Sonntag, 22. Mai 2022

Sonntagsnotizen - Sturm-Warnung

Unter dieser Überschrift nimmt sich "CHRIST IN DER GEGENWART" (Ausgabe 21/2022) auf Seite 2 eines aktuellen Ereignisses an (wir berichteten):
Vielsagender aks der überraschende Rücktritt des Speyrer Generalvikars Andreas Sturm ist die Reaktion der Bischöfe

Stell Dir vor, eine römisch-katholische Führungsfigur verlässt die Kirche, tritt über zu den Altkatholiken - und kein Bischof sagt etwas dazu. Das geschieht gerade im Fall des zurückgetretenen Generalvikars Andreas Stum. Sein verzweifelter Rückzug hatte bis jetzt genau eine bischöfliche Reaktion zur Folge. Sturms bisheriger Chef, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, bedauerte den Rücktritt natürlich.
Und sonst? Nichts. Wir haben an dieser Stelle schon des Öfteren über Frustration und Fassungslosigkeit angesichts des Umgangs der katholischen Führung mit der massiven Kirchenkrise geschrieben. Es gehen einem die emotionalen Superlative aus. ...
Anm. 1)
Dem wäre nicht viel hinzuzufügen.

Aber eine klitzekleine aktuelle Meldung gibt es dann doch noch - aus dem SPIEGEL:
Schummelverdacht bei katholischem Hilfswerk
Wohin fließen die Missio-Spenden wirklich?

Das katholische Hilfswerk Missio wirbt damit, das Elend in armen Ländern zu bekämpfen. Doch interne Papiere zeigen: Ein großer Teil der Spenden landet in Deutschland und in der tipptopp renovierten Missio-Zentrale.
...

51,2 Millionen Euro hat das päpstliche Missionswerk 2020 eingenommen, und wer vorn im Bericht an den großen Bildern kleben bleibt, der muss glauben: Das Allermeiste davon landet in armen Ländern. Bei Pfarrern und Nonnen, die Gutes tun, bei der kirchlichen Nothilfe in den Jammertälern der Erde.

Schön wär’s.

Tatsächlich bleibt ein großer Batzen dort hängen, wo die Not am kleinsten ist: in Deutschland und in der tipptopp renovierten Missio-Zentrale.

Jenseits der schönen Fotos kann man weiter hinten im Jahresbericht sogar die Zahlen finden, die in dieses Bild zu passen scheinen. Sortiert nach Weltgegenden, steht dort, wie viel Geld Missio für Projekte im Ausland bewilligt hat – 28,7 Millionen Euro. Bleiben demnach 22,5 Millionen übrig, die offenbar in Deutschland geblieben sind. Mehr als 40 Prozent.

Noch trüber sieht die Sache aus, wenn man sich die Einnahmen genauer anschaut. Knapp 14 Millionen Euro bekommt Missio aus der Kirchensteuer. Die sind strikt zweckgebunden, landen fast komplett auf der Südhalbkugel. Was aber umgekehrt bedeuten würde: Von den restlichen 37 Millionen Euro, darunter all die Spenden barmherziger Christen, sollte anscheinend nicht mal jeder zweite ins Ausland gehen.

Der SPIEGEL hat interne Unterlagen von Missio Aachen eingesehen. Vor dem Katholikentag in Stuttgart kommende Woche nähren sie erneut Zweifel, ob in der katholischen Kirche in Deutschland Anspruch und Wirklichkeit zusammenpassen. ...

Damit nicht genug. So sehr Missio fleht, »den Ärmsten der Armen« zu helfen, so wenig redet Missio über seinen Reichtum: dass man offenbar auf 90 bis 100 Millionen Euro Vermögen sitzt. Davon tauchen gut 48 Millionen nicht mehr öffentlich auf, weil Missio den Reichtum in einem so gut wie unsichtbaren Förderverein gebunkert hat.
...
2)

Der nächste Finanz-Skandal einer an Selbstgefälligkeit und Machtmißbrauch überreich gesättigten Amtskirche ohne jede Kontrolle; und daran werden auch die schönen und beseelten Bilder vom kommenden Katholikentag nichts ändern können.


Anm. 1)
Inzwischen hat sich Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, zu Wort gemeldet und den Rücktritt des Speyerer Generalvikars Andreas Sturm als einen großen Schock bezeichnet.

Anm. 2)
Missio weist Spiegel-Vorwürfe zum Umgang mit Spenden zurück

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