Dienstag, 3. Oktober 2023

Morgen, am 4. Oktober, startet in Rom das große Treffen zur Weltsynode.

der "Generalrelator" der Synode, Kardinal Hollerich (einer der engsten Berater des Papstes), hat in einem bemerkenswerten Interview dem Podcast "Himmelklar" einen Einblick in seine Erwartungen gestattet. Zudem äußert er sich im Interview zu der Gefahr, dass sich die deutsche Kirche "zu Tode verwaltet".
Eine reine Kirche von oben nach unten funktioniert heute nicht mehr.
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Die Kritik von der konservativen Seite finde ich eigentlich unerhört. Das heißt, ich lege als Individuum fest, was katholisch ist, und es macht mir gar nichts aus, wenn ich mit dem Papst dabei im Widerspruch stehe?! Ich muss ja als Katholik auf das Magisterium (Lehramt, d. Red.) der Kirche hören. Bei einigen Leuten hört das Lehramt anscheinend bei der Wahl von Papst Franziskus auf. Das heißt, sie nehmen nicht mehr wahr, was der Papst uns alles schon gelehrt hat und was auch für mich zum Magisterium der Kirche gehört.
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Für mich ging es da immer um das Teilen von Macht. Wir sollen keine Macht in der Kirche haben. Es gibt Autorität in der Kirche. Es gibt Dienst in der Kirche. Ministerium wird dann auf Deutsch mit "Dienst/Amt" übersetzt, wo ich mit dem "Amt" nicht so ganz glücklich bin. Wenn ich jetzt Machtstrukturen, die historisch gewachsen sind, nicht dem Evangelium entsprechen, teilen möchte, dann ist es noch keine Bekehrung zum Evangelium.

Himmelklar: Sondern das wäre?

Hollerich: Auf Macht verzichten, Autorität leben in der Kirche, Dienst leben in der Kirche.
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Die deutsche Kirche hat ja einen Riesenapparat von Beamten. Und die Zahl der Katholiken wird immer geringer. Die deutsche Kirche wird die große Aufgabe haben, die Verwaltung zu verkleinern. Das ist noch keinem Staat gelungen. Das wird eine Riesenaufgabe sein. Sonst wird die deutsche Kirche zu Tode verwaltet. Und ich glaube an die Integrität eines jeden, der in der Verwaltung arbeitet, dass er das mit gutem Gewissen tut, für die Kirche, für Jesus Christus. Das streite ich gar nicht ab.
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Wissen täten das, was wir hier u.a. zur Machtstruktur im spezifischen Arbeitsrecht der katholischen Kirche in Deutschland (und der konträr stehenden eigenen Soziallehre mit den Anmerkungen zur "Entweltlichung") schreiben, also einige - aber ob's was hilft? Zwischen "Erkennen" und "Tun" hat sich oft eine unüberwindliche Barriere aufgebaut.

In diesem Zusammenhang dürfen wir dem Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke zum Herbert-Haag-Preis 2024 gratulieren. Die Preisverleihung findet am 3. März 2024 in Luzern statt.
Lüdecke werde für sein Bemühen als Theologe und Publizist ausgezeichnet, "Aufklärung zu vermitteln über die absolutistischen Voraussetzungen des katholischen Kirchenrechts". Er verstehe sein Engagement als Appell zu Mündigkeit und Illusionslosigkeit.
berichtete katholisch.de
Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Artikel zu Grundlagen und Grundproblemen des Kirchenrechts, darunter auch: "Die Täuschung – Haben Katholiken die Kirche, die sie verdienen?" von 2021.
Die Täuschung besteht laut Lüdecke darin, dass Reformversuche der Kirche wie der gegenwärtige Synodale Weg oder die Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik (1971-1975) "Partizipationsattrappen" seien. Katholikinnen und Katholiken bekämen zwar den Eindruck, mitreden zu dürfen; entscheiden dürften sie aber nicht.
Die Verleihung des Herbert-Haag-Preises an Norbert Lüdecke würdige seine Aufklärungs- und Aufdeckungstheologie. Der Preisträger habe einen zentralen Stolperstein für kirchliche Reformbemühungen in den Vordergrund gerückt. Weiter heißt es: "Er fordert dazu auf, noch dickere Bretter zu bohren und Illusionen aufzugeben, die ohnehin nur Frustrationen erzeugen." ...

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