Montag, 26. September 2022

Medienrundschau: Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz

Die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Fulda zeigt in den kirchlichen Medien gespannte Erwartungen.
Radio Vatikan bringt heute zwei Berichte:
Schwerpunkte der Beratungen sind laut eienr Pressemitteilung der Deutschen Bsichofskonferenz (DBK) nicht nur der Fortgang des Synodalen Weges, sondern auch die Vorbereitung des Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischöfe im November 2022 in Rom. Ebenso besprechen die Bischöfe Punkte aus der vergangenen Synodalversammlung, die dann in Rom vorgebracht werden sollen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Beratungen ist demzufolge die Neuordnung des Themenbereichs sexueller Missbrauch an Minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen.
Quelle und mehr: Radio Vatikan
Radio Vatikan übernimmt weiter ein Interview mit Chefredakteur des Kölner Domradios, Ingo Brüggenjürgen, dieser bestätigt sowohl die "Zerrissenheit der Bischöfe" wie auch die wesentlichen Themen in Fulda:
Ingo Brüggenjürgen (DOMRADIO.DE-Chefredakteur): Das wird auf jeden Fall eines der Hauptthemen sein. Das wurde schon im Vorfeld deutlich. Und jeder, der beim Synodalen Weg in Frankfurt dabei war, konnte sich selbst ein Bild davon machen, wie groß die Zerrissenheit ist.
Da tut sich wirklich ein großer Graben auf. Das hat auch der Passauer Bischof Stefan Oster gesagt: "Gräben, die kaum mehr versöhnbar erscheinen".
...
Brüggenjürgen: Die Bischöfe müssen sich ebenso auf den Ad-Limina-Besuch vorbereiten. Das sind regelmäßig anstehenden Besuche der gesamten Bischofskonferenz in Rom. Im November wird es soweit sein. Da pilgern die 69 deutschen Bischöfe alle zum Stuhl Petri in den Vatikan. Sie werden sich dort nicht nur mit dem Heiligen Vater treffen, sondern auch mit insgesamt acht Dikasterien. Der Vatikan hat seine ganze Verwaltung ja neu aufgestellt. Das dürfte spannend sein.
Ein Kenner der Materie sagte vorher, dass da richtig "Musik drin" ist. Da wollen wir mal schauen. Wir wissen ja, dass das Verhältnis zwischen dem Vatikan und den deutschen Bischöfen alles andere als ungetrübt und immer nur harmonisch ist.
Quelle und mehr: Radio Vatikan

Das Original des Interviews findet sich beim Domradio hier
"Nicht mit Harmoniesoße zukleistern"
neben einem weiteren Beitrag unter der Überschrift
Die wichtigsten Themen der Bischöfe


Auch katholisch.de widmet dem Beginn der Vollversammlung einen Bericht
Nicht wenige Bischöfe werden sich wohl mit einem etwas mulmigen Gefühl nach Fulda aufgemacht haben. Dort beginnt heute die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz – und nach der vierten Synodalversammlung vor etwas mehr als zwei Wochen wird das Treffen der Oberhirten vermutlich nicht besonders angenehm werden.
...
Bei dieser Fülle an Themen der Vollversammlung ist davon auszugehen, dass das vier Tage dauernde Treffen nur für die Krisenbewältigung und Vorbereitung der anstehenden Termine reichen wird. Die Beschäftigung mit der eigentlichen Arbeit der Bischofskonferenz, die in den Kommissionen stattfindet, könnte zu kurz kommen. ...

Kirche und Leben stellt schließlich die Kernfrage:
Wie reformbereit sind die Bischöfe?
Und zum Abschluss gehen wir mal wieder in den Süden der Republik, MK-Online (München) meldet:
Katholische Bischöfe vor spannender Vollversammlung

Umso erstaunlicher scheint, dass in den normalen Medien die Berichte zur Bischofskonferenz gesucht werden müssen. Ein erster "Überflug" von FAZ über FR bis zu WELT und ZEIT brachte jedenfalls keine Online-Meldungen, auf die wir verweisen könnten.
Lediglich die TAGESSCHAU
Kaum versöhnbare Positionen
und das ZDF HEUTE
Reformprozess: Bischöfe unter Druck
hatten einen Bericht an prominenter Stelle. Das zeigt wohl auch, wie die katholische Kirche an gesellschaftlicher Relevanz verliert.


Bei der Gelegenheit möchten wir auf ein weiteres Ereignis hinweisen:
30 Reformgruppen, Initiativen und Verbände haben sich am Wochenende in Köln getroffen, um Veränderungen in der katholischen Kirche voranzubringen. Zum Abschluss der "Kirchenvolkskonferenz" verabschiedeten sie ein Papier mit ihren Forderungen.
Dazu gehöre die Zustimmung des Vatikan zur Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen.
Die 1948 verabschiedete Allgemeine Erklärung der Menschenrechte umfasst 30 Artikel, in denen unter anderem das Verbot von Folter, der Schutz vor Diskriminierung und das Recht auf Meinungsfreiheit verankert sind. Der Heilige Stuhl hat die Charta bislang nicht unterzeichnet.
Quelle und mehr: katholisch.de ; siehe auch "Kirche und Leben"
Wir verweisen auf dieses Forderungspapier, weil die Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen auch die gewerkschaftliche Betätigungsfreiheit bis hin zum Streikrecht umfasst. Die ist allerdings schon längst in Rom angekommen und akzeptiert. So wie sich der Vatikan die einzelnen Forderungen der Charta in mehrfacher Weise angeeignet hat - aber halt nicht insgesamt als "Paket". Wir brauchen da nicht nur die päpstlichen Sozialenzykliken aufzugreifen. Es genügt schon ein Blick in den Katechismus (2435). Lediglich die deutschen Bischöfe können oder wollen das nicht wahrhaben - wie die Grundordnung beweist. Dass an dem Treffen über 30 Initiativen und katholische Verbände wie der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sowie reformorientierte Gruppen wie "Maria 2.0" und "#OutInChurch" und auch Initiativen von Missbrauchsbetroffenen teilgenommen haben, zeigt, wie zerrüttet das Verhältnis zwischen Amtskirche und Gläubigen ist. Bezeichnend ist aber auch die Blindheit der Veranstalter gegenüber dem kirchlichen Arbeitsrecht in Deutschland, die gewerkschaftliche Gruppierungen wie DGB oder unsere ver.di gar nicht erst zur "Kirchenvolkskonferenz" eingeladen haben. Sie gehen wohl davon aus, dass gewerkschaftlich organisierte MitarbeiterInnen in kirchlichen Einrichtungen nicht katholisch sind. Oder sie befürchten, dass Gewerkschafter die an den Vatikan gerichtete Botschaft mehr an die lokale Bischofsynode addressieren würden - wo diese Forderungen ja auch hingehören.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen




Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.

Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.