Mittwoch, 4. Oktober 2023

Für die "katholische Welt" gibt es heute gleich zwei Ereignisse in Rom.

Da ist zum einen der Beginn der Weltsynode, also die weltweite Bischofssynode zur Synodalität, auf die wir gestern bereits hingewiesen haben. Die Synode soll den künftigen "Kurs der Kirche" bestimmen. Dazu gehört wohl zunächst eine Bestimmung des eigenen Standortes. Schon jetzt ist erkennbar, dass wesentliche Teile der Bischöfe unter "Synodailät" jeweils etwas anderes verstehen *). Vielleicht wäre es da schon hilfreich, wenn nationale Kirchen verpflichtet würden, die römischen Vorgaben - etwa zur Anwendung des weltlichen Arbeits- und Sozialrechts auf der Grundlage der katholischen Soziallehre (vgl. c. 1286 CIC) und damit auf Basis des päpstlichen Lehramtes - auch selbst umzusetzen.

Am gleichten Tag wird das neue Schreiben mit dem Titel „Laudate Deum“ („Lobet Gott“) in Form einer sogenannten Apostolischen Exhortation, also als päpstliches Mahnschreibens, zu ökologischen Themen, insbesondere zum Klima- und Umweltschutz veröffentlicht. Damit soll die letzte Umwelt- und Sozialenzyklika „Laudato si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ fortgeführt werden. Vatican News@vaticannews_de **) erklärt zu dieser Vorgängerenzyklika:
Das Schreiben ist zugleich eine „grüne Sozialenzyklika“, mit der Franziskus eine „ganzheitliche Ökologie“ aus Sicht der Ärmsten vertritt. Laut dem Papst kann man über Umweltschutz nicht sprechen, ohne soziale Gerechtigkeit, das globale Wirtschaftssystem, die Flüchtlingsproblematik und die Menschenrechte in den Blick zu nehmen.
Die Umweltbewegung hat nicht ohne Grund schon seit Jahren auch in der Gewerkschaft ver.di einen breiten Raum (Foto: movieaachen).
Bemerkenswert: Das vatikanische Presseamt führt die deutsche Klimaschutz- und Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer als Teilnehmerin einer Pressekonferenz mit dem Titel "Laudate Deum: Stimmen und Zeugnisse zur Klimakrise" am morgigen Donnerstag auf.

Arbeitgeber-Macht und soziale Gerechtigkeit sind Aspekte, vor denen wir das spezifische Arbeitsrecht der katholischen Kirche in Deutschland immer wieder kritisieren. Insofern scheinen beide Ereignisse für unseren Blog nicht irrelevant.


*) Vieles, was die deutschen Katholiken anstrebten oder sogar schon praktizierten, wird (schon) in Ländern wie Polen als Häresie – als Ketzerei – empfunden. 
"Synodalität wird in Asien auch als Harmonie verstanden." Das heißt doch nichts anderes, als dass zunächst ein "Schulterschluss" versucht werden soll. Nach guter alter katholischer Rechtstradition würde dann nach Kompromissen gesucht, in dem einzelne Formulierungen solange gedreht und mit unbestimmten Begriffen ins vage geschoben werden, bis sich jeder der Autoren mit seinen konträren Meinungen in der Formulierung wiederfindet. Die "Grundordnung des kirchlichen Dienstes" ist mit ihren unbestimmten Rechtsbegriffen in Art. 7 ein Beispiel für diese Art der Einigung. Das ist das Gegenteil der rechtsstaatlichen Tradition Deutschlands, in der Normen möglichst präzise formuliert werden.
Im Kern geht es aber wohl um das Verhältnis von "Bischöfen und Macht" - wobei "Macht" in unterschiedlichsten Formen ausgeübt, und missbraucht werden kann. Und da werden in einer Gemeinschaft klare und unmissverständliche Regeln benötigt, sonst gerät Macht zur Willkür. 
Nun, warten wir ab, wie das Ergebnis der langen Beratungen sein wird.

**) Vatican News ist ein Dienst des Dikasteriums für die Kommunikation des Heiligen Stuhls, also überspitzt des "Informations- und Propaganda-Ministeriums" des Papstes. Insofern kann eine Meldung von Vatican News auch als offiziös bezeichnet werden.

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