Gründe haben, auf sie herabzuschauen, als sie an Möglichkeiten hat, auf deren Niveau wieder hinaufzukommen. Viele sehen die Kirche als massive sexuell und spirituell missbrauchende, machtgierige und geldfixierte "Täterorganisation" – und das nicht zu Unrecht. ... Ein schwerer Anfang eines Anfangs Leistet sie diese Selbstrelativierung, geht es leider noch nicht automatisch wieder hinauf in der sozialen Distinktionsleiter. Denn ob sie dann vor den anderen besser da steht, wird nicht von Gott abhängen, der sie dann gerechtfertigt haben wird, sondern daran, ob die anderen ihr den göttlichen Stopp ihrer Distinktionsverluste wirklich abnehmen und als einen Distinktionsgewinn gewähren, woraus sich für sie dann auch selbst ein Distinktionsgewinn ergibt. Die Kirche bleibt wie jener Sünder, der sich ganz hinten angestellt hat, also immer in der Ohnmacht der Sünderin. Aber das ist ihre einzige Chance in der misslichen Lage. Dann bekümmern sie ihre Mitglieder- und Glaubwürdigkeitsverluste nicht mehr bloß so wie bisher. Dann kann sie vielmehr begründet damit anfangen, sich darum zu kümmern, es zu ändern. Wie aller Anfang ist auch dieser Anfang eines Anfangs schwer. Aber er lohnt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen




Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.

Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.