Mittwoch, 7. März 2018

Wo die Dienstgeber der AK Caritas die Probleme sehen

Die Dienstgeberseite der AK Caritas hat sich in einer Pressemitteilung zu den Tarifforderungen der Mitarbeiterseite der AK geäußert, die sich bekanntlich an den Forderungen von Ver.di in der aktuellen Tarifrunde im öffentlich Dienst orientieren.

 „Besonders der Betrag von 200 Euro, um den sich die Gehälter aller Berufsgruppen mindestens erhöhen sollen, ist aus unserer Sicht kontraproduktiv, weil er die Herausforderungen ausblendet, vor denen unsere Einrichtungen und Dienste aktuell und in Zukunft stehen“, sagt Norbert Altmann, Sprecher der Dienstgeberseite. Der Mindestbetrag führe bei den unteren Lohngruppen, die bei der Caritas sowieso schon überdurchschnittlich gut verdienten, zu überproportionalen Gehaltssteigerungen von bis zu 11 Prozent, was die Einrichtungen und Dienste im Wettbewerb weiter benachteilige. „Das ist weder sinnvoll noch sozial“, so Norbert Altmann. 

heißt es in der Pressemitteilung.

Dass die unteren Lohngruppen bei der Caritas "sowieso schon überdurchschnittlich verdienen" ist eine bemerkenswerte Formulierung. Wenn man sich die Tabellen des öffentlichen Dienstes oder auch der Kirchen, die sich am öffentlich Dienst orientieren anschaut, an denen sich auch die Caritas orientiert, dann kann von einem überdurchschnittlichen Dienst natürlich keine Rede sein. Vielmehr ist es so, dass bei einem eigentlich einigermaßen vergleichbaren Niveau (insbesondere auch in den "besseren" Vergütungsgruppen) die Caritas ihre Abweichungen nach unten durchaus systematisch fährt: so werden die Tariferhöhungen des öffentlichen Dienstes inzwischen regelmäßig nur zeitverzögert auch für die Caritas übernommen; so liegen in den neuen Bundesländern die Vergütungen flächendeckend unterhalb des normalen TVöD/AK Caritas-Niveaus; und so hat man in der Pflege den unteren Lohngruppen eine vom TVöD-Niveau nach unten abweichende Sonderstufe "P4" beschert.

Darüber, dass die Caritas in Sonntagsreden die zunehmende Spaltung der Gesellschaft beklagt, die sie mit ihrem Kampf gegen einen Mindestbetrag selbst betreibt, ist... ja was?

Fazit jedenfalls: auch die Dienstgeber der Caritas gönnen den unteren Lohngruppen keine "überproportionalen Gehaltssteigerungen". Denn das wäre "weder sinnvoll noch sozial".



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