Kardinal Marx, Landesbischof Bedford-Strohm und DGB Bayern-Vorsitzender Jena haben eine gemeinsame Erklärung zum 1. Mai veröffentlicht.
Im Folgenden die Gemeinsame Erklärung im Wortlaut:
Der 1. Mai, der traditionelle Tag der Arbeit, in Bayern auch der Tag der Patrona Bavariae und von ländlichen Traditionen, fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag.
Aus diesem Anlass machen wir darauf aufmerksam: Immer mehr Beschäftigte müssen auch in Bayern an Sonn- oder Feiertagen arbeiten. Damit verlieren jedoch die Sonn- und Feiertage ihren durch unser Grundgesetz und die Bayerische Verfassung geschützten Charakter als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erbauung. Den betroffenen Erwerbstätigen und ihren Familien geht auch damit Stück für Stück ihr Recht auf gemeinsame freie Zeit und Erholung verloren.
Daneben führen auch die zunehmende Digitalisierung und die damit einhergehende ständige Erreichbarkeit und permanente Betriebsamkeit von Unternehmen und Beschäftigten zu einer Aufhebung der Grenzen zwischen Arbeits- und arbeitsfreien Zeiten. Der Schutz arbeitsfreier Sonn- und Feiertage als Errungenschaft der Sozialen Marktwirtschaft ist in Gefahr, einem Rund-um-die-Uhr-Wettbewerb geopfert zu werden.
Die Gewerkschaften und die Kirchen in Bayern wenden sich energisch gegen eine vollständige Ökonomisierung aller Lebensbereiche und treten ein für die Würde des arbeitenden Menschen.
Zugleich weisen wir darauf hin, dass nicht allein die unmittelbar Betroffenen, sondern unser gesamtes Gemeinwesen und seine verfassungsrechtlich verankerten Grundwerte unter der Aushöhlung des Sonntagsschutzes leiden. Der Sonntag muss als Ganzes geschützt werden, damit Zeit für Ruhe und seelische Erbauung, Familie und soziale Kontakte, Gottesdienste und Ehrenamt bleibt.
Wir appellieren an die politisch Verantwortlichen und die zuständigen Aufsichtsbehörden, dem bisherigen Trend entgegenzuwirken und Ausnahmen vom Sonntagsschutz nur in begründeten Einzelfällen zu gestatten.
Wir rufen die Arbeitgeber auf, zum Wohl ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und damit auch zugunsten des langfristigen Erfolgs ihres Unternehmens nur in absoluten Ausnahmefällen die Arbeitszeit auf die geschützten Sonn- und Feiertage auszudehnen.
In diesem Jahr gilt unsere Solidarität besonders den Flüchtlingen. Viele Menschen kamen im vergangenen Jahr auch zu uns nach Bayern auf der Suche nach Schutz vor Krieg und Verfolgung, Armut und Hoffnungslosigkeit. Anhaltend ist die Hilfsbereitschaft vieler gegenüber den Geflüchteten. Mit bewundernswertem Engagement setzen sich unzählige Mitarbeitende in Behörden und Verwaltungen, in den Kirchen und Wohlfahrtsverbänden, in Hilfswerken, bei der Polizei und Bundeswehr sowie Tausende von Ehrenamtlichen dafür ein, dass Flüchtlinge angemessen aufgenommen, versorgt und begleitet werden. Wir sind sehr dankbar für diese konkret praktizierte Mitmenschlichkeit und gelebte Kultur der Achtsamkeit gegenüber Bedürftigen.
Die Kirchen und Gewerkschaften in Bayern sind und bleiben aktive und vielfältig involvierte Bündnispartner im Ringen um gute politische, rechtliche, wirtschaftliche und soziokulturelle Rahmenbedingungen für die Integration der Geflüchteten. Wir setzen uns gemeinsam ein für ein friedliches und respektvolles Miteinander.
Jeder, der in unserem Land Schutz sucht, muss Anspruch haben auf ein faires und rechtsstaatliches Verfahren und eine menschenwürdige Behandlung. Auch denjenigen, die wegen wirtschaftlicher Not und Elend nach Deutschland kommen und als Ergebnis eines rechtsstaatlichen Verfahrens keine Bleibeperspektive haben und deshalb in ihre Heimat zurückkehren müssen, ist mit Empathie und Respekt zu begegnen. Die Verantwortung unseres Landes endet nicht an den Grenzen Europas.
Mit Sorge erfüllt uns die Tatsache, dass rechtspopulistische und rechtsextreme Gruppierungen das Thema Flucht und Migration instrumentalisieren, um Feindseligkeit zu schüren und einige sogar, um unsere freiheitlich-demokratische Ordnung in Frage zu stellen. Jeder Form von Hass, Rassismus, Beleidigung oder Gewalt treten wir mit Entschiedenheit entgegen. Wir sind an der Seite aller, die als „Fremde" ausgegrenzt, verunglimpft und bedroht werden. Und wir wissen uns an der Seite des demokratischen Rechtsstaats, dessen wichtigster Grundsatz der Schutz der Würde jedes einzelnen Menschen ist und bleiben muss. Dafür treten Kirchen und Gewerkschaften gemeinsam ein.
Wir sind auch dabei
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