Die Dokumentation befasst sich zwar mit der "Fleischindustrie" - wie gestern Abend bei Jauch schon heftig diskutiert; Fakt ist aber auch, dass in der "Pflegebranche" ebenfalls mit Werkverträgen ausländische Beschäftigte über Billiganbieter tätig werden, sogar für die Caritas, um etwa die ambulante Pflege zu übernehmen. Und damit wird die Refinanzierungsgrundlage wieder einmal "nach unten gedrück", was die tariftreuen Anbieter "unter Druck setzt".
Sicher, die in der "Fleischindustrie" geschilderte Dramatik ist wohl im Pflegebereich noch bei Weitem nicht erreicht. Trotzdem: "wehret den Anfängen". Entsprechende Presseartikel über den Einsatz vor allem osteuropäischer Beschäftigter im Pflegedienst, die zu deutlich günstigeren Löhnen beschäftigt werden, liegen uns vor. Und wir werden in der nächsten Zeit auch auf den einen oder anderen Bericht eingehen.
Die Süddeutsche Zeitung kommentiert im Internet:
...Nun - eine massenhafte Arbeitsplatzvernichtung ist durch den Verzicht auf Leih- und Werkverträge im Pflegebereich nicht zu erwarten. Die Patienten sind hier in Deutschland. Ein "allgemein verbindlicher Tarifvertrag" würde da schon ausreichen, um Lohndrückerei zu beenden.
Noch liegen darüber keine statistisch fundierten Zahlen vor. Es gibt aber einige Hinweise darauf, dass sich Werkverträge als neue Billiglohnmodelle auch in anderen Branchen ausbreiten. Im Handel füllen inzwischen meist Werkvertrags-Arbeitnehmer günstig Regale auf. Bei Daimler und BMW arbeiten Tausende in der Produktion - zu weit niedrigeren Löhnen als die Stammbelegschaft.
Hase- und Igelspiel zwischen Staat und Unternehmen
Dahinter steckt auch ein Hase- und Igelspiel: Der Staat reguliert, will das Soziale bei der Marktwirtschaft nicht untern Tisch fallen lassen, und Unternehmen, die unter einem enormen Konkurrenzdruck stehen, suchen nach neuen Wegen, um Kosten zu senken. Das zeigt das Ende des Booms in der Leiharbeit.
Als die damalige rot-grüne Bundesregierung die Spielregeln für diese Beschäftigungsform lockerte, wollte sie Betrieben helfen, ihre Auftragsspitzen besser abzudecken. Doch dann häuften sich Berichte über Arbeitgeber, die Leiharbeiter als ständige, flexible und kostengünstige Manövriermasse anmieteten, um sie bei Bedarf schnell abstoßen zu können.
...
Die nächste Bundesregierung muss deshalb ein Kunststück vollbringen: Sie muss gegen die neuen Niedriglohn-Tricks vorgehen, ohne dabei Arbeitsplätze massenhaft zu vernichten.
-----------
"Und geben Sie den Hinweis auf diesen Blog auch an Freunde und Kolleginnen und Kollegen weiter! Denn nur in einer großen Gemeinschaft kommen wir voran!" FlyerzumBlog
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.
Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.