Sonntag, 27. September 2015

Das machen wir gemeinsam

Am Ende des Bundeskongresses von ver.di möchten wir hier - aus der Flut der Dokumente im Internet - zwei Dinge herausgreifen:
Die Bewerbungsrede unserer alten und neuen Fachbereichsvorsitzenden und das Schlusswort unseres Bundesvorsitzenden:

1. Bewerbungsrede unseres Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler

Liebe Kolleginnen, lieber Kollege, wie geht es euch? (Heiterkeit) Ich hoffe, es geht euch gut, und wünsche euch, dass es so bleibt. Denn Menschen, denen es ist nicht gutgeht, die sogar ins Krankenhaus müssen, können sich heute nicht mehr darauf verlassen, dass sie dort sicher und gut versorgt werden, obwohl die Beschäftigten alles aus sich herausholen.

In den Krankenhäusern fehlen 162.000 Stellen. Das gefährdet Patientinnen und Patienten, das macht die Beschäftigten selber krank. Dieser Zustand ist unhaltbar. Deshalb machen wir mit außergewöhnlichen Aktionen darauf aufmerksam. Im März der Nachtdienstcheck. Wir waren in 238 Krankenhäusern in einer Nacht. Das kann nur ver.di. (Beifall) Und im Juni haben Beschäftigte vor ihren Krankenhäusern zeitgleich symbolisch Karten von eins bis 162.000 hochgehalten. Ich kann euch sagen: Wir haben ziemlich gebangt, ob das klappt. Und dann haben alle mitgemacht. Ich kriege heute noch Gänsehaut. Eine großartige Aktion. Da zeigen wir, was wir alles können in unserer ver.di. (Beifall - Bravorufe)

Und wir haben versprochen: Wir machen weiter. Und wir haben dabei alle Beschäftigtengruppen im Blick. Denn das macht uns aus, das unterscheidet uns von einer Berufsgewerkschaft. Wir sind für alle da. (Leichter Beifall)

Besonders belastet ist der Reinigungsbereich. Drei Minuten - drei Minuten! - für ein Patientenzimmer. Wer von euch zu Hause putzt, der weiß, das kann nicht gutgehen. (Leichter Beifall)

Die Politik muss handeln. Doch statt auf gesetzliche Vorschriften setzt die Politik, die Bundesregierung weiter auf Markt und Wettbewerb, obwohl der doch alles noch schlimmer gemacht hat. Deshalb haben wir die Petition für mehr Personal gestartet. Ich bitte euch: Helft alle kräftig mit, damit wir viele, ganz viele Unterschriften zusammenkriegen. (Beifall)

Mehr von uns ist besser für alle. Wir geben keine Ruhe. Neben Entlasten ist Aufwerten das große Ziel. Die materielle Aufwertung, die erreichen wir durch eine offensive Tarifarbeit. Selbstbewusst fordern die sozialen Berufe nun eine bessere Bezahlung; in den Gesundheitsberufen genauso wie im Sozial- und Erziehungsdienst.

Seit die Politik die Branche in den Wettbewerb geschickt hat und die Privatisierung voranschreitet, gibt es kein einheitliches Vergütungsniveau mehr. In der Altenpflege ist die Vergütung besonders ins Rutschen gekommen. Ich finde das schändlich für diese Gesellschaft. Hier arbeiten wir an einem allgemeinverbindlichen Tarifvertrag. Die Ausbeutung in der Altenpflege muss aufhören, Kolleginnen und Kollegen. (Beifall)

Insgesamt haben wir in den letzten Jahren durch Häuserkampf und mit der bedingungsgebundenen Tarifarbeit über 3.000 Tarifverträge durchgesetzt. Viele Tarifverträge, das ist ein Zwischenschritt. Wir arbeiten wieder daran, dass mehr Beschäftigte unter einem Flächentarifvertrag kommen. (Leichter Beifall)

Zu den großen Erfolgen im Kirchenbereich haben wir schon einiges gehört. Der Flächentarifvertrag der Diakonie Niedersachsen ist ein echter Meilenstein. (Leichter Beifall) Auch Auszubildende wehren sich zunehmend gegen schlechte Arbeitsbedingungen, gegen fehlende Anleitungen. Unsere Fachbereichsjugend hat ein eigenes tarifpolitisches Programm für Azubis entwickelt. Die Forderungen sind sehr ambitioniert. Mir gefällt das richtig gut. (Beifall - Bravorufe)

Ein ganz aktuelles Thema: Der größte europäische Gesundheitskonzern Fresenius Helios hat die Arbeitnehmerseite aus dem Aufsichtsrat gekippt: 68.000 Beschäftigte, im letzten Jahr ein Gewinn von 400 Millionen Euro und keine Mitsprache. Das ist schäbig, Kolleginnen und Kollegen. Das darf keine Schule machen. Wir kämpfen für die Mitbestimmung. (Beifall - Bravorufe)

Und überhaupt: Warum darf ein Gesundheitskonzern mit unseren Sozialversicherungsbeiträgen Aktionäre bedienen? Die Ökonomisierung im Gesundheitswesen muss gestoppt werden. Gesundheit ist keine Ware, Kolleginnen und Kollegen. (Starker Beifall - Bravorufe - Pfiffe)

Seit zweieinhalb Jahren bin ich Bundesfachbereichsleiterin und im Bundesvorstand. Und für die Gesamtorganisation bin ich für Gesundheitspolitik zuständig. Unsere Bundesfachbereichskonferenz hat mich wieder nominiert, und wir haben uns viel, ganz viel vorgenommen. Ich freue mich darauf. Ich bin so stolz, Teil dieser großartigen Bewegung zu sein. ver.di ist eine starke Gewerkschaft. Und ich will weiterhin alles geben, damit wir uns noch erfolgreicher weiterentwickeln.

Ich bitte um eure Stimme. Und bleibt gesund! (Heiterkeit - Beifall - Bravorufe


Klaus Böhme, Kongressleitung
....
Ich gebe das Ergebnis dieses Wahlgangs bekannt: abgegebene Stimmsignale 893, gültige abgegebene Stimmen 879. Dementsprechend beträgt die erforderliche Mehrheit 440. Es gab 793 Ja-Stimmen, 86 Nein-Stimmen und 14 Enthaltungen. Das entspricht einer Zustimmung von 90,22 Prozent. (Starker Beifall)



2. Schlusswort unsers alten und neuen Vorsitzenden zum ver.di-Bundeskongress 2015:
"Das machen wir gemeinsam!"


Video: http://www.edge-cdn.net/index.php?ct=1353&vid=939886&setlang=de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen




Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.

Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.