Freitag, 2. Juni 2017

Treffen von Spitzenvertretern von Katholischer Kirche und DGB in Bayern: Sorge um wachsende Ungleichheit der Gesellschaft

München, 1. Juni 2017. Bei einem Gespräch des Bezirksvorstandes des DGB Bayern mit der Freisinger Bischofskonferenz haben der Vorsitzende des DGB Bayern, Matthias Jena, und der Vorsitzende der Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, das anhaltend große Engagement zehntausender ehrenamtlicher und hauptberuflicher Helfer für die nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge gewürdigt. „Die Bereitschaft zu helfen ist in den Pfarreien ungebrochen. Dies ist ein beeindruckendes Zeichen, für das wir sehr dankbar sind“, sagte Marx bei dem Gespräch in seinem Amtssitz im Palais Holnstein in München. „Unsere Demokratie lebt von diesem unglaublichen Engagement in der ganzen Gesellschaft, das seit der Ankunft der ersten Flüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof vor zwei Jahren anhält. Es ist für mich eine große Freude, das zu sehen“, erklärte Jena.

Einig waren sich DGB Bayern und Freisinger Bischofskonferenz in ihrer Sorge um eine zunehmende Ungleichheit in der Gesellschaft. „Inzwischen wird die wachsende Ungleichheit auch als ökonomisches Problem erkannt, und nicht mehr nur als ein moralisches, das vermeintliche Gutmenschen von den Kirche oder den Gewerkschaften beklagen“, sagte Marx. Die Erträge aus Vermögen seien stärker gestiegen als diejenigen aus Erwerbsarbeit. Nach Einschätzung von Jena liegen katholische Kirche und DGB bei diesem Thema „nahe beieinander“. Zentral sei bei dem Thema Ungleichheit auch, dass es für gleiche Arbeit auch den gleichen Lohn geben müsste. Hier komme der Tarifbindung, die in Bayern bei nur noch 53 Prozent liegt, wichtige Bedeutung zu. Marx betonte, dass sich die Kirche für starke Gewerkschaften einsetze. „Für das Funktionieren der Sozialen Marktwirtschaft brauchen wir starke Tarifpartner und Betriebsräte.“ Flächentarifverträge seien eine „große Errungenschaft“.

Mit Blick auf die Digitalisierung und fortschreitende Veränderungen in der Arbeitswelt mahnten beide Seiten die Wichtigkeit einer Transformation der Sozialen Marktwirtschaft an. „Arbeit wird nach zuhause und in die Freizeit verlagert, ohne Zeiterfassung und ohne Vergütung“, sagte Jena. Dadurch geht nach Einschätzung der Gesprächsteilnehmer auch unter der Woche Zeit für soziales Engagement oder die Familie verloren. Marx forderte, bei der Digitalisierung im Auge zu behalten, was dem Menschen diene und dessen Freiheit ermögliche. „Wir sollten dringend über die Humanisierung der Arbeitswelt diskutieren.“ In diesem Zusammenhange lehnten beide Seiten jedwede Aufweichung des Sonntagsschutzes ab.

Weitere Themen waren das Absinken des Rentenniveaus und die damit verbundene drohende weitere Zunahme der Altersarmut sowie eine Beteiligung von Arbeitnehmern am Produktionsvermögen. (kel/df)

(Hervorhebungen von uns)
Quelle: DGB Bayern Pressemitteilung vom 1. Juni 2017

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