Sonntag, 10. September, Concordat ratifiziert.In seinem Tagebucheintrag vom 11. September **) vermerkt Kardinal Faulhaber dann noch
Montag, 11. September,Dass spätestens mit dem Reichskonkordat auch die katholischen Arbeiterbewegungen, die christlichen Gewerkschaften den letzten Schutz verloren, das musste Kardinal Faulhaber klar sein (siehe unsere Sonntagsnotizen zum Mai 1933).
… Pater Bea Vormittag – Hat nichts Besonderes. Zu Deus scientiarum wäre es uns eine Hilfe, wenn die philosophischen Fächer streng gefördert würden zum Abbbau der naturwissenschaftlichen. Über Concordat: Wenn doch bald ratifiziert würde, dann katholische Schulen Eigentum der Orden – erhielte Rechtsboden. (In Wirklichkeit war es um diese Stunde schon ratifiziert gewesen.) Studium in Innsbruck durch das bayerische Concordat gesichert. ...
Dennoch finden wir in den Tagebuchaufzeichnungen bis zum Abschluss des Konkordats ***) kaum Hinweise, dass dies Faulhaber besonders berührt hätte - während der "Gesellentag in München" in den Aufzeichnungen mehrfach aufscheint.
In seinem Tagebucheintrag vom 11./14. Mai 1933 schreibt er anlässlich einer Visite in Traunstein: "Sonntag, 8.00 Uhr halte ich Predigt über kirchliche und Volksgemeinschaft" der Unterschied zwischen der Gemeinschaft der Kirche einerseits und der Volks-, Betriebs- oder Dienstgemeinschaft andererseits dürfte ihn also durchaus zu Reflektionen angeregt haben. Und über den Beginn der faschistischen Terrorherrschaft wird Faulhaber nach seinem Tagebucheintrag vom 18. Juni 1933 "„Nach Dachau“ zur Zeit kein empfohlener Aufruf" durchaus informiert gewesen sein.
Am 14. September 1981 wurde die ENZYKLIKA LABOREM EXERCENS VON PAPST JOHANNES PAUL II. publiziert. Der Papst hat in dieser Enzyklika die Bedeutung der Gewerkschaften hervorgehoben und ausdrücklich gewürdigt.
Aus all diesen Rechtsansprüchen zusammen mit der Notwendigkeit, daß die Arbeitnehmer selbst sich für deren Gewährleistung einsetzen, ergibt sich noch ein weiteres Recht, nämlich sich zusammenzuschließen, also Verbände oder Vereinigungen zu bilden, deren Zweck es ist, die Lebensinteressen der in den verschiedenen Berufen Tätigen zu vertreten. Solche Vereinigungen werden als Gewerkschaften bezeichnet. Die Lebensinteressen der Arbeitnehmer sind bis zu einem gewissen Punkt allen gemeinsam; gleichzeitig jedoch weist jede Art von Arbeit, jeder Beruf bestimmte Eigenheiten auf, die in diesen Organisationen ihre besondere Berücksichtigung finden sollten.
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Die katholische Soziallehre vertritt nicht die Meinung, daß die Gewerkschaften nur Ausdruck der »Klassen«-Struktur einer Gesellschaft und Teilnehmer des Klassenkampfes seien, der unvermeidlich das gesellschaftliche Leben beherrsche. Gewiß, sie nehmen teil am Kampf für die soziale Gerechtigkeit, für die berechtigten Ansprüche der Arbeitenden in den verschiedenen Berufen. Dieser »Kampf« muß jedoch als ein normaler Einsatz für ein gerechtes Gut angesehen werden: in diesem Fall für das Wohl, das den Bedürfnissen und Verdiensten der nach Berufen zusammengeschlossenen Arbeitnehmern entspricht. Es ist dies aber kein Kampf gegen andere. Wenn er bei umstrittenen Fragen auch den Charakter einer Opposition gegen andere annimmt, so geschieht das im Hinblick auf das Gut der sozialen Gerechtigkeit und nicht um des »Kampfes« willen oder um den Gegner auszuschalten. Es ist ein Kennzeichen der Arbeit, daß sie die Menschen vor allem eint; darin besteht ihre soziale Kraft: sie bildet Gemeinschaft. In dieser Gemeinschaft müssen sich letzten Endes alle irgendwie zusammenfinden, sowohl jene, die arbeiten, wie auch jene, die über die Produktionsmittel verfügen oder sie besitzen. Im Licht dieser grundlegenden Struktur jeder Arbeit - im Licht der Tatsache, daß schließlich in jedem sozialen System »Arbeit« und »Kapital« die unentbehrlichen Elemente des Produktionsprozesses sind - bleibt der arbeitsbedingte Zusammenschluß von Menschen zur Verteidigung der ihnen zukommenden Rechte ein positiver Faktor der sozialen Ordnung und Solidarität, von dem man nicht absehen kann.
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Bei ihrem Einsatz für die berechtigten Forderungen ihrer Mitglieder bedienen sich die Gewerkschaften auch der Methode des Streiks, das heißt der Arbeitsniederlegung als einer Art von Ultimatum, das sich an die zuständigen Organe und vor allem an die Arbeitgeber richtet. Sie wird von der katholischen Soziallehre als eine unter den notwendigen Bedingungen und in den rechten Grenzen erlaubte Methode anerkannt. Auf dieser Grundlage müßte den Arbeitnehmern das Recht auf Streik garantiert werden, ohne daß ihre Teilnahme daran negative Folgen für sie nach sich zieht.
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Im September 1989 übernahm Solidarnosc-Premier Tadeusz Mazowiecki die Regierungsgewalt in Polen. Mit der friedliche Revolution in Polen begann die politischen Wende 1989. Die Tagesschau schreibt dazu:
Zu dieser Zeit war Polen auch ein laut zischendes Ventil für den Freiheitswillen von DDR-Bürgern. Tausende flohen über dieses Land in den Westen.
Am 14. September 2006 erinnerte Papst Benedikt XVI. anlässlich seiner Verabschiedung auf dem Flughafen München an diese Enzyklika:
Ich unterstreiche das bei diesem Anlaß, weil gerade heute, am 14. September, der 25. Jahrestag der Veröffentlichung der Enzyklika Laborem exercens ist, in der der große Papst Johannes Paul II. die Arbeit als eine „fundamentale Dimension menschlicher Existenz auf Erden“ bezeichnet (Nr. 4) und daran erinnert hat, daß „die erste Grundlage für den Wert der Arbeit der Mensch selbst ist“ (Nr.6). Sie ist darum „ein Gut für den Menschen“, merkte er an, „weil er durch die Arbeit nicht nur die Natur umwandelt und seinen Bedürfnissen anpaßt, sondern auch sich selbst als Mensch verwirklicht, ja gewissermaßen »mehr Mensch wird«“ (Nr. 9). Auf der Basis dieser Grundintuition gab der Papst in der Enzyklika einige Orientierungen, die bis heute (.) aktuell sind. Auf diesen Text, der durchaus prophetischen Wert besitzt, möchte ich auch die Bürger meiner Heimat verweisen, weil ich sicher bin, daß seine praktische Anwendung auch für die heutige gesellschaftliche Situation Deutschlands von großem Nutzen sein kann.
Auf seiner APOSTOLISCHE REISE NACH DEUTSCHLAND vom 22.-25. SEPTEMBER 2011 formulierte PAPST BENEDIKT XVI. in seiner Ansprache:
In der geschichtlichen Ausformung der Kirche zeigt sich jedoch auch eine gegenläufige Tendenz, daß die Kirche zufrieden wird mit sich selbst, sich in dieser Welt einrichtet, selbstgenügsam ist und sich den Maßstäben der Welt angleicht. Sie gibt nicht selten Organisation und Institutionalisierung größeres Gewicht als ihrer Berufung zu der Offenheit auf Gott hin, zur Öffnung der Welt auf den Anderen hin.
Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen, muß die Kirche immer wieder die Anstrengung unternehmen, sich von dieser ihrer Verweltlichung zu lösen und wieder offen auf Gott hin zu werden. Sie folgt damit den Worten Jesu: „Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,16), und gerade so gibt er sich der Welt. Die Geschichte kommt der Kirche in gewisser Weise durch die verschiedenen Epochen der Säkularisierung zur Hilfe, die zu ihrer Läuterung und inneren Reform wesentlich beigetragen haben.
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Die geschichtlichen Beispiele zeigen: Das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zutage. Die von materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre Berufung zum Dienst der Anbetung Gottes und zum Dienst des Nächsten wieder unbefangener leben. Die missionarische Pflicht, die über der christlichen Anbetung liegt und die ihre Struktur bestimmen sollte, wird deutlicher sichtbar.
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Sagen wir es noch einmal anders: Der christliche Glaube ist für den Menschen allezeit – und nicht erst in der unsrigen – ein Skandal. … Dieser Skandal, der unaufhebbar ist, wenn man nicht das Christentum selbst aufheben will, ist leider gerade in jüngster Zeit überdeckt worden von den anderen schmerzlichen Skandalen der Verkünder des Glaubens. Gefährlich wird es, wenn diese Skandale an die Stelle des primären skandalon des Kreuzes treten und ihn dadurch unzugänglich machen, also den eigentlichen christlichen Anspruch hinter der Unbotmäßigkeit seiner Boten verdecken.
Um so mehr ist es wieder an der Zeit, die wahre Entweltlichung zu finden, die Weltlichkeit der Kirche beherzt abzulegen. Das heißt natürlich nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern das Gegenteil. Eine vom Weltlichen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-karitativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln. "Der Liebesdienst ist für die Kirche nicht eine Art Wohlfahrtsaktivität, die man auch anderen überlassen könnte, sondern er gehört zu ihrem Wesen, ist unverzichtbarer Wesensausdruck ihrer selbst" (Enzyklika Deus caritas est, 25). Allerdings haben sich auch die karitativen Werke der Kirche immer neu dem Anspruch einer angemessenen Entweltlichung zu stellen, sollen ihr nicht angesichts der zunehmenden Entkirchlichung ihre Wurzeln vertrocknen.. ...
Im September 2019 wurde infolge diverser Skandale der "synodale Weg" in der deutschen Kirche eingeleitet. Ein wesentlicher Aspekt wird sich dem Thema "klerikaler Machtmissbrauch" widmen. Dabei geht es nicht nur um körperlichen oder sexuellen Missbrauch, sondern auch um finanzielle Skandale - und um das kirchliche Arbeitsrecht? Darum muss es auch gehen, wenn man den Aufruf zur Entweltlichung ernsthaft umsetzen will.
*) Nachlass Faulhaber 10015, Seite 90
**) Nachlass Faulhaber 10015, Seite 90-91
***) Tagebucheintrag vom 10. Juli 1933 "Monsignore Panico – Freudestrahlend, weil das Concordat abgeschlossen. Nun die Frage mit der Schutzhaft der Geistlichen erledigt."
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