Dass ausgerechnet in den Parteien, die die Kennzeichnung "christlich" im Namen führen, die Kritik am menschenfreundlichen Umgang mit Flüchtlingen, besonders viel Raum erfährt, veranlasst uns, statt eines Pressetextes mal wieder aus dem Ursprungstext des Christentums zu zitieren.
Im Neuen Testament, Mt 25,34-46 spricht Jesus vom künftigen Weltgericht:
"Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Was ihr getan habt einem von meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan."
Zitate:
Wir haben vergessen, was die Religion der Christen hauptsächlich gefordert hat, nämlich Menschlichkeit gegenüber Fremden, die unermüdliche Sorge um die Begräbnisstätten für die Toten und die Ernsthaftigkeit eines sittlichen Lebens [...]. Es ist tatsächlich eine Schande, dass [...] die gottlosen Galiläer nicht nur ihre, sondern auch unsere Armen ernähren.
[der heidnische Kaiser Julian Apostata († 363) an den Priester Arsakios über die Christen, die er als gottlose Galiläer bezeichnet]
Die Barmherzigkeit ist jene Eigenschaft, die uns unverwechselbar macht. […] (Sie) charakterisiert mich, weil sie die Frage nach der Verantwortung stellt, unmittelbar und unausweichlich. […] Die Barmherzigkeit mag aus der Fähigkeit des Mitleids und Mitgefühls entstehen, doch erst in der Verantwortung, in der Tat mache ich mich erkennbar.
[Dimitré Dinev, Barmherzigkeit 2/2010]
Der Christ muss unbedingt barmherzig sein, denn das ist das Herz des Evangeliums. Und dieser Lehre getreu muss die Kirche ihren Kindern immer wieder sagen: »Seid Barmherzig«, wie der Vater es ist, wie Jesus es war.
[Papst Franziskus, Generalaudienz, Petersplatz, 10.9.2014]Quelle: Ausstellungsflyer Caritas - Diözesanmuseum Paderborn
Noch ein Literaturtipp:
Dimitré Dinev, Barmherzigkeit, Residenz-Verlag
Der beeindruckende Text "Die Brücke der Ungenannten" aus diesem Buch findet sich auch in dem Ausstellungskatalog zur aktuellen Ausstellung des Diözesanmuseums Paderborn "Caritas - Nächstenliebe von den frühen Christen bis zur Gegenwart.", S. 360.
Die Ausstellung selber empfehlen wir natürlich auch weiterhin wärmstens!
Papst Franziskus @Pontifex_de · 13. Okt.:
AntwortenLöschenLernen wir die Solidarität zu leben. Ohne die Solidarität ist unser Glaube tot.
Ja, wir schaffen das! Gemeinsam schaffen wir das!
AntwortenLöschenWir können für Flüchtlinge keine "Obergrenze" ziehen - nach dem Motto, dass diejenigen, die den Grenzwert überschreiten, sich gefälligst von IS köpfen lassen sollen. Das Asylrecht gilt ohne Obergrenze und nicht nur "in guten Zeiten" - und es darf nicht einfach ausgehebelt werden, wenn einmal eine Belastungsprobe kommt. Ein solches "Pseudo-Asylrecht" wäre nach meiner Auffassung zutiefst unchristlich. Oder soll um Deutschland eine Mauer gezogen werden?
Es ist in diesem Kontext vielmehr wichtig, die Ursachen der Flucht zu beseitigen, und den Flüchtlingen eine möglichst gute Ausbildung zukommen zu lassen, damit sie einerseits selbst für ihren Unterhalt sorgen können (was auch entsprechende Arbeitserlaubnis voraus setzt) und sie andererseits befähigt, nach der Rückkehr die eigene Heimat wieder aufzubauen.
Und wer auch nur über einen Funken Menschlichkeit verfügt, der wird mithelfen, dass wir das schaffen. Gewerkschafter und Christen handeln dabei aus der gleichen, urchristlichen Überzeugung - die Menschen in Not nicht in Stich zu lassen, gebietet unser Gewissen.
Und was die Frage der so genannten "Balkan-Flüchtlinge" angeht, dürfen wir beide Problemkreise nicht in einen Topf werfen.
Ich kann mich noch erinnern, dass vor Jahren die Bürger aus dem ehemaligen Jugoslawien als Fachkräfte heiß begehrt waren. Deren Qualifikation hat sich durch den Zerfall dieses Staates in mehrere unabhängige Staaten nicht verschlechtert. Und Fachkraftmangel gibt es nach wie vor, nicht nur in der Pflege.
Es ist doch unsinnig, gut ausgebildete Fachkräfte wieder zurück zu schicken, weil sie aus einem "sicheren Herkunftsland" kommen. Das mindert den Fachkraftmangel in Deutschland nicht.
Angela Merkel hat sich mit Ihrem Auftritt beim ver.di Bundeskongress stehenden Ovationen der Delegierten verdient - und ihre Meinung hat sich seither (hoffentlich) nicht geändert. Das war und ist gut so.
Meint
Erich Sczepanski