„Ich glaube schon, dass wir in unserer Kirche über die Machtfrage reden müssen, und das haben wir auch ja beim ‚Synodalen Weg‘ intensiv getan. Meine Frage geht – ich glaube, im Einklang mit der Besorgnis aus Rom – dahin: Was hat es zu tun mit der sakramentalen Verfassung der Kirche? Das ist eine herausfordernde, auch theologische Frage."wird der Passauer Bischof Oster von VATICAN.NEWS zitiert.
Der Synodale Ausschuss soll die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten. Dabei hätte sich der Vatikan mehrfach gegen die Gründung eines Synodalen Rats als Leitungsgremium von Bischöfen und Laien ausgesprochen - wie katholisch.de unter Bezug auf die KNA berichtet.
Nun sind Meinungsverschiedenheiten nichts negatives. Schon Petrus und Paulus haben heftig über den künftigen Weg "der Kirche" gestritten. Warum sollte das heute anders sein? Entscheidend ist nicht, ob man sich streitet - sondern wie diese Konflikte ausgetragen werden.
Auch heute geht es um nichts anderes als den "künftigen Weg der Kirche", die sich (so die Erfurter Theologieprofessorin Julia Knop) "in einem dramatischen Wandel befindet". Bleibt die Kirche eine in der Gesellschaft verwurzelte Kraft - oder entwickelt sie sich zunehmend in Isolierung? Die Frage ist nicht neu. In meiner Heimatstadt - einer im 19. Jahrhundert aus wenigen Bauernhöfen entstandenen Bergarbeitersiedlung - war die Lebenswirklichkeit der Bergarbeiter völlig anders geprägt als die der bäuerlichen Umgebung. Die Arbeiter, die nicht den stundenlangen Hin- und Rückweg in das Pfarrdorf auf sich genommen haben, um dort am Flurumgang teilzunehemn, waren deshalb nicht "weniger katholisch" oder gar "weniger gläubig" als die Bauern und ihr Gesinde im Pfarrdorf. Und doch hat diese "Lebenswirklichkeit" zur Bildung einer eigenen - vom Dorf getrennten - Gesellschaft beigetragen, nicht nur in meinem Heimatort - die aufihre Riten beharrende katholische Kirche hat es versäumt, auf die Lebenswirklichkeit der Arbeiter zu reagieren und letztendlich die Arbeiter verloren, wie schon in der "Würzburger Synode" beklagt worden ist.
Am letzten Donnerstg haben wir am Beispiel des Münchner Kardinals Faulhaber festgestellt, dass dieser "letzte Fürstbischof" in einer völlig anderen Welt lebte als das Gros der Münchner Bevölkerung. Faulhaber stand - seine Notizen belegen es - den Nöten großer Teile der Bevölkerung faktisch "sprachlos" gegenüber. Er hat die Beweggründe für die Ereignisse des 9. November 1923 und auch 1938 nicht wirklich "reflektiert". Sie waren seiner Welt fremd.
Heute steht die Kirche in einer sich schnell ändernden Gesellschaft vor einer ähnlichen Frage.
Will sie sich in einer freien Gesellschaft bewähren? Das verlangt, dass auch die Machtstrukturen - solange es nicht um sakramentale und theologische Fragen geht - an die freie (und bunte) Gesellschaft angepasst werden. Fürstbischöfliches Verhalten steht einer Partnerschaft konträr gegenüber. Dazu gehört dann aber auch die Frage der "Arbeitgebermacht". Welche Vergütung die Mitarbeitenden erhalten, wieviel Stunden sie arbeiten müssen - all das hat nichts mit der sakramentalen Verfassung der Kirche zu tun. "Entweltlicht Euch", so ist die katholische Kirche in Deutschland vom "deutschen Papst" aufgefordert worden.
Will die Kirche die vom Staat gewährten Privilegien behalten und ihren Status als "Staat im Staat" bewahren? Das wird dazu führen, dass die Kirche ihre gesellschaftliche Anerkennung und die Position in der Gesellschaft endgültig verliert, dass sie sich infolge dieses selbstgewählten gesellschaftlichen Exils auf ein Nischendasein am Rande der Gesellschaft einrichtet.
Bitte - wenn der Flurumgang wichtiger ist als der Kontakt zu den Menschen ... dann wird die Kirche auch erleben, dass sie sich nicht selbst "in der Kirche reformiert", sondern dass sie von aussen "reformiert wird". Die Kirche kann dann nur auf einen "gnädigen Hegemon" hoffen, der ihr nicht all zu viel von ihren zunehemd bedeutungslosen Privilegien nimmt.
Ned dass ma' drüber redt, ma sagt halt bloß
meint Erich scz
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