Montag, 21. Januar 2013

Warum es sich lohnt, den gewerkschaftlichen Organisationsgrad zu vervielfachen

...kann man in den aktuellen Ver.di-News nachlesen:

DEN ARBEITGEBER BEEINDRUCKT


Erfolgreiche Tarifverhandlungen mit starker Belegschaft im Rücken


(hla) Im Jahre 2011 hatte der Landesverband der Betriebskrankenkassen (LV BKK) Baden-Württemberg alleTarifverträge gekündigt, die bis dahin für ihn als Mitglied im Bundesverband der BKK gegolten hatten. „Modernere“ Tarifverträge wollte er in Zukunft abschließen, um „schneller“, „schlanker“ und „marktkonform“ agieren zu können. Bis zu diesem Moment hatten sich die rund 570 Beschäftigten an den Standorten Stuttgart und Emmendingen nicht groß um die für sie geltendenArbeitsbedingungen
gekümmert. Nur 17 von ihnen waren gewerkschaftlich organisiert.

Doch nach der Ankündigung des Arbeitgebers war ihnen schnell klar,dass Einbußen drohten. Von Anfang 2012 an zahlte der LV BKK für Neueingestellte weder Beiträge zur Betriebsrente noch familienabhängige Gehaltsteile.
„Mit unseren Flugblättern und bei Infoveranstaltungen haben wir die Beschäftigten von Anfang an darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, sich zu organisieren“, erinnert sich ver.di-Gewerkschaftssekretärin Christa Leibing, die die Tarifverhandlungen geführt hat. Heute sind knapp 300 Beschäftigte ver.di-Mitglied. Schnell haben sich die Beschäftigten an beiden Standorten zusammengesetzt, berichtet Leibing, und Aktionen auf die Beine gestellt.
Das schien auch den Arbeitgeber zu beeindrucken. Die Gewerkschafterin erinnert sich, dass die Verhandlungen deutlich geschmeidiger liefen, nachdem 150 Beschäftigte in einer Verhandlungspause auf dem Hof gestanden und so klar klargemacht hatten, dass sie hinter den ver.di-Forderungen standen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. 3,5 Prozent mehr Gehalt gab es rückwirkend zum 1. Juli 2012, hinzu kommenzweiweitere Erhöhungenum jeweils 1,6 Prozent im laufenden Jahr.
Die Entgeltgruppen wurden erhalten, allerdings wurde die Zahl der Stufen deutlich reduziert, so dass die Beschäftigten schneller mehr Geld erhalten. Für Wochenendarbeit, Nachtarbeit und Überstunden wurden höhere Zuschläge vereinbart. Bei Überstunden gilt die Zuschlagspflicht schon von der ersten Stunde an, die über die vereinbarte Arbeitszeit hinausgeht.
Davon profitieren insbesondere die zahlreichen weiblichen Teilzeitbeschäftigten.
Familienfreundlich sind auch das Betreuungsgeld von bis zu 100 Euro bei kleinen Kindern und verbesserte
Freistellungsmöglichkeiten, wenn Kinder oder Angehörige krank sind. Hinzu kommen zwei freie Tage nur für ver.di-Mitglieder.
Gewonnen haben die Beschäftigten durch den Konflikt auch an Selbstbewusstsein, stellt Christa Leibing fest:
„Sie sind jetzt aktiv im Betrieb, kennen und schätzen den Tarifvertrag und ihre Rechte und haben viele neue Ideen, was sie jetzt noch angehen wollen.“



----------- "Und geben Sie den Hinweis auf diesen Blog auch an Freunde und Kolleginnen und Kollegen weiter! Denn nur in einer großen Gemeinschaft kommen wir voran!" FlyerzumBlog

1 Kommentar:

  1. Für den Caritasbereich schätzt ein glaubensschwacher Vertreter der Mitarbeiterseite die Lage aber eher skeptisch ein:
    "Ich glaube aber, dass weder der zweite noch der dritte Weg im Bereich der Sozialwirtschaft alles das, was inzwischen an Wettbewerb von der Politik vorgegeben wurde, wirklich ausgleichen kann. Die helfenden Berufe taugen nicht für
    harte Tarifkonflikte, weder im zweiten noch im
    dritten Weg. Die Helferseele tut sich wahnsinnig
    schwer, gegen die Leute zu agieren, zu streiken für die sie eigentlich da sind.
    Von daher werbe ich für eine Kombination aus beiden Systemen, weil wir in diesem Bereich eine ganz andere Form von Tariffindung haben, wie z. B. im Metallerbereich, wo man richtig hart miteinander einen Arbeitskampf führen kann. Das sind unsere Kollegen nicht gewohnt. Ich glaube auch nicht, dass man ihnen das so beibringen kann."

    zitiert nach Seite 1517 aus:
    http://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse17/a11/anhoerungen/2012/97_Sitzung/Protokoll_97__Sitzung.pdf

    Schaumermal, was wir Helferseelen noch zuwege bringen.

    AntwortenLöschen




Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.

Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.