Montag, 9. Oktober 2023

Hundertausende an Krippenplätzen fehlen

Prof. Dr. Stefan Sell twittert
Fast 300.000 U3-Kitaplätze fehlen. Deutschlandweit fehlt für rund jedes siebte Kind unter drei Jahren ein Betreuungsplatz, so Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)
Die entsprechende Berechnung findet sich hier:
Deutschlandweit fehlt für rund jedes siebte Kind unter drei Jahren ein Betreuungsplatz, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Besonders in Bremen und im Saarland haben es Eltern schwer.
In dem Zusammenhang dürfen wir auf unseren Beitrag vom 25. Januar 2019 verweisen. Bremen und das Saarland gehörten zu den Bundesländern, die Gelder aus dem "Gute KiTA-Gesetz" nicht zur Verbesserung der Qualität sondern zur Senkung der Elternbeiträge genutzt haben.
Zurück zur Veröffentlichung des IW:
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Obwohl Eltern und ihre Kinder seit zehn Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben, gab es in diesem Jahr für 299.000 Kinder unter drei Jahren keinen Platz. Das zeigen Berechnungen des IW auf Basis neuere Daten des Statistischen Bundesamtes und des Bundesfamilienministeriums. 1,16 Millionen Eltern wünschten sich einen Betreuungsplatz für ihr Kind, doch nur 857.000 bekamen einen. Insgesamt geht jedes siebte Kind unter drei Jahren leer aus.
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Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen könnte die Zahl der Kinder vor dem Hintergrund der derzeit sehr starken Zuwanderung auch wieder ansteigen. Zum anderen belastet der Fachkräftemangel viele Kitas: 2022 konnten von rund 30.000 offenen Stellen im Bereich Kinderbetreuung und -erziehung rechnerisch 22.000 Stellen nicht besetzt werden. „Obwohl das Problem seit vielen Jahren bekannt ist und Eltern seit zehn nunmehr zehn Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben, ist die Situation nach wie vor prekär“, sagt Studienautor Wido Geis-Thöne. „Die Politik muss dringend nachsteuern, den Erzieherberuf attraktiver machen und konsequent Kitas ausbauen.“
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was den Fachkräftemangel betrifft - da kämpft ver.di (zusammen mit der Schwestergewerkschaft GEW) ja schon seit Jahren um eine Attraktivitätssteigerung und Aufwertung der KiTAs (Kindertagesstätten - für Kinder unter 3 Jahren als Krippe, für Kinder von 3 Jahren bis zum Schulalter als Kindergarten und für Schulkinder als Hort bezeichnet - wir berichteten). Der Schuss ist aber vielfach immer noch nicht gehört worden.
So hat die bayrische Staatsregierung die Gelder aus dem "Gute-KiTA-Gesetz", die für die Qualifizierung des Personals bestimmt waren, 2019 als "Wahlkampfgeschenk" zur Senkung der KiTA-Gebühren auch für die vermögenden Eltern genutzt. Der damaligen Koalition war es offensichtlich wichtiger, die Arztgattin beim Golf- oder Tenniskurs zu unterstützen als die Attraktivität der KiTAs zu erhöhen.

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