Samstag, 6. Oktober 2012

Die Tarifverhandlung AWO Bayern 2012 und ihre Auswirkungen auf die Caritas


Neulich um 8 Uhr morgens im Münchner Hauptbahnhof traf ich einen sehr wichtigen Caritas-Funktionär. Er konfrontierte mich mit dem Vorwurf, wir würden mit der AWO gemeinsame Sache machen und behaupten, dass die Caritas die unteren Einkommensgruppen schlechter  als die AWO bezahlen würden.
Ich war  zunächst völlig konsterniert. Denn wie kommt ein Caritas Dienstgeber dazu, ver.di und die AWO in einen Topf zu schmeißen, wie kommt er dazu, die Vorwürfe der AWO gegenüber der Caritas uns mit auf’s „Butterbrot zu schmieren“?

Nachdem mir dann auch noch unsere ehrenamtlichen Kollegen, die in Caritas-Einrichtungen beschäftigt sind, ähnliche Behauptungen seitens ihrer Dienstgeber erzählt haben, meine ich, ist es Zeit, einiges klar zu stellen.
Die AWO in Bayern und ver.di befinden sich aktuell in einer sehr schwierigen Tarifauseinandersetzung. Die Lage hat sich inzwischen so zugespitzt, dass wir bereits einen Arbeitskampf in Form eines Warnstreiks einleiten mussten. Ein Streik ist eine ausgesprochene ernste Angelegenheit für die Beschäftigten, für ver.di und natürlich auch für den betroffenen Arbeitgeber. Solche Maßnahmen ergreift eine Gewerkschaft nur, wenn es absolut notwendig ist.
Wie man dann uns „der Kumpanei“ mit der AWO unterstellen kann, ist völlig unverständlich und ein starkes Stück.

Was ist passiert?

Am dritten Verhandlungstag am 6. August 2012 hat uns die Arbeitgebervereinigung (AGV) AWO mit der Behauptung konfrontiert, dass der Wettbewerber Caritas sich Kostenvorteile verschafft hat, indem er die unteren Einkommensgruppen abgesenkt hat. Exemplarisch zeigte er uns dies an der Kr3a auf. Der Vorwurf an die Caritas kam von der AWO und nicht von uns!

Wir kämpfen in der aktuellen Tarifverhandlung TV AWO Bayern 2012 für eine einheitliche Gehaltssteigerung aller Beschäftigten und wehren uns gegen das Abkoppeln der unteren Einkommensgruppen. Dies ist über die Presseberichterstattung, über die Arbeitgeber-Infos und über unsere Tarifinfos gut nachzulesen. Also daher mein Rat, bitte erst sachkundig machen, bevor man unhaltbare und diffamierende Behauptungen aufstellt.
Gemeinsam versuchen wir ein Lohndumping in der Sozialbranche zu verhindern. Z.B. mit den Kollegen, aus der Arbeitsrechtlichen Kommission der Caritas, die bei uns Mitglied sind, stehen wir in einem  intensiven Austausch, um zu verhindern, dass es zu weiterem Lohndumping kommt.

Lorenz Ganterer, ver.di Bayern, Landesfachbereich 3 und Mitglied der Verhandlungskommission AWO
5. Oktober 2012

1 Kommentar:

  1. Man könnte meinen, die Arbeitgeber hätten sich abgesprochen: jeder zeigt auf den anderen, um mit dessen angeblich niedrigen Löhnen (die natürlich die Refinanzierung beeinflussen) zu begründen, das man "aus Wettbewerbsgründen" nicht mehr zahlen kann.
    Die Kr 3a bei der Caritas trifft nur eine minimale Anzahl von Beschäftigten, dafür hat die Caritas Bayern den TVöD übernommen.

    Aus diesem gegenseitigen "Aufzeigen" kommen wir raus - mit einem gemeinsamen und allgemein verbindlichen Sozialtarifvertrag, der die Grundlage für die Refinanzierung bietet.

    Da sollte schon der "Marktdruck" bei den Arbeitgebern entspechende Einsicht erzeugen - oder will man weiter Preiswettbewerb zu Lasten der eigenen Beschäftigten?

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