Donnerstag, 1. Mai 2014

Die Kirchen müssten hier eigentlich Vorreiter sein und nicht Hinterherhinker

Nein, das ist kein Kommentar zur aktuellen Lage der Arbeitsrechtlichen Kommission der Caritas nach den Tarifabschlüssen des Öffentlichen Dienstes, sondern ein Zitat aus der Rede des bayerischen DGB-Vorsitzenden Matthias Jena zum 1. Mai 2014:

Wir brauchen  mehr Mitspracherechte der Betroffenen.  [...] Apropos Mitbestimmung: wir stehen hier im Schatten der Marienkappelle, deren Bau von Würzburger Bürgerinnen  und Bürgern finanziert wurde - Quasi als bürgerliches  Gegenstück zum bischöflichen Dom.
Und nicht nur deshalb sage ich auch ausdrücklich: wir brauchen endlich auch mehr und echte Mitbestimmung für die Beschäftigten in den Kirchen, bei Caritas und Diakonie.
Die Kirchen sind der größte Arbeitgeber nach dem Staat.
Das Bundesarbeitsgericht hat ausdrücklich das Recht auf gewerkschaftliche  Betätigung in kirchlichen Einrichtungen bejaht.
Mit der Evang. Kirche und der Diakonie sind wir in guten Gesprächen,  was das heißt und wie wir das gemeinsam  umsetzen können.
Am Ziel sind wir noch lange nicht, aber auf dem Weg.
Ich fordere auch die Katholische Kirche und ihre Einrichtungen  auf, mit uns in einen solchen Dialog einzutreten.
Kirchen und Gewerkschaften  sind in vielen Fragen nahe beieinander.
Wenn es um Gerechtigkeit geht, um den Umgang mit den Menschen die bei uns Asyl suchen, in unserer gemeinsamen  Sorge über die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in unserem Land und beim Kampf gegen Rechtsradikalismus- das habt ihr hier in Würzburg letztes Jahr am 1. Mai eindrucksvoll bewiesen.
Wenn ich mit Kirchenvertreten  spreche, erlebe ich immer wieder viele Missverständnisse. Deshalb sage ich auch auf einer Maikundgebung klipp und klar:
es geht uns nicht um den besonderen  religiösen Auftrag der Kirchen - der steht für mich außer Frage- es geht uns um mehr Mitbestimmung für die Beschäftigten.Ja, es gibt auch in den Kirchen Mitarbeitervertretungen und gemeinsame Kommissionen mit dem Arbeitgeber.
Aber in Sachen Mitbestimmung sind andere viel weiter.
Und ganz persönlich füge ich hinzu: für mich steht mehr Mitbestimmung nicht im Widerspruch zum christlichen Glauben - im Gegenteil: mehr und wirklich wirksame Mitbestimmung ergibt sich geradezu zwangsläufig aus dem christlichen Menschenbild.
Die Kirchen müssten hier eigentlich Vorreiter sein und nicht Hinterherhinker.

[Auszug aus der Kundgebungsrede des bayerischen DGB-Vorsitzenden Matthias Jena zum 1. Mai 2014 in Würzburg]





1 Kommentar:

  1. Einfach geil - ich wusste gar nicht, dass sich DGB-Vertreter so klassische katholische Parolen zu eigen machen

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