Montag, 7. Dezember 2015

Schlußtext der Bischofssynode zum "Subsidiaritätsprinzip"

Unter Punkt 8 des Schlussdokuments der Bischofssynode lesen wir unter der Überschrift "Empfehlungen":

Es wird eine Studie zur Klärung der Frage empfohlen, ob das für den Bereich der menschlichen Gesellschaft gültige Subsidiaritätsprinzip auch im Bereich der Kirche angewandt werden kann und - wenn ja - bis zu welchem Grade und in welchem Sinne seine Anwendung möglich bzw. nötig sei (vgl. Pius XII. AAS 38, 1946, S. 144).
"Der Jesuit Oswald von Nell-Breuning, der Altmeister der katholischen Soziallehre, griff nach Erscheinen  der Akten der Außerordentlichen Bischofssynode diese Empfehlung auf. Er zeigte sich überrascht, dass es der Synode im Hinblick auf die Anwend­barkeit des Subsidiaritätsprinzips auf die katholische  Kirche «an der wünschenswerten Klarheit» gefehlt habe. Nell-Breuning hielt lapidar fest: «Die Kirche ist ... ein echtes Sozialgebilde und ver­steht sich auch selbst als solches, und darum gilt alles, was von Sozialgebilden als solchen gilt, begriffsnotwendig auch von ihr.» Da die katholische Kirche sich selbst ausdrücklich als Societas perfecta, als vollkommene Gesellschaft, definiere, könne das Subsidiaritätsprinzip nicht nur Anwendung finden, es müsse es sogar notwen­dig. Dann geht der Jesuit auf den Einwand ein, die Kirche sei zwar ein Sozialgebilde (Ecclesia ut societas), aber eben auch mehr als ein solches, ein Mysterium (Ecclesia ut mysterium): «Ex definitione hat das Subsidiaritätsprinzip es ausschließlich mit der <Ecclesia ut so­cietas> zu tun, was allerdings nicht ausschließt, dass Implikationen oder analoge Aspekte davon auch auf die <Ecclesia ut mysterium> zutreffen können.»"
Die Passage haben wir dem Buch "Krypta" von Hubert Wolf entnommen (S. 133f); Thema ist in diesem Kapitel die Frage
"Warum hat das Subsidiaritätsprinzip bislang in der katholischen Kirche selbst keine Anwendung gefunden?"

Das Thema treibt uns auch um.
Die Bischofssynode, aus deren Schlussdokument oben zitiert wird, ist übrigens die vom Herbst 1985, die am 8. Dezember 1985 endete.

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