Fachkräftewoche: ver.di fordert Maßnahmenpaket gegen Personalmangel in der Pflege
30.10.2015Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) sieht bisher keine konzertierte Aktion aller Träger von Pflegeeinrichtungen, um dem Fachkräftemangel in der Altenpflege abzuhelfen. Besonders private Pflegekonzerne weigerten sich noch immer, faire Tariflöhne zu zahlen. Bisher sei eine Verbesserung der Situation in den Altenpflege nicht ansatzweise erkennbar. „Es zeichnet sich ab, dass die Anbieter von Pflegedienstleistungen der Nachfrage aufgrund des fehlenden Fachpersonals nicht mehr Herr werden. Statt des Pflegemarkts wachsen die wirtschaftlichen Risiken wegen Personalmangels“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler zum Ausklang der „Fachkräftewoche“ von Regierung, Wirtschaft und Gewerkschaften.
Dies betreffe nicht nur die Pflegebranche im engeren Sinne, sondern auch andere Wirtschaftszweige, weil dort tätige pflegende Angehörige in ihrer Berufsausübung eingeschränkt würden. „Wir fordern deshalb ein Maßnahmenpaket aus verbindlichen Personalvorgaben, einer Entlastung für Pflegekräfte und besserer Bezahlung, um die Pflegeberufe insgesamt attraktiver zu machen und so dem Mangel zu begegnen“, betonte Bühler.
Bereits heute könnten innerhalb von drei Monaten nur 39 von 100 ausgeschriebenen Stellen besetzt werden. Künftig drohe der Engpass noch dramatischer zu werden: Bis 2030 rechnen Experten mit einem Anstieg der Zahl der Pflegedürftigen um rund eine Million, der einen zusätzlichen Bedarf von 325.000 Vollzeitstellen in der Altenpflege, darunter 140.000 Pflegefachkräfte, nach sich ziehen.
Um die Pflege insgesamt konkurrenzfähig gegenüber anderen Berufsfeldern zu machen, sei die Einführung eines verbindlichen, bundesweiten Personalschlüssels erforderlich: „Wenn nur 20 Prozent der Pflegebeschäftigten glauben, in ihrem Beruf bis zur Rente gesundheitlich durchhalten zu können, läuft grundsätzlich etwas verkehrt. Eine nachhaltige Entlastung der Beschäftigten ist deshalb überfällig“, betonte Bühler. Außerdem sei eine spürbare und dauerhafte Aufwertung der pflegerischen Tätigkeiten nötig. Die emotionale und körperliche Belastung und die hohe Verantwortung müssten honoriert werden: „Bruttolöhne von 1.700 Euro monatlich für eine Pflegefachkraft in Vollzeit wie etwa in Sachsen-Anhalt müssen endgültig der Vergangenheit angehören“, sagte Bühler: „Wir brauchen einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für die Altenpflege.“ Auch müsse gesichert werden, dass eine entsprechende Ausbildung für Umschüler attraktiv bleibe, in dem das dritte Jahr in der Pflegeausbildung weiterhin von der Bundesagentur für Arbeit gefördert werde.
Quelle: Pressemitteilung Ver.di 30.10.2015
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