Sonntag, 23. Januar 2022

Sonntagsnotizen: Das Gesetz des Schweigens bricht auf

kommentiert die ZEIT und führt unter anderem aus:
Ratzingers früherer Generalvikar Gerhard Gruber, ehedem zweitmächtigster Mann im Erzbistum, nahm 2010 die Schuld auf sich. Er erklärte, der Chef habe die Vorgeschichte des Priesters gar nicht gekannt. Als die Gutachter ihn 2021 fragten, hat Gruber widerrufen. Und sagte, 2010 habe ihn der neue Generalvikar Peter Beer zu der Aussage gedrängt, um Benedikt zu schützen. Beer hat diese Darstellung wiederum in seiner Stellungnahme an die Gutachter zurückgewiesen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen aus der ZEIT: wir schätzen Eure Arbeit - aber manchmal müssen wir Euch bitten, sorgfältiger zu formulieren. Im Wortprotokoll der Pressekonferenz heißt es:
12.55: Georg Löwisch (Die Zeit): Wissen Sie, von wem Generalvikar Gruber gedrängt wurde, Papst Benedikt XVI. zu schützen?
Ulrich Wastl (WSW) antwortet: Gruber hat ausgesagt, ihm sei gesagt worden, dass Generalvikar Beer das so wünscht.
Beer ist also nicht direkt an Gruber herangetreten - was aber für die Aussage der ZEIT erforderlich wäre. Das hatte vielmehr ein Dritter so übermittelt.
Beer ist - das bestätigt auch die Süddeutsche Zeitung (print) vom 22./23.01.2022, S. 2 - dafür bekannt geworden, die Aufklärung und konsequentes Vorgehen vorangetrieben zu haben.
"Zeitzeugen seien sich allerdings einig, dass Beer als einer von wenigen und gegen erbitterten Widerstand innerhalb der Erzdiözese für umfassende Aufklärung, Aufarbeitung und konsequentes Vorgehen gegen Verdächtige gesorgt habe. ... Ohne ihn wäre die Kirche bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch weniger weit."
Dieser "unbedingte Aufklärungswille" betrifft auch die von Generalvikar Prälat Peter Beer eingesetzte Arbeitsgruppe zur Überprüfung von Altfällen - u.a. der "Causa H." - wie Radio Vatikan berichtete. Das angebliche Drängen auf die alleinige Übernahme von Verantwortung passt nicht zu diesem Verhalten.
Und wenn das Beer nicht selbst war, dann muss es eine sehr hochrangige Person gewesen sein, der Gruber entsprechend vertraut hat. So "blind" vertraut hat, dass er eine Rückfrage beim vermeintlich Drängenden anscheinend nicht für opportun hielt. Dann kommen allerdings nur wenige Personen in Betracht. Gruber sei von seinem Nachfolger im Amt des Generalvikars (so die NZZ 21.01.2022) zur Übernahme der Alleinverantwortung gedrängt - so hieß es bereits 2010 -  worden. Von 1990 bis 2009 war aber Dr. Robert Simon als Nachfolger von Gruber der Generalvikar im Erzbistum.

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