Im vergangenen Jahr waren noch 51 Prozent der deutschen Bevölkerung römisch-katholisch oder evangelisch. 1990 lag der Anteil bei 72 Prozent.Wenn in gut 30 Jahren etwas über 20 % der Bevölkerung die kirchliche Bindung verlieren, dann ist das mehr als ein Alarmzeichen für die Kirchen. Wie wird das dann in 30 Jahren - um die Mitte des Jahrhunderts - ausschauen? Und der Trend hat sich beschleunigt:
Verloren die Kirchen in den Jahren 2000 bis 2015 pro Jahr etwa 0,6 bis 0,8 Prozentpunkte am Bevölkerungsanteil, so sind es seit 2016 etwa 1,0 bis 1,4 Prozentpunkte.politische Mitbestimmung und individuelle Selbstverwirklichung - da steht das streng hierarchische System insbesondere unserer katholischen Amtskirche genau für das Gegenteil, wie das am spezifisch katholischen Arbeitsrecht deutlich wird.
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Seit den Sechzigern mit wirtschaftlichem Aufschwung, sich verändernden Familienstrukturen und der Emanzipation der Frauen setzte der kulturelle Umbruch ein, sagte Pollack. Statt materieller Sicherung und sozialer Stabilisierung wurden politische Mitbestimmung und individuelle Selbstverwirklichung wichtig. Der Niedergang der Volkskirche begann. Religiöse Bindungen schwächten sich ab. Vor der Abwendung vom Glauben und den Kirchen stehe dabei meist der Verzicht auf die Teilnahme am kirchlichen Leben.
Ungeachtet aller systemkritischen Fragen, etwa ob eine religiöse Lehre "pluralisiert" bzw. "demokratisiert" werden kann:
1. es geziemt uns nicht, theologische Debatten zu führen. Theologie ist nicht unsere Kernkompetenz, auch wenn sich Theologen in unseren Reihen befinden.
Hinsichtlich der Warnung vor einer Kirchenspaltung durch den deutschen Reformprozess müssen wir aber konstatieren, dass das nationale Arbeitsrecht der deutschen Kirche, das auf einer historisch schwer belasteten Ideologie ("Dienstgemeinschaft") aufbaut und im Gegensatz zum universellen Kirchenrecht und der eigenen Soziallehre steht, schon längst den Kern einer Spaltung gegenüber der Weltkirche in sich trägt.
2. Bischof Jung (Würzburg) hat recht mit seiner Ausführung über die Kirche:
"Das Haus muss dringend gelüftet werden"erklärte er nach einem Bericht von katholisch.de. Jung sprach verschiedene "Duftmarken" an, die er in der Kirche wahrnehme, den:
"ätzenden Geruch der Kirchenkritik" etwa, der auch daher rühre, dass es lange Zeit nicht möglich gewesen sei, berechtigte Missstände offen anzusprechen und Kritik zu äußern. "Was unterdrückt wird, gärt", so Jung. ... Darüber hinaus gebe es auch den "strengen Geruch der Reinigungsmittel", mit denen das Haus gründlich gesäubert werden solle, betonte der Bischof weiter. Diskussionen um Machtverteilung, Teilhabegerechtigkeit, Transparenz und Strukturen stünden an und seien dringend notwendig. ... Und ob die Reformbemühungen am Ende das Haus wieder füllten, stehe noch dahin.Ob aus der Erkenntnis die richtigen Handlungen erwachsen?
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Die momentanen Diskussionen in der Kirche erweckten den Eindruck, als drehe sich alles Bemühen nur darum, "eine Fassade aufrechtzuerhalten, die an allen Ecken zu bröckeln begonnen hat". Die Situation zwinge alle, die in der Kirche Dienst täten, dazu, die eigene Motivation und Berufung zu hinterfragen: "Will ich das so, wie ich es erlebe? Ist das noch meine Kirche? Was hat mich motiviert, den Priesterberuf zu wählen, und was motiviert mich jetzt, ihn weiter auszuüben?", fragte Jung. Die Menschen mäßen die Verantwortlichen in der Kirche daran, ob sie die Liebe zum Herrn in der Ausübung ihres Amtes wahrnehmen könnten. "Kirche ist nur so vertrauenswürdig, wie es ihre offiziellen Vertreter sind", so der Bischof. (stz)
Bei der Gelegenheit:
Wir werden unseren Blog über die Kartage wieder ruhen lassen - und uns auch am Ostersonntag zurück halten. Der nächste Blogbeitrag dann wieder am Ostermontag, mit einen Nachricht über kleine Freuden für DGB-Mitglieder ...
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