Sonntag, 18. Oktober 2020

Sonntagsnotizen - In der Kirche braucht es die Mutigen

am letzten Sonntag hatten wir aus der neuen Enzyklika des Papstes zitiert:
241. ... Wer Unrecht erleidet, muss seine Rechte und die seiner Familie nachdrücklich verteidigen, eben weil er die ihm gegebene Würde schützen muss, eine Würde, die Gott liebt. Wenn ein Verbrecher mir oder einem geliebten Menschen Schaden zugefügt hat, kann mir niemand verbieten, Gerechtigkeit zu fordern und dafür Sorge zu tragen, dass diese Person – oder irgendjemand anders – mir oder anderen nicht wieder Schaden zufügt. Das ist mein Recht, und Vergebung negiert diese Notwendigkeit keineswegs, sondern verlangt sie sogar.
Heute möchten wir auf einen Kommentar von Pater Max Cappabianca auf "katholisch.de" hinweisen:
Standpunkt
In der Kirche braucht es die Mutigen!

Immer mehr Geistliche, auch Bischöfe, wehren sich
gegen Ansichten der kirchlichen Moral, die sie nicht teilen, beobachtet Pater Max Cappabianca. Die Meinung der Gläubigen sei da geteilt – doch es brauche gerade diesen Mut.

...
Wer hätte sich vor zwanzig Jahren getraut, so etwas öffentlich zu sagen? So gut wie keiner! Man hätte auch mit ernsten Sanktionen rechnen müssen. In einigen deutschen Bistümern ist das bis heute so, und derzeit kommt Rom wahrscheinlich gar nicht mehr nach, alle Äußerungen "liberaler" deutscher Bischöfe disziplinarisch zu ahnden.
Es ist, als sei ein Damm gebrochen. Immer mehr Geistliche – die ja für die Kirche als Institution stehen – sind nicht mehr bereit, stillschweigend eine kirchliche Moral mitzutragen, die sie innerlich nicht teilen.
Viele Gläubige, ob im geistlichen Amt oder Laien, verunsichert dieser "Wind of change" und sehen die katholische Glaubenswahrheit in Gefahr. Andere begrüßen, dass endlich die Wahrheit gesagt wird und die kirchliche Bigotterie ein Ende hat. Wie wird diese Zerreißprobe ausgehen? Sind die Mutigen von heute die Pioniere einer zukünftigen Gestalt von Kirche oder nur ihr Spaltpilz?
...
Das Thema "Missbrauch" ist ein Symptom einer klerikalen Weltanschauung, mit der die "Organisation Kirche" wichtiger als deren Glieder gesehen werden. Dass mit "Schaufenster-PR" die offenen Wunden nicht heilen können, wird leider nicht gesehen. Ein "Schönheitspflaster" heilt keine eiternde Wunde. Und wer davon spricht, dass "das eigene Nest nicht beschmutzt" werden darf muss zur Kenntnis nehmen, dass das Nest beschmutzt ist und gesäubert werden muss - wenn man nicht im Gestank und sich ausbreitenden Maden ersticken will.

Andere Symtome dieser klerikalen Weltanschauung sind Finanzskandale (wir mussten mehrfach berichten) oder unsere historisch schwer belastete "Dienstgemeinschaft", an der wir uns abarbeiten.

Ja, in der Kirche braucht es die Mutigen. Diejenigen, die nicht müde werden, auf die eigene Soziallehre hinzuweisen und auf die damit nicht in Einklang zu bringende Praxis einer klerikal begründeten, vielfach unmoralischen, rein weltlich geprägten Machtausübung - die sich hinter scheinbar theologischen, in Wirklichkeit aber historisch schwer belasteten und nebulösen Begriffen wie "Dienstgemeinschaft" versteckt.
Wir brauchen die Mutigen, die nicht müde werden, gegen den Missbrauch einer rechtlich weit überdehnten "Selbstbestimmung" vorzugehen.
Wir brauchen die Mutigen, die eine theologische Überhöhung des "Dritten Weges" erkennen und ansprechen.
Wir brauchen die Mutigen, die Missstände anprangern und auf eine Änderung dringen.
Der Mensch steht im Vordergrund der kirchlichen Tätigkeiten - sollte es jedenfalls sein. Und nicht die Frage nach Kostenreduzierung und Rendite.
Der Mensch steht im Vordergrund der kirchlichen Tätigkeit - ob als Patient, durch Arbeitsvertrag tätiger oder in anderer Aufgabe.
Wer müde wird, wer resigniert, wer auch nur bequem wird (Matthäus 7, 13 - 14) der findet sich mit den Missständen ab; und das kann nicht im Interesse unserer Kirche sein.
Man könnte dazu auch 5. Buch Mose 11, Vers 26 bis 28 (Einheitsübersetzung 2016), Jeremia 21, Vers 8 (Einheitsübersetzung 1980) oder Buch der Sprüche 28, Vers 6 (Einheitsübersetzung 2016) lesen.

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