Mittwoch, 23. Oktober 2019

Zum Gedenken an Papst Johannes Paul II.

Es passt zu unserem Beitrag von Gestern:
 
Vor 41 wurde Papst Johannes II. in sein Amt eingeführt.
 
Er war der erste Nicht-Italiener als Papst nach 455 Jahren und der erste Osteuropäer in dem Amt. Und er ist damit der erste Papst einer Bewegung geworden, die sich zunehmend der weltweiten Bedeutung der katholischen Kirche bewusst wird. Nach dem ersten Nichtitaliener folgte mit Papst Benedikt ein weiterer Papst, der nicht italienische Wurzeln hat. Und mit Papst Franziskus haben wir nun sogar einen "Nichteuropäer", der dem Eurozentrismus der Kirche entgegen steht.
Schon (Zitat)
Johannes Paul II. hat immer wieder betont, etwa 1985 gegenüber Indigenen in den Anden, dass Evangelisierung in der Sprache und in den Traditionen der jeweiligen Kulturen erfolgen solle.Dass die Kirche Weltkirche ist und keine bloß "abendländische", wird jetzt immer spürbarer, wo billige Flüge und vor allem Kommunikation ohne Zeitverzug über internationale Medien und soziale Netzwerke Alltag sind. Papst Franziskus mutet mit der Amazonassynode einer eurozentrischen Kirche zu, nicht mehr im Zentrum zu stehen. Europäische Traditionen stehen gleichberechtigt neben denen anderer Kulturen, Oberammergau wird so ernstgenommen wie Latacunga.
 
Für das Ende des Kalten Krieges war Johannes Paul II von besonderer Beudeutung. Mit seiner Förderung der Gewerkschaft "Solidarnosc" wurde zuerst in Polen und dann auch in den anderen Ländern des sogenannten "Ostblocks" die Vorherrschaft einer atheistischen Ideologie infrage gestellt und letztendlich der "kalte Krieg" beendet.
Dazu Erzbischof Schick im Interview mit dem Domradio (Zitat):
Die Vereinigung Europas und auch Deutschlands wäre ohne Johannes Paul II. so nicht vonstatten gegangen - jedenfalls nicht so schnell.
 
Die Aufarbeitung der Ereignisse darf sich allerdings nicht rückwärtsgewandt auf die Geschichte beschränken. Aus der Geschichte müssen vielmehr auch Lehren für die Gegenwart und Zukunft gezogen werden.
 
Konkret:
Kann das Selbstverständnis der katholischen Kirche, das eigene Ethos im Umgang mit Gewerkschaften diesseits von Oder und Neiße anders sein als jenseits der Flüsse?
Es war damals, so mag man einwenden, jenseits ja ein anderes System als "im demokratischen Westen". Schon ein Blick in die wichtige Sozialenzyklika "Laborem exercens" zeigt aber, dass diese eben gerade nicht nur für die damaligen Verhältnisse im nicht all zu fernen Osten geschrieben war, sondern universelle Gültigkeit hat. Nicht ohne Grund hat Papst Benedikt diese Enzyklika seiner Heimat "besonders an's Herz gelegt".
 
Gewerkschaft - das ist doch auch der solidarische Zusammenschluß der Arbeitnehmer in sogenannten "kapitalistischen Staaten". Und auch hier geht es um elemenatare, universelle Menschenrechte. "Diese Wirtschaft tötet" hat Papst Franziskus klar und prägnant formuliert. Und er hat damit eine Aussage getroffen, die sich - weltweit - immer wieder bestätigt. Von den Arbeitsverhältnissen in den Textilfabriken von Bangladesh bis zu den deutlich erhöhten Zahlen von Atemwegserkrankungen in der Nähe der Kohlekraftwerke in Deutschland - all das sind Auswirkungen einer Wirtschaftspolitik, die das kurzfristige Gewinnstreben (Profitmaximierung) fördert und Nachhaltigkeit und Solidarität hintan stellt.
Und auch unsere Kirche ist (oder hat sich) den betriebswirtschaftlichen Regeln "des Marktes" unterworfen, und dabei (?) die Gewerkschaften als Gegner der Gewinnerzielung ausgemacht. Wie sonst lässt sich erklären, dass die Bischöfe der Deutschen Kirche trotz gegenteiliger Hinweise aus Rom und eigener Erkenntnis (Marx: Das Kapital) weiterhin die Sozialpartnerschaft mit Gewerkschaften verweigern? Wie sonst lässt sich erklären, dass ein teures Konkurrenzsystem zum Tarifvertrag aufgebaut ist, dessen beste Ergebnisse dann erzielt werden, wenn die Tarifverträge des öffentlichen Dienstes kopiert wurden?
 
Es täte der Kirche gut, sich selbst auch den eigenen ethischen Maßstäben zu unterwerfen und die Sozialpartnerschaft mit Gewerkschaften zu suchen - nicht als Konkurrenz sondern als Basis für eine wirklich christliche Dienstgemeinschaft, die nach wie vor kirchenspezifische Regelungen ermöglicht.
 
escz

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