Nein, es geht nicht um die Gestalt der AVR Caritas in den Träumen der Dienstgeber, sondern um das deutsche Altenpflegesystem, dem sich Dr. Cornelia Heintze in der Neuen Caritas (16/2014, S. 9ff)* in ihrem vergleichenden Blick auf die sozialstaatliche Organisation der Altenpflege in den nordischen Ländern widmet:
"Individuell angepasst und auskömmlich finanziert" ist Einschätzung, die aus der Sicht von Dr. Heintze für die nordischen Länder passt, nicht aber für das deutsche Modell und die deutsche Praxis.
Der Aufsatz ist außerordentlich lesenswert; wer die Neue Caritas nicht zur Hand hat, sei auf eine Kurzfassung der von Dr. Heintze verfassten Studie in der Reihe Wiso-Diskurs "Auf der Highroad - der skandinavische Weg zu einem zeitgemäßen Pflegesystem" verwiesen, die online verfügbar ist und demnächst aktualisiert werden soll.
Etwas irritierend ist das Statement von Dr. Thomas Becker "Das Beste aus beiden Pflegesystemen": Trägerpluralität beibehalten und die Kommunen stärker in die Pflicht nehmen ist ja in Ordnung, aber was heißt:
"In Skandinavien ist das Pflegesystem viel teurer, weil eben nur vom Staat gelenkt finanziert und sogar noch selbst angeboten"?
Ist das Pflegesystem in Skandinavien nicht vor allem deswegen viel teurer, weil die Beschäftigten anständig vergütet werden und ein deutlich höherer Personalaufwand den zu Pflegenden zugute kommt und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten fördert?
Ist etwa die Pflege in Dänemark nur deswegen besser, weil den dänischen Politikern noch kein Ökonom erklärt hat, dass der Staat mit abgesenkten Personalquoten und niedrigeren Vergütungen viel Geld sparen kann?
Ohne eine solidarisch ausgebaute Vollversicherung wird eine menschenwürdige Pflege nicht zu realisieren sein. Der Trägerpluralismus und die freie Wohlfahrtspflege sind da nicht das Problem, da hätte auch ein islamischer Wohlfahrtsverband noch gut Platz.
*online leider nicht oder noch nicht verfügbar und zum mitdiskutieren freigegeben
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