Sonntag, 2. Februar 2020

Sonntagsgedanken: Wie weiter mit den Kliniken?

Während sich die einen über das (nicht besonders üppige) Ergebnis beim Pflegemindestlohn freuen
"Dienstgeber freuen sich über das Ergebnis" (berichtet Wohlfahrt intern)
und ver.di einen seit Jahren eingeforderten Erfolg sieht, sehen andere nur eine Untergrenze erreicht (wir berichteten).
Tatsächlich ist die Krankenhauslandschaft in einem Umbruch, dessen Ergebnis nicht absehbar ist. Das ZDF berichtet unter der Überschrift
Patientenwohl vor Profitstreben

Medizin im Sinne des Menschen
vom Modell Dänemark.
Um gerade in Notfällen rund um die Uhr Fachärzte vorhalten zu können, wurde die dänische Krankenhausstruktur radikal verändert. Zahlreiche Kliniken wurden geschlossen und zusammengelegt, landesweit gibt es noch 21 "Super-Kliniken".
Man kann sich ausrechnen, welche Auswirkungen eine solche Konzentration in Deutschland hätte. Wir haben kürzlich darüber berichtet, dass auch
Ärztepräsident Klaus Reinhardt ... fordert, kleinere Kliniken dicht zu machen und größere Krankenhäuser zu bilden, um den ökonomischen Druck zu mildern.
Ja klar - wenn es kein Krankenhaus mehr gibt, kann es auch keinen ökonomischen Druck auf die Betreiber geben. Solche Überlegungen können in Ballungszentren durchaus auf fruchtbaren Boden fallen. Wenn der Weg in's übernächste Krankenhaus noch kurz ist, mag man auf das nächste Krankenhaus ja verzichten können. Und dann kann die breiter aufgestellte Versorgung "in einem Haus" durchaus ein Fortschritt sein.
Was ist aber in den ländlich geprägten Regionen? Droht auch dort die nahe am Wohnort liegende Klinik zu schließen? Ist es wirklich ein medizinischer Fortschritt, wenn die einzige Geburtsklinik im Landkreis erst nach einer über einstündigen Autofahrt erreicht ist? Muss es wirklich sein, dass sich erst Geburtsstationen mit mindestens tausend Geburten im Jahr "rechnen"? Werden die vielen kleineren Krankenhäuser dann zu "ambulanten Gesundheitszentren", in denen Haus- und Fachärzte ihre Praxis führen?

Nochmal unser ständiges ceterum censeo: die Gesundheitsversorgung darf nicht "den Marktinteressen" geopfert werden. Es kann und darf nicht sein, dass Rentabilitätsüberlegungen (lohnt sich die teure OP noch?) die Behandlung bestimmen. Die optimale Versorgung ist zu gewährleisten. Und zwar für alle, und nicht nur für diejenigen, die sich die teuersten Medikamente noch leisten können. Da besteht in unserem Sozialstaat wohl sogar ein verfassungsrechtlicher Anspruch.
Und wenn es um die "strategische Ausrichtung des Gesundheitswesens" geht: da gehören dann beispielsweise Ärzte und die Pflegenden genauso an den "Entscheidungstisch" wie die Gesundheitspolitiker in Berlin oder wie die Bürgermeister und Landräte der betroffenen Gebietskörperschaften - und dazu brauchen wir eine enge Kooperation der Mitarbeiter'Innen der unterschiedlichsten Träger, egal ob kirchlich, kommunal, privat oder staatlich. Und das nicht nur im "Jahr der Pflegenden". Wer soll dieses "Zusammen bringen" leisten - wenn nicht eine starke Gewerkschaft wie ver.di?

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