Sonntag, 29. Mai 2022

Heute endet der 102. Deutsche Katholikentag

wir hatten bereits über die Erfahrungen gewerkschaftlich organisierter Katholiken aus kirchlich-katholischen Einrichtungen mit dem Katholikentag berichtet.
Die "Blase Katholikentag", die sich damals gezeigt hat und den Dialog zwischen #Politik und Zivilgesellschaft, zwischen Jung und Alt, zwischen der katholischen Basis und jenen, die die Kirche vertreten, verweigert wird immer kleiner. Das Interesse schrumpft.
So berichtete die "Stuttgarter Zeitung":
Während am Eröffnungstag (Deutscher Evangelischer Kirchentag) 2015 der ganze Schlossplatz bis zu den Treppen des Kunstmuseums mit Menschen gesäumt war und in einem Lichtermeer aus 60 000 Kerzen versank, wirkt der Auftakt des 102. Katholikentag am Eckensee eher wie ein Welt-Pfandfindertreffen. Am Ende werden dort 6000 Besucher vom Veranstalter gezählt. Eine wohlwollende Schätzung. Denn die Reihen auf der Wiese vor der Bühne sind licht. Entsprechend lau ist die Stimmung beim Vorprogramm.
Selbst "katholisch.de" bemerkt:
... die Freude trügt, denn es sind nur wenige Teilnehmer angereist – und diese verlieren sich in der Großstadt.
Die NZZ aus der Schweiz meint:
Auf dem deutschen Katholikentag lässt sich die Implosion der Kirche beobachten
...
Ob die katholische Kirche in Deutschland mittelfristig verschwindet, wird die Zukunft weisen. Dass und wie sie implodiert, lässt sich auf dem Katholikentag sehen.
Auch die konservative WELT bemerkt:
Hier schafft sich der Katholizismus ab
Und der ebenso eher konservative Bayerische Rundfunk meldet - diplomatisch verkkausuliert:
Katholikentag mit wenig Kontroverse und ohne Union

Ab heute findet in Stuttgart der 102. Katholikentag statt. Gut 30.000 Teilnehmer werden erwartet. Auffällig wenig vertreten im Programm sind hochrangige Unionspolitiker. CDU- und CSU-Spitze bleiben nahezu komplett fern.

... Anders, als noch beim letzten Katholikentag 2018 in Münster, an dem sich rund 90.000 Besucher beteiligten, werden heuer nur gut 30.000 Teilnehmer vor Ort erwartet.....
und das Domradio stellt abschließend fest:
Weniger Teilnehmer bei Katholikentag
Künftige Treffen schmaler?
27.000 Teilnehmende zählt der Deutsche Katholikentag, deutlich weniger als früher. Diese Zahl gaben die Veranstalter am Samstag vor Journalisten in Stuttgart bekannt. Nach Stuttgart seien 20.000 Dauer- und 7.000 Tagesgäste gekommen.

Der Katholikentag (ein Symbol unserer Kirche) hat seine Strahlkraft verloren. Nicht einmal mehr Politiker, die sonst jedes Volksfest und jede Eröffnung eines Straßentunnels heimsuchen, halten den Katholikentag noch für so wichtig, dass man dabei Präsenz zeigen müsste.

Grund genug, einen Blick auf das Verhältnis von Gesellschaft und Kirche zu werfen. Das Domradio hat uns dazu mit einem Rückblick auf den Münchener Katholikentag 1922 eine Steilvorlage geliefert. Es schreibt:
Katholikentag als Bühne im Streit um Kirche und Demokratie
Eklat zwischen Adenauer und Kardinal Faulhaber
Kardinal gegen Adenauer. Beim Münchener Katholikentag 1922 kam es zum Eklat. Es ging vor 100 Jahren um die Frage, wie weit sich Katholiken in einer pluralen Gesellschaft einbringen sollten. Faulhaber wollte den Saal verlassen.
...
wobei der bekennende Monarchist Faulhaber bereits vorher für heutige Verhältnisse nahezu "ausfallend" geworden war. Das Domradio schreibt dazu:
Faulhaber griff die Republik in seiner ersten Predigt vor 100.000 Menschen auf dem Königsplatz scharf an. "Die Revolution war Meineid und Hochverrat und bleibt in der Geschichte erblich belastet und mit dem Kainsmal gezeichnet", schimpfte er. Der aus der Revolution hervorgegangenen Republik sprach er jede Autorität ab. Die Weimarer Reichsverfassung sei eine Verfassung ohne Gott, kritisierte er und forderte, das öffentliche Leben nach den Gesetzen Gottes einzurichten. Dass die Verfassungen von 1849 und 1871 ebenfalls keinen Gottesbezug enthielten, übersah er dabei geflissentlich.

Wir werden in einigen Tagen zu Faulhaber und dessen Verhältnis zur freiheitlich demokratischen Gesellschaft mit ihren Gewerkschaften einen weiteren Beitrag liefern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen




Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.

Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.