Mittwoch, 10. Januar 2018

„Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon." (Mt. 6,24).

Mit diesem einleitenden Zitat fordert die KAB im Bistum Trier "Kapitalismuskritik" ein.
Quelle: KAB Trier, Internet

Die KAB bezieht sich bei ihrer Forderung auf das Schreiben „Evangelii Gaudium" von Papst Franziskus.

In seiner aktuellen Predigt zur Frühmesse hat Papst Franziskus anlässlich des Tagesevangeliums nach Markus (Mk 1, 21-28) das Problem der Glaubwürdigkeit kirchlicher Amtsträger angesprochen. Das Gepredigte, das Wort und das eigene Tun müssen in Einklang stehen:
„Jesus spricht in dieser Hinsicht Klartext: Tut, was sie euch sagen; sie sagen die Wahrheit, aber tut nicht, was sie tun. Das ist das Doppelleben. Es ist schrecklich, Hirten zu sehen, die ein Doppelleben führen. Das ist eine Wunde für die Kirche. Die kranken Hirten, die ihre Vollmacht verloren haben und mit dem Doppelleben weiter machen."
Quelle: Radio Vatikan vom 09.01.2018.

Und ein Glaubwürdigkeitsproblem besteht vielfach auch im Bereich des arbeitsrechtlichen Handelns kirchlicher Arbeitgeber. Das fängt schon mit dem klaren Bekenntnis zum Gewerkschaftsprinzip in den päpstlichen Sozialenzykliken und der Praxis des "Dritten Weges" an - und es endet nicht bei der Führung kirchlicher Einrichtung, die primär nach betriebswirtschaftlichen Regeln und nicht nach der Frage erfolgt, wie den Patienten am Besten gedient ist.

Wir möchten ergänzend auf die Ideen Gustav Schmollers, eines der einflussreichsten Ökonomen des Kaiserreichs verweisen.
Schmoller - den man wohl mit einigem Recht als den Hans-Werner Sinn des späten 19. Jahrhunderts bezeichnen könnte - und seine Historische Schule der Nationalökonomie prägten nicht nur fast 50 Jahre Lehre und Forschung, sondern auch die Wirtschafts- und Sozialpolitik im Deutschen Kaiserreich. Schmoller war einer der einflussreichsten Gelehrten seiner Zeit.
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Schmollers Denken lässt sich knapp zusammenfassen: Sein Ziel war es, ökonomische Prozesse so zu gestalten und zu begleiten, dass sie dem Einzelnen wie auch der Gesellschaft dienlich sind. Er war davon überzeugt, dass Ökonomen politisch und gesellschaftlich Position beziehen müssen. .... Auf der von Schmoller wesentlich mitinitiierten Gründungsversammlung des Vereins für Socialpolitik, der bis heute eine einflussreiche Stimme der deutschsprachigen Ökonomen ist, führte Schmoller im Jahr 1872 zu seinem Programm aus: Es gehe darum, "die untern Classen soweit zu heben, zu bilden, zu versöhnen, dass sie in Harmonie und Frieden sich in den Organismus der Gesellschaft und des Staates einfügen".

Sein Programm würde man heute wohl mit den Schlagworten "Befähigungsgerechtigkeit" und "soziale Inklusion" charakterisieren. Die Distanz zu marktliberalen Positionen und die Hinwendung zu sozialen Nöten brachten ihm und Gleichgesinnten die Bezeichnung "Kathedersozialisten" ein.
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Quelle: Nils Goldschmidt, Dozent für Wirtschaftswissenschaft an der Universität Siegen, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft und Mitherausgeber von Schmollers Jahrbuch - Journal of Contextual Economics in einem Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung vom 26. Juni 2017 - Titel: Wirtschaft muss den Menschen dienen"


Wir möchten diese Erkenntnisse heute den Verantwortlichen der kirchlichen Einrichtungen in Erinnerung rufen - insbesondere der Einrichtungen, die im Sozialbereich aktiv sind, also in der Altenpflege, in der Behindertenhilfe, in der Krankenpflege oder der Kinder- und Jugendhilfe.

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