Selbstrelativierung als einzige Chance Kann sich die katholische Kirche noch retten? Salzburg ‐ Der Studientag der Deutschen Bischofskonferenz zur "Sendung der Kirche inmitten der säkularen Gesellschaft" lieferte beunruhigende Erkenntnisse, schreibt Dogmatiker Hans-Joachim Sander in einem Gastbeitrag. Für die Kirche ergebe sich ein schwerwiegendes Problem. ... ...die katholische Kirche ... begriff sich über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte, wie der Pharisäer – und sehr viele tun es in ihr immer noch. Die anderen sollen gefälligst bei ihr die Sünden beichten, aber sie selbst war die wahre Religion und mittlerweile sogar ein Sakrament Gottes für die Welt, wenn nicht sogar das Sakrament. Dann wurde diese Kirche allerdings an langen Hammelbeinen mit dem erwischt, was sie in der unheiligen Trinität von Sex, Macht, Geld auf dem Kerbholz hat. Und das ist eine lange Liste, die ständig neue Einträge findet. Bewältigt ist sie längst nicht. Das wiederum ist ziemlich übel für sie, ihren Glauben, ihre religiösen Angebote, ihre Distinktionsbilanz. Denn, was immer die anderen tatsächlich sind, die sich nicht für sie und ihren Glauben interessieren, ob sie nun Pharisäer, arrogante Frei-, Anders- oder Nicht-Religiöse, Unglaubende, spirituell Desinteressierte, völlig säkularisierte Menschen oder auch enttäuschte ehemalige oder nur Schein-Katholiken sind usw. – für die Kirche ist nur eines wirklich wichtig: Dass niemand von denen auf ihr Niveau herabsteigen kann, ohne an Distinktion im sozialen Gefüge zu verlieren. Warum sollten diese Menschen es also machen? Das wiederum kann sie völlig unabhängig davon, wer die sind und warum sie es tun, nicht kalt lassen, weil es ihre tatsächlichen massiven Distinktionsverluste anzeigt. Sie muss wollen, dass sie diese Verluste loswird und wieder auf die Gewinner-Seite wechselt. ... Dafür, sagt Lk 18, gibt eine Chance, aber es gibt auch nur diese einzige und es gibt sie nur so: Die katholische Kirche muss diese Schreckensbilanz ihrer Distinktionen annehmen und es hinnehmen, dass die anderen immer bessere Gründe haben, auf sie herabzuschauen, als sie an Möglichkeiten hat, auf deren Niveau wieder hinaufzukommen. Viele sehen die Kirche als massive sexuell und spirituell missbrauchende, machtgierige und geldfixierte "Täterorganisation" – und das nicht zu Unrecht. ... Ein schwerer Anfang eines Anfangs Leistet sie diese Selbstrelativierung, geht es leider noch nicht automatisch wieder hinauf in der sozialen Distinktionsleiter. Denn ob sie dann vor den anderen besser da steht, wird nicht von Gott abhängen, der sie dann gerechtfertigt haben wird, sondern daran, ob die anderen ihr den göttlichen Stopp ihrer Distinktionsverluste wirklich abnehmen und als einen Distinktionsgewinn gewähren, woraus sich für sie dann auch selbst ein Distinktionsgewinn ergibt. Die Kirche bleibt wie jener Sünder, der sich ganz hinten angestellt hat, also immer in der Ohnmacht der Sünderin. Aber das ist ihre einzige Chance in der misslichen Lage. Dann bekümmern sie ihre Mitglieder- und Glaubwürdigkeitsverluste nicht mehr bloß so wie bisher. Dann kann sie vielmehr begründet damit anfangen, sich darum zu kümmern, es zu ändern. Wie aller Anfang ist auch dieser Anfang eines Anfangs schwer. Aber er lohnt.
Infoblog für Verdi-Betriebsgruppen in Caritas-Einrichtungen & Interessierte. In Bayern und anderswo.
Sonntag, 28. September 2025
Sonntagsnotizen: Kann sich die katholische Kirche noch retten?
Unter dieser Überschrift setzt sich ein Kommentator - bezeichnenderweise aus Österreich - bei katholisch.de mit dem Ergebnis der Herbstkonferenz der Bischöfe auseinander
Montag, 22. September 2025
Deutsche Bischofskonferenz - Herbst-Vollversammlung in Fulda 2025
Die Deutsche Bischofskonferenz wie auch kirchliche Medien (z.B. katholisch.de) halten es wenigstens noch (pflichtgemäß) einer Meldung wert:
Eine Religionsgemeinschaft muss glaubwürdig sein, wenn sie etwas bewirken will. Und der kircheneigene "Dritte Weg" steht so im Kontrast zur eigenen Soziallehre (Gewerkschaftsprinzip, Tarifverträge - Mater et magistra), zum päpstlichen Lehramt, zum universellen Kirchenrecht (c. 1286 1° CIC) und zur Weltkirche, dass er seit Jahrzehnten jeder Glaubwürdigkeit entgegen steht.
Solange das nicht erkannt und die Erkenntnis dann auch umgesetzt wird, braucht Ihr, verehrte Bischöfe, keine Gedanken an fundamental- sowie pastoraltheologische Perspektiven verschwenden. Abgehobene Diskussionen in der eigenen weltfremden Blase helfen Euch und unserer Kirche nicht weiter.
*) Die Studie sagte einen weiteren dramatischen Mitgliederverlust voraus. In Fulda soll es darum gehen, wie angesichts dieser Prognose Kirche in der säkularen Gesellschaft noch präsent sein und pastoral handeln kann.
Vom 22. bis 25. September 2025 findet in Fulda die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz statt. An ihr nehmen 58 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz unter Leitung des Vorsitzenden, Bischof Dr. Georg Bätzing, teil. Tagungsort ist das Maritim Hotel am Schlossgarten Fulda.Wir wollten der eigenen Nabelschau der Bischöfe eigentlich keine besondere Aufmerksamkeit mehr widmen. Aber die nebulöse Erklärung
Im Mittelpunkt der Beratungen steht eine Studieneinheit, die sich mit einer Vertiefung der Ergebnisse der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung *) befasst und aus fundamental- sowie pastoraltheologischer Perspektive nach Handlungsoptionen für die katholische Kirche fragt.gibt Anlass, unser beständiges Mantra zu wiederholen.
Eine Religionsgemeinschaft muss glaubwürdig sein, wenn sie etwas bewirken will. Und der kircheneigene "Dritte Weg" steht so im Kontrast zur eigenen Soziallehre (Gewerkschaftsprinzip, Tarifverträge - Mater et magistra), zum päpstlichen Lehramt, zum universellen Kirchenrecht (c. 1286 1° CIC) und zur Weltkirche, dass er seit Jahrzehnten jeder Glaubwürdigkeit entgegen steht.
Solange das nicht erkannt und die Erkenntnis dann auch umgesetzt wird, braucht Ihr, verehrte Bischöfe, keine Gedanken an fundamental- sowie pastoraltheologische Perspektiven verschwenden. Abgehobene Diskussionen in der eigenen weltfremden Blase helfen Euch und unserer Kirche nicht weiter.
*) Die Studie sagte einen weiteren dramatischen Mitgliederverlust voraus. In Fulda soll es darum gehen, wie angesichts dieser Prognose Kirche in der säkularen Gesellschaft noch präsent sein und pastoral handeln kann.
Mittwoch, 10. September 2025
Langsam zurück aus den Ferien oder dem Urlaub? Auch wir starten - aber gemächlich - mit einer Nachricht zum Arbeitsrechtsstreit in Lippstadt
Vor ziemlich genau einem Monat haben wir unter dem Titel - Klage von Gericht abgewiesen - zuletzt berichtet, und heute können wir diesen Bericht mit einem Beitrag von Radio Vatikan fortsetzen. Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz wird darin wie folgt zitiert:
...Es ist also ein Thema, dass das "Sommerloch" überstanden hat, und auch die katholische Kirchenwelt offenbar immer noch intensiv bewegt.
Bedauern über persönliche Angriffe
Mit Bezug auf die Debatte um die Verfassungsrechtlerin Frauke Brosius-Gersdorf und den Lippstädter Frauenarzt Joachim Volz bedauerte und kritisierte der Paderborner Erzbischof, dass es zu persönlichen Angriffen und Verleumdungen gekommen sei. Die grundsätzliche Debatte um Lebensschutz zu Beginn und am Ende des Lebens müsse so weit wie möglich von Personaldebatten getrennt werden.
Brosius-Gersdorf war von der SPD als Kandidatin für das Amt als Verfassungsrichterin vorgeschlagen worden. Ihre sowie die Wahl zweier weiterer Kandidaten war im Juli nicht zustande gekommen, nachdem in der Union Vorbehalte gegen die Juristin laut geworden waren. Dabei ging es vor allem um ihre Position zum Schwangerschaftsabbruch. Das Arbeitsgericht Hamm hatte Anfang August gegen eine Klage von Volz das Recht des Klinikträgers bestätigt, diesem Schwangerschaftsabbrüche zu untersagen - außer bei Gefahr für Leib und Leben der Mutter. Volz will in Berufung gehen.
„Kompromiss nicht infrage stellen"
Beim Rechtsstreit in Lippstadt sei die Erzdiözese kein unmittelbarer Player, betonte Bentz. Daher werde man bei dem arbeitsrechtlichen Prozess auch nicht intervenieren. Insgesamt aber bedauere die katholische Kirche, dass der „mühsam erarbeitete Kompromiss" zur rechtlichen Regelung von Schwangerschaftsabbrüchen infrage gestellt werde. Immerhin würden bei der aktuellen Regelung beide Rechtsgüter gewahrt: das Lebensrecht und die Würde des Kindes wie auch die Lebenslage der betroffenen Frauen.
Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland laut Paragraf 218 des Strafgesetzbuchs rechtswidrig. In den ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft bleibt eine Abtreibung aber straffrei, wenn die Frau sich zuvor beraten lässt.
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