Freitag, 18. Juli 2014

Caritas auf der Suche nach dem Königsweg für die Zukunftsbranche Altenhilfe

Nein, diesmal war das Thema nicht die nötige Absenkung der unteren Lohngruppen in der Altenpflege und die Erwartung von Experten, "dass sich die Arbeit in den Pflegeheimen bis 2030 um weitere 30 bis 50 Prozent verdichten müsse".

Auch die Suche nach einer Alternative zum 3. Weg war nicht das Thema, sondern Qualität und Finanzierung der Altenpflege im Vergleich zum skandinavischen Modell.

Thomas Becker hat im aktuellen Heft der Neuen Caritas unter dem Titel "Auf der Suche nach dem Königsweg" einen anregenden Bericht zur Veranstaltung "Altenhilfe: gut gesteuert in die Zukunft?" vom 26. Juni 2014 verfaßt. Die Altenhilfeexpertin Cornelia Heintze* wird darin zitiert mit den Worten:
"Die Caritas kann nicht stolz sein auf ihre Leistungen in der Altenhilfe, und zwar deshalb nicht, weil sie sich mit zu wenig Geld zufrieden gibt. Unter diesem Kostendruck ist keine gute Qualität möglich."
Auch Verdi hat kürzlich dem Vergleich Altenpflege Schweden/Deutschland einen kleinen Bericht gewidmet: "Altenpflege: Schweden besser dran" *)

Und zum Thema gehört zwingend auch die Diskussion zu Finanzierungsgrundlagen, z.B. die Pflegevollversicherung, zu der Ver.di ein Gutachten veröffentlicht hat:

Wie auch immer: mit den Themen, die uns Verdi-Caritäter und Caritas-Verdianer interessieren, befaßt sich auch die Kommission für caritative Fragen der Deutschen Bischofskonferenz (z.B. am 4. Juni 2014: "Expansion und Profil - eine Herausforderung für die kirchliche Caritas").

Einer der dort vortragenden Referenten, Prof. Stefan Sell begibt sich immer wieder engagiert in die Niederungen der aktuellen einschlägigen Debatten: "Und ewig grüßt die Kapitaldeckung." Sein Thema in der Kommissionsveranstaltung war im Übrigen "Orientierung an Bedarfen und am Markt". Wir fragen uns natürlich, was das für ein "Markt" sein soll, der die Empfänger der Leistung ausschließt und damit nicht der Qualität dient, sondern zu einem reinen Preiskampf mutiert. Muss denn wirklich das Sozialstaatsprinzip den Marktinteressen, genauer - den Interessen der Kassen, die Kosten zu minimieren und dem Bestreben von "Mc Pflege GmbH & Co KG" zur Gewinnmaximierung - geopfert werden? Die Alten bleiben dabei genauso "auf der Strecke" wie die Beschäftigten.
Zur Frage der Alternative zur Marktorientierung hat Otmar Schreiner im März 2012 in Eichstätt Colin Crouch zitiert:
"Tatsächlich besteht eine der wichtigsten Errungenschaften des neoliberalen Projekts darin, mehr oder weniger alle Institutionen der Gesellschaft – von Universitäten über Krankenhäuser und Wohlfahrtseinrichtungen bis hin zu Behörden – unter die Verpflichtung zu stellen, so zu agieren, als ob sie profitorientierte Unternehmen wären. An dieser Aufgabe müssen sie jedoch scheitern. Wenn per definitionem nur der wirtschaftlich handelt, der all sein Tun dem Gewinnstreben unterordnet, muss sich jede Organisation, die andere Ziele verfolgt, der Ineffizienz zeihen lassen.“

Anmerkung:
*) Auf die sehr lesenswerte Expertise von Cornelia Heintze zum skandinavischen Weg (FES-Veröffentlichung) hat Ver.di vor 2 Jahren hingewiesen.



2 Kommentare:

  1. In der "Drei" - der aktuellen Fachbereichszeitschrift 8Ausgabe 50 vom Juni 2015) ist auf der letzten Seite eine recht informative Statistik "Altenplfege: Schweden besser dran"

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  2. Hier ist der Link zur Seite https://drei.verdi.de/2014/ausgabe-50/ausblick/seite-12

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