Dienstag, 22. Oktober 2019

Stiftung Liebenau denkt an Alternative zum Dritten Weg

 
 
Katholischer Träger sucht Gespräch mit Gewerkschaft
 
Der Vorgang ist mehr als ungewöhnlich: Obwohl die Kirchen darauf pochen, ihr Arbeitsrecht selbst zu regeln, sucht ein katholischer Träger das Gespräch mit der Gewerkschaft. Die Folgen sind schwer abzuschätzen.
 
und berichtet unter anderem:
 
...
Nach achtjährigen zähen, letztlich vergeblichen Gesprächen kam es am Jahresende 2018 für drei Liebenau-Tochtergesellschaften zum Bruch mit den AVR-Strukturen. Auch weil das Bistum die Ausnahmegenehmigung - kirchlicher Betrieb ohne kirchliche Bezahlstruktur - nicht bis zum Sankt-Nimmerleinstag verlängern wollte. Die Liebenau kündigte daraufhin an, mit Verdi zu verhandeln. Vor allem geht es um die Tochter "Liebenau Leben im Alter" (LiLa) mit rund 800 Angestellten.
Für die Gewerkschaft zunächst keine einfache Situation, weil der gewerkschaftliche Organisationsgrad im Pflegebereich meist sehr gering ist.
Verdi verspricht sich einiges, investierte Zeit und Geld und gewann nach eigenen Angaben im vergangenen Vierteljahr in den 18 LiLa-Einrichtungen rund 150 neue Mitglieder. Der Bitte der Liebenau um Tarifverhandlungen wurde entsprochen. "Irritiert" war die Gewerkschaft, als sich die Liebenau vor ein paar Wochen "offen für Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi, aber auch für Gespräche mit den Partnern im kirchlichen Dritten Weg" zeigte. Die Nachfrage der KNA, mit wem die Liebenau lieber sprechen wolle, beantwortete die Stiftung so: "Entscheidend ist, dass am Ende dieser Verhandlungen Einvernehmen über ein Vergütungssystem innerhalb der Liebenau Leben im Alter erzielt wird."
Als ausgeschlossen gilt, dass sich die Verdi-Vertreter und die kirchlichen Mitarbeitervertreter, von denen viele selbst Gewerkschafts-Mitglieder sind, jetzt von der Liebenau gegeneinander ausspielen lassen und Dumping-Angebote für eine Einigung machen - auch wenn beide Parteien eigene Interessen für einen Abschuss haben.
Zu hören ist, "dass beide Seiten sehr gut kooperieren". Ob das der Stiftung immer bewusst war? Unter Druck steht nun vor allem die Dienstgeberseite innerhalb der paritätisch besetzten Kommissionen des Dritten Weges. Von ihnen stammt ein Gesprächsangebot an die Liebenau mit der Idee, vielleicht über eine Art Stufenplan wieder in den Dritten Weg zurückzukehren.
Die Wellen aus dem Bodenseeraum schwappen inzwischen bis nach Berlin.
...
 
Wir können grundsätzlich nur auf unser ständiges "ceterum censeo" verweisen: der "Dritte Weg der Deutschen Kirche" ist mit dem päpstlichen Lehramt und dem universellen Kirchenrecht der katholischen Kirche, die eine Sozialpartnerschaft mit Gewerkschaften vorsehen, unvereinbar.
Diese Sozialpartnerschaft schützt auch vor Lohndumping, kann und darf also für "Schmutzkonkurrenz" nicht missbraucht werden.
Dazu ver.di - LiLA gGmbH
 
Es bleibt spannend.
 
 
 

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